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Jenseits von Afrika

Jenseits von Afrika

Titel: Jenseits von Afrika Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tania Blixen
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schlank und dunkeläugig, von ferne auf der Farm, so waren meine jungen Somalifrauen wie in einem Pfuhl versunken, und kein Bläschen an der Oberfläche zeigte an, wo sie verschwunden waren. Wenn sie währenddessen einmal mich zu sehen wünschten, dann spritzten sie, die Röcke übers Gesicht gezogen, um die Ecke des Hauses. Die Engländer zeigten sich sehr erfreut über das Vertrauen, dessen sie gewürdigt wurden; in ihrem Herzen aber, glaube ich, fühlten sie sich doch etwas kühl angeweht von dem Bewußtsein, für so ungefährlich zu gelten – oh, ma jeunesse!
    Zuweilen nahm ich die Mädchen zu einer Spazierfahrt oder einem Besuch mit. Zuvor forschte ich die Mutter sorgfältig aus, um keinen Verstoß zu machen, denn nie hätte ich Namen beflecken mögen, die so rein waren wie Dianas Antlitz. An einer Grenze der Farm lebte eine junge verheiratete Australierin, die eine Reihe von Jahren mir eine liebe Nachbarin war. Sie lud die Somalimädchen manchmal zum Tee. Das war jedesmal ein großes Ereignis. Sie putzten sich heraus, schön wie ein Blumengebinde, und während der Fahrt hörte ich sie hinter mir zwitschern wie ein Vogelhaus. Sie interessierten sich lebhaft für das Haus, die Kleider und, von ferne, wenn man ihn reiten oder pflügen sah – für den Mann meiner Freundin. Als der Tee gereicht wurde, stellte sich heraus, daß nur die verheiratete Schwester und die Kinder davon trinken durften, den jungen Mädchen war er verboten, weil er sie erregte; sie mußten sich mit Kuchen begnügen und taten dies bescheiden und anmutig. Es gab ein kleines Hin und Her wegen der Kleinen, die mit war – durfte sie wohl noch Tee trinken, oder hatte sie schon das Alter erreicht, in dem er ihr gefährlich werden konnte? – Die verheiratete Schwester meinte, er könne ihr gestattet werden, aber das Kind warf uns einen tiefen, dunklen stolzen Blick zu und wies die Tasse zurück.
    Die Kusine war ein versonnenes Mädchen mit rotbraunen Augen, sie konnte Arabisch lesen und kannte Stücke aus dem Koran auswendig. Sie neigte zu theologischen Betrachtungen, und wir führten öfters religiöse Gespräche miteinander über die Wunder der Welt. Von ihr erfuhr ich die rechte Deutung der Geschichte von Joseph und Potiphars Weib. Sie gab zu, daß Jesus Christus von einer Jungfrau geboren worden sei, aber nicht als Sohn Gottes, denn Gott könne keinen Sohn im Fleische haben. Mariammo, die lieblichste aller Jungfrauen, wandelte im Garten, und ein mächtiger Engel, von Gott gesandt, berührte mit einer Feder seiner Schwingen ihre Schulter – davon wurde sie schwanger. Im Verlaufe unserer Besprechungen zeigte ich ihr eines Tages eine Postkarte von Thorwaldsens Bildnis Christi im Dom von Kopenhagen. Da verliebte sie sich in einer zarten, schwärmerischen Weise in den Heiland. Sie konnte nicht genug von ihm hören, sie seufzte und errötete, wenn ich von ihm erzählte. Über Judas war sie sehr erregt – was war das für ein Mann, wie konnte es nur solche Menschen geben? –, sie hätte sich glücklich geschätzt, ihm die Augen auskratzen zu können. Es war eine große Leidenschaft, dem Weihrauch ähnlich, den sie in ihrem Hause verbrannte, der, aus dunklem Holz ferner Berge gewonnen, unseren Sinnen so süß und seltsam duftete.
    Ich fragte meine französischen Patres, ob ich meine Gesellschaft junger Mohammedanerinnen zur Mission bringen dürfe, und als sie gütig und verständnisvoll, sichtlich erfreut, daß etwas sich ereignen sollte, zustimmten, fuhren wir eines Nachmittags hinüber und betraten nacheinander feierlich die kühle Kirche. Die jungen Frauen waren noch nie in einem so hochragenden Gebäude gewesen; als sie emporsahen, hielten sie die Hände über den Kopf, um sich zu schützen, wenn es auf sie stürzen sollte. In der Kirche standen Bildnisse, und sie hatten, außer der einen Postkarte, noch nie im Leben dergleichen gesehen. In der französischen Mission ist eine lebensgroße Statue der Heiligen Jungfrau, ganz in Weiß und Lichtblau, mit einer Lilie in der Hand, und neben ihr ein heiliger Joseph mit dem Kinde auf dem Arm. Die Mädchen standen ganz benommen davor; so schön war die Heilige Jungfrau, daß sie seufzten. Den heiligen Joseph kannten sie und ehrten ihn, weil er ein so getreuer Gatte und Beschützer der Jungfrau war; nun schauten sie ihn mit tiefen, dankbaren Blicken an, weil er seiner Gattin sogar das Kind trug. Farahs Frau, die damals ihr Kind erwartete, blieb während der ganzen Zeit, die wir in der Kirche waren, bei

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