Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Jenseits von Feuerland: Roman

Jenseits von Feuerland: Roman

Titel: Jenseits von Feuerland: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carla Federico
Vom Netzwerk:
die Kränkung und den verletzten Stolz in seiner Stimme. »Sie hat mir gesagt, dass du mich nicht wiedersehen willst!«
    Emilia schüttelte heftig den Kopf. »Von wegen! Meine Botschaft lautete, dass ich beschäftigt wäre und du auf mich warten sollst!«
    Sie starrten sich an, zornig zuerst, dann zweifelnd, zuletzt bestürzt.
    Einen Augenblick senkte sich Schweigen über sie. Dann überkam sie beide gleichzeitig die bittere Erkenntnis, und sie riefen wie aus einem Mund: »Esteban!«
    Kaum war der Name erklungen, schlug sich Emilia die Hand vor den Mund und wandte sich ab. Sie wollte nicht, dass er sah, was in ihr tobte. Esteban, natürlich Esteban!
    Emilia hatte das Gefühl, ihr Herz würde sich verknoten und zugleich, als würde etwas in ihr platzen. Esteban … ja, wer sonst, wenn nicht er, würde solche Intrige spinnen? Und sie war darauf hereingefallen, beide waren sie das, obwohl sie doch wussten, dass er auf Rache sann und dass es ein Leichtes für ihn sein müsste, dem Mädchen aufzutragen, sie beide zu belügen! Sie ließ ihre Hand sinken, vergrub sie im Heu, ballte sie dort zu einer Faust.
    Esteban! O dieser gemeine, widerwärtige, herzlose Schuft! Dieser …
    Kurz glaubte sie, an Ohnmacht, Hass und Wut zu ersticken. Sie hieb mit der Faust auf das Heu ein und atmete laut keuchend aus. Doch inmitten all der finsteren Gedanken stieg noch ein anderer in ihr hoch, löste Freude aus, tiefer und durchdringender, als sie es für möglich gehalten hatte: Arthur ist nicht einfach gegangen. Er … er wollte mich wiedersehen. Ich habe ihm viel mehr bedeutet, als ich dachte …
    Ihre Faust entkrampfte sich. Sie hob den Kopf, blickte ihn an, sah gleiche Wut und gleiche Erleichterung in seinem Gesicht und noch etwas anderes: Verlegenheit. Während sie gestritten hatten, war er im Eifer des Gefechts kaum merklich näher an sie herangerutscht, nur mehr eine Handbreit klaffte zwischen ihnen, doch er rückte wieder ab. Trotzdem vermeinte sie, ihn noch deutlicher zu spüren als zuvor – seinen warmen Körper, seinen Atem, aber auch die Spannung, die in der Luft lag. Sie griff sich an den Nacken. Obwohl sie sich vorhin mit frischem Wasser abgekühlt hatte, standen dort Schweißtropfen.
    »So«, meinte sie knapp und hoffte, er möge nicht hören, wie ihre Stimme bebte. »Jetzt, da das alles geklärt ist, könnten Balthasar und Rita uns wieder herauslassen.«
    Sie zuckte die Schultern, als wäre es nur eine nichtige Sache, die sie aufgedeckt hatten, und wollte sich erheben. Aber in diesem Moment schnellte seine Hand vor und hielt sie fest.
    Sein Blick blieb unverwandt auf sie gerichtet. »Bereust du es?«
    »Was?«, fragte sie vermeintlich gleichmütig. »Dass ich zugelassen habe, dass Agustina dieses dumme Mädchen schickte? Ach, ich hätte wissen sollen, dass …«
    »Das meine ich nicht«, unterbrach er sie heiser. »Tut es dir leid, dass wir uns damals … dass wir uns verpasst haben?«
    Er hatte den Abstand zwischen ihnen wieder überbrückt, und nun war sie es, die ein wenig von ihm abrückte – zum Preis, dass sie nun nicht länger auf weichem Heu saß, sondern auf lehmigem Boden. Als sein Griff sich lockerte, entzog sie ihm unnötig heftig ihren Arm.
    »Vielleicht war es gut so«, sagte sie rasch. »Es wäre sonst manches anders gekommen. Und ich … ich bin glücklich hier.«
    Sie blieb zwar sitzen, drehte ihm jedoch den Rücken zu. Zunächst merkte sie kaum, wie er seine Hände auf ihre Schultern legte, sie dort verweilen ließ, sie schließlich sachte streichelte. Sie erschauderte, aber diesmal entzog sie sich ihm nicht.
    »Wirklich?«, fragte er raunend. »Du bist glücklich? Ganz und gar?«
    Unwirsch wandte sie sich ihm wieder zu. Ihr Mund war ganz trocken geworden. »Was soll das, Arthur? Willst du nun, da dein verletzter Stolz wieder geheilt ist, überprüfen, wie weit du mit deinen Verführungskünsten kommst?«
    »Als ich sie das letzte Mal an dir erproben wollte, stand ich halbnackt in einem Tümpel. Glaubst du, ich wage es noch einmal?«
    »Da ich hier mit dir eingesperrt bin, ist das nicht so leicht möglich, dich irgendwo stehen zu lassen, ob nun halbnackt in einem Tümpel oder woanders.«
    »Und?«, fragte er lauernd. »Ist es dir unerträglich, mit mir allein zu sein?«
    »Nein.«
    Die Antwort rutschte förmlich aus ihr heraus.
    Er kicherte.
    »Hör zu lachen auf! Es ist nichts Komisches daran, dass wir hier eingesperrt sind.«
    »Was uns zur Frage führt, wie wir uns die Zeit bis morgen früh

Weitere Kostenlose Bücher