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Jenseits von Afrika

Jenseits von Afrika

Titel: Jenseits von Afrika Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tania Blixen
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Siegestrophäen, ihre erbeuteten Fahnen. Der Somalihausherr ist von Natur mäßig, unwählerisch im Essen und Trinken und den Dingen des persönlichen Gebrauchs, karg und herb wie das Land, aus dem er stammt: die Frau ist sein Luxus. Auf sie richtet sich sein ganzes Begehren, sie ist das höchste Gut des Lebens – Pferde, Kamele und Vieh mögen sich dazugesellen, mögen auch wünschenswert sein, aber gegen ein Weib haben sie kein Gewicht. Die Somalifrauen bestärken ihre Männer in den beiden Grundzügen ihrer Natur. Sie verspotten unbarmherzig jede Weiblichkeit am Manne und bringen die größten Opfer, um ihren persönlichen Wert zu steigern. Diese Frauen könnten selbst kein Paar Schuhe kaufen, der Mann muß es für sie tun; sie können sich nicht selber besitzen, sie müssen einem Manne angehören, einem Vater, einem Bruder oder einem Gatten, und sie sind doch der einzige höchste Wert des Lebens. Es ist erstaunlich und ehrt beide Teile, welchen Aufwand an Seide, Gold, Bernstein und Korallen eine Somalifrau ihrem Manne abgewinnt. Nach langen mühevollen Handelsfahrten wurde der Lohn aller Beschwerden, Gefahren, Listen und Leiden in weiblichen Tand verwandelt. Die jungen Mädchen, die keinen Mann zum Schröpfen hatten, schenkten in ihrem kleinen, zeltartigen Hause alle Pflege ihrem schönen Haar und sehnten sich nach der Zeit, da sie einen Eroberer erobern und einen Ausbeuter ausbeuten würden. Sie liehen einander gern ihren Schmuck und machten sich ein Vergnügen draus, die jüngere Schwester, die Schönste von ihnen, mit den besten Kleidern der verheirateten Schwester, ja zum Spaß sogar mit dem Kopfschmuck aus Goldbrokat herauszuputzen, den eine Jungfrau von Rechts wegen nicht tragen durfte.
    Die Somali neigen zu Zwist und langwierigen Fehden, und wir waren selten ohne einen Streitfall, der Farah zu häufigen Fahrten nach Nairobi oder Sippenberatungen auf der Farm nötigte. In solchen Fällen pflegte die alte Frau, wenn ich sie besuchte, mich höflich und klug über den Stand der Dinge auszuhorchen. Sie hätte Farah selbst fragen können, der ihr gewiß alles gesagt hätte, was sie wissen wollte, denn er hatte großen Respekt vor ihr. Aber sie wählte den anderen Weg, vermutlich aus Diplomatie. Auf diese Art konnte sie immer noch, wenn es sie gut dünkte, die Urteilslosigkeit der Weiber in Männersachen und ihre Unfähigkeit, sie überhaupt zu begreifen, vorschützen. Wenn sie einen Rat erteilte, dann sollte er wie ein Spruch der Sibylle, eine göttliche Eingebung klingen, und niemand sollte sie für ihr Wort zur Rechenschaft ziehen.
    Bei den großen Versammlungen der Somali auf der Farm oder bei den religiösen Feiern nahmen die Vorbereitungen und die Verpflegung die Frauen vielfach in Anspruch. Bei den Festessen waren sie selbst nicht zugegen und durften die Moschee nicht betreten, aber sie setzten ihren Ehrgeiz darein, daß die Veranstaltung glücklich und glänzend verlief, und ließen sich nicht einmal untereinander ein Wort darüber entschlüpfen, was sie im Herzen von alledem hielten. Bei solchen Anlässen erinnerten sie mich so sehr an die Damen einer früheren Generation in meiner Heimat, daß ich sie im Geiste mit Turnüren und langen engen Schleppkleidern vor mir sah. Nicht anders haben zu den Zeiten meiner Mutter die skandinavischen Frauen, die kultivierten Sklavinnen gutherziger Barbaren, bei den riesigen geheiligten Männerschmäusen, den Fasanenjagden und großen Herbsttreibjagden den Gästen die Ehre erwiesen.
    Die Somali waren seit ungezählten Generationen Sklavenhalter, und ihre Frauen standen sich gut mit den Schwarzen und hatten eine gelassene ruhige Art, mit ihnen umzugehen. Für die Eingeborenen ist der Dienst bei den Somali oder Arabern weniger beschwerlich als bei Weißen, denn das Lebenstempo der Farbigen ist überall dasselbe. Farahs Frau war bei den Kikuju der Farm wohl angesehen, und Kamante versicherte mir wiederholt, sie sei sehr klug.
    Zu meinen weißen Bekannten, die häufiger auf der Farm wohnten, wie Berkeley Cole und Denys Finch-Hatton, waren die jungen Somalifrauen freundlich, sie sprachen oft von ihnen und wußten viel über sie. Wenn sie ihnen begegneten, plauderten sie mit ihnen in einem schwesterlichen Ton, die Hände in den Falten ihrer Röcke verborgen. Doch erlitt diese Beziehung eine gewisse Störung, da Berkeley und Denys beide Somali als Diener hatten, und denen durften die Mädchen, koste es das Leben, nicht begegnen. Kaum erschien Jama oder Bilea, im Turban,

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