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Jenseits von Afrika

Jenseits von Afrika

Titel: Jenseits von Afrika Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tania Blixen
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freilich sehr rauh, wir können unterwegs nirgends landen. Wir müssen also sehr hoch hinauf und uns auf viertausend Metern halten.«
    Der Flug vom Natronsee nach Naivascha war »das Ding an sich« { * } Wir nahmen unsern Kurs und blieben die ganze Strecke lang auf viertausend Metern; das ist eine Höhe, in der es unter einem nichts mehr zu sehen gibt. Am Natronsee hatte ich meine Lammfellmütze abgenommen, hier oben zwickte die Luft meine Stirn wie Eiswasser, mein Haar flatterte nach hinten, als müßte mir der Kopf abfliegen. Wir flogen den gleichen Weg, den in entgegengesetzter Richtung allabendlich der Vogel Rock fliegt, wenn er, in jeder Klaue einen Elefanten für seine Jungen, von Uganda heim nach Arabien rauscht. Sitzt man vor dem Piloten, nichts vor sich als den leeren Raum, dann fühlt man sich wie getragen auf den vorgestreckten Flächen seiner Hände, so wie der Dschinn den Prinzen Ali durch die Luft trägt, und man meint, die Flügel, die einen tragen, seien die eigenen Flügel. Wir landeten auf der Farm unserer Bekannten in Naivascha; die wunderlichen kleinen Häuschen und die winzigen Bäume ringsum fielen allesamt vor Schrecken auf den Rücken, als sie uns herabkommen sahen.
    Wenn Denys und ich keine Zeit hatten für lange Reisen, machten wir, meist gegen Sonnenuntergang, einen kurzen Flug über die Ngongberge. Diese Berge, wohl die schönsten auf der ganzen Welt, bieten ihr anmutigstes Gesicht dem Beschauer aus der Luft, wenn ihre Hänge, von den vier kahlen Gipfeln überragt, neben dem Flugzeug aufsteigen und vorüberziehen oder plötzlich jäh abfallen und sich zu kleinen grünen Matten weiten.
    Hier in den Bergen lebten noch Büffel. Ich hatte sogar in meiner allerersten Zeit, als ich nicht leben konnte, ohne von jeder Gattung afrikanischen Wildes ein Stück geschossen zu haben, hier oben einen Büffel erlegt. Später, als es mir mehr darauf ankam, die wilden Tiere zu beobachten, als sie zu schießen, zog ich aus, um sie wiederzusehen. Ich schlug bei einem Quell, halbwegs unterm Gipfel, ein Lager auf mit meinen Leuten, Zelten und Vorräten. Farah und ich brachen früh auf in den dunklen, eisigkalten Morgen und kletterten und schlichen durch den Busch und das lange Gras, immer hoffend, einer Herde ansichtig zu werden – aber zweimal mußte ich unverrichteter Dinge von der Expedition heimkehren. Daß die Herde dort lebte, mir im Westen getreue Nachbarschaft hielt, gab dem Leben auf der Farm einen besonderen Reiz; aber es waren verschlossene, selbstgenügsame Nachbarn, alte Aristokraten der Berge, wenn auch um manche Rechte verkürzt, sie empfingen keinen Besuch.
    Aber eines Nachmittags, als ich mit einigen Freunden von auswärts vor dem Hause beim Tee saß, kam Denys von Nairobi herübergeflogen, zog über unsere Köpfe hinweg nach Westen, drehte nach einer Weile um, kam zurück und landete auf der Farm. Lady Delamere und ich fuhren auf die Steppe hinaus, um ihn zu holen, aber er wollte nicht aus seiner Maschine aussteigen. »Die Büffel sind unterwegs, sie grasen im Gebirge, komm mit und schau sie dir an.« – »Ich kann nicht«, erwiderte ich, »ich habe Teebesuch zu Hause.« – »Wir fliegen hin und schauen sie an und sind in einer Viertelstunde wieder da«, sagte er. Das war ein Vorschlag, wie ihn einem die Menschen zuweilen in Träumen machen. Lady Delamere wollte nicht fliegen, so stieg ich also mit ihm auf. Wir flogen der Sonne zu, aber die Berghänge lagen in einem dämmerigen Schatten, in den wir bald eintauchten. Es dauerte nicht lang, so hatten wir die Büffel aus der Höhe erspäht. Auf einer der langen, krummen, grünen Rippen, die wie geraffte Stoffalten zu jedem der Gipfel aufstreben, graste am Hang der Ngongberge eine Herde von siebenundzwanzig Büffeln. Wir sahen sie erst tief unter uns, wie zierliche Mäuschen krabbelten sie am Boden; dann tauchten wir hinab und strichen kreisend, nur fünfzig Meter hoch, in bequemer Schußweite über ihrem Hang hin und zählten sie, indes sie gemächlich in Gruppen und vereinzelt weitergrasten. Ein ganz alter, schwarzer Bulle war in der Herde, ein oder zwei junge Bullen und einige Kälber. Der freie Rasenstreifen, auf dem sie sich ergingen, war von Gesträuch umschlossen; hätte sich ein Lauscher am Boden angeschlichen, so hätten sie ihn sofort gehört oder gewittert, aber auf einen Angriff aus der Höhe waren sie nicht gefaßt. Wir mußten uns über ihnen beständig in Bewegung halten. Sie hörten das Rattern unserer Maschine und hielten im

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