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Jenseits von Feuerland: Roman

Jenseits von Feuerland: Roman

Titel: Jenseits von Feuerland: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carla Federico
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im Schlaf reiten können. Und Ana muss endlich ordentlich melken lernen! Sie ist viel zu langsam dabei, und es muss doch zügig erfolgen, sonst lässt der Milchfluss nach.«
    »Emilia!«
    »Und an den nächsten Winter müssen wir auch denken. Wir müssen mehr Holz aus den Wäldern und den Buschbeständen holen, sonst wird es wieder knapp wie beim letzten Mal. Und ich will noch mehr Böcke, damit wir …«
    »Emilia, nun hör endlich auf!«
    Rita legte ihr wieder den Arm um die Schultern, diesmal so fordernd, dass Emilia es nicht wagte, sie zurückzustoßen. »Warum hast du Arthur nur gehen lassen?«
    Emilia verdrehte die Augen.
    »Das fragst ausgerechnet du mich?«, setzte sie zum Gegenangriff an. »Du weist Balthasar doch auch ständig zurück.«
    Rita zuckte zusammen und ließ sie augenblicklich los. »Wie kommst du nur darauf?«
    »Jeder Blinde kann sehen, dass er dich aufrichtig mag! Doch er würde nicht ständig dreinblicken wie ein verendendes Schaf, wenn du seine Gefühle erwiderst. Wobei ich sogar glaube, dass du sie erwiderst. Du bist so glücklich und befreit, wenn du mit ihm zusammen bist. Aber du willst dir nicht eingestehen, was Balthasar dir bedeutet. Du wagst es nicht, weil es dir Angst macht, jemanden so nahe an dich heranzulassen. Nun gut, tu, was du für richtig hältst, ich mische mich gewiss nicht ein. Aber sag mir nicht, wie ich mich Arthur gegenüber zu verhalten habe!«
    Ihre Worte klangen viel strenger und barscher, als sie wollte, und als sie Ritas bestürztes Gesicht sah, tat es ihr augenblicklich leid, sich nicht besser beherrscht zu haben. Ihre Freundin traf schließlich keine Schuld an den widerstreitenden Gefühlen, die in ihr tobten: Kummer, weil Arthur fort war, Hoffnung, ihn wiederzusehen, Trotz, der sie zu Gleichmut zwang, Furcht vor Schmerzen.
    »Es tut mir leid«, murmelte sie, »ich hätte …«
    »Vielleicht hast du recht«, sagte Rita leise und senkte ihren Blick. »Aber Balthasar und ich – das geht nicht. Das ist unmöglich!«
    »Warum nicht? Weil er so hässlich ist?«
    »Ach was!« Rita schüttelte den Kopf. »Ich sehe seine Brandwunden gar nicht mehr, ich merke kaum, dass er hinkt. Aber …« Sie brach ab. »Hast du Arthur wegen … Manuel gehen lassen?«, fragte sie unvermittelt.
    »Lenk nicht vom Thema ab!«
    »Das tue ich nicht, denn uns beiden geht es doch ähnlich. Vielleicht kann eine Frau nur einmal lieben. Du hast Manuel geliebt – und ich Jerónimo. Nicht, dass ich die beiden vergleichen will. Manuel ist ein guter Mann und Jerónimo ein Scheusal. Aber geliebt habe ich ihn trotzdem, zumindest solange ich nicht wusste, was er plante. Und jetzt … o ich weiß, dass Balthasar meine Liebe so viel mehr verdienen würde als Jerónimo, aber ich bin nicht stark genug … nicht mutig genug … nicht …«, sie zögerte, ehe sie schließlich über die Lippen presste: »Ich bin nicht heil genug, es noch einmal zu wagen. Wer könnte mich besser verstehen als du? Du hast doch auch Angst vor der Liebe. Und vor dem Schmerz, den sie bringt.«
    Emilia nickte nachdenklich. Nun, da Rita ihn erwähnt hatte, versuchte sie, Manuels Gesicht heraufzubeschwören. Es gelang ihr ganz leicht, als sie an Kinderzeiten dachte – wenn sie bei Annelie Kuchen stibitzt, im Kuhstall Streiche ausgeheckt, sie seine Cousinen verspottet und im See geplanscht hatten. Nur wenn sie an ihn als Mann denken wollte, den sie damals in der Lichtung zum ersten Mal geküsst hatte, der gleichen Lichtung, in der sie die erste und letzte gemeinsame Nacht verbracht hatten, so geriet sein Bild matt. Sie war sich nicht mehr sicher, welche Farbe seine Haare gehabt hatten, ständig kamen ihr Arthurs blonde Locken in den Sinn.
    »Balthasar hat mir übrigens gesagt, dass er noch länger hierbleiben möchte«, sagte Rita.
    Emilia schüttelte sich, als könnte sie die Erinnerungen loswerden wie ein nasser Hund das Wasser in seinem Fell. »Gut«, sagte sie, und ihre Stimme klang wieder ausdruckslos. »Wir können jedes Paar Hände brauchen, bei all der Arbeit, die bevorsteht.«
    Und dann begann sie wieder, künftige Aufgaben aufzuzählen, die ihre Tage ausfüllen und verhindern würden, dass sie Arthur allzu sehr vermisste.

27. Kapitel
    EIN JAHR SPÄTER
    R ita lächelte, als ihr Blick auf Ana fiel. Eben noch damit beschäftigt, Wäsche aufzuhängen, hatte diese mit der Arbeit innegehalten, als sie Maril auf sich zureiten sah, und kurz breitete sich sichtliche Erleichterung in ihrem Blick aus, dass er heil auf die

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