Jenseits von Raum und Zeit
Bett, das nicht ganz so groß war wie ein Handballplatz. Es roch nach Fleischbrühe. Ich kroch zum Bettrand und schaffte den vier Fuß tiefen Absprung zum Boden. Meine Füße fühlten sich wie zu lange gekochte Nudeln an, und meine Rippen schmerzten. Das kam wahrscheinlich von einem langen Ritt auf den Schultern des Riesen.
Er blickte über den großen Tisch hinweg zu mir.
»Sie waren müde«, sagte er. »Und Sie haben viele Verletzungen.«
Ich blickte an mir herab. Ich trug meine Unterwäsche. Sonst nichts.
»Mein Anzug!« brüllte ich. Aber die Worte kamen nur dumpf über meine Lippen. Sicher lag das nicht nur an meinem geschwächten Zustand. Ich stellte mir den beachtlichen Wert meiner Ausrüstung vor, die Million, die ich dafür angezahlt hatte – und jetzt lag die ganze Pracht womöglich in einer Abfallgrube oder war ins Feuer geworfen worden. Und da lag ein sauberer Overall, der meinen Anzug ersetzen sollte.
»Dal« Mein Gastgeber deutete zum Ende des Bettes. Ich griff hastig nach meinem Raumanzug und untersuchte ihn. Es schien alles in Ordnung zu sein. Aber mir paßte das nicht. Es ging mir gegen den Strich, daß ich hilflos war und von dem Mann umsorgt wurde, mit dem ich noch ein Geschäft abwickeln wollte.
»Jetzt haben Sie sich ausgeruht«, sagte der Riese. »Und jetzt müssen Sie essen.«
Ich setzte mich an den Tisch, auf einen Berg von Decken, und beugte mich über den Topf voll duftender Brühe aus roten und grünen Gemüsen und zarten weißen Fleischstücken. Daa Brot war hart und schmeckte ein wenig nach Nüssen. Aber der Rotwein floß angenehmer durch die Kehle als der beste Burgunder.
Nach der Mahlzeit entfaltete der Riese eine Karte und zeigte auf einen Fleck inmitten einer hohen Bergkette, die wie grobgehauener Stuck aussah.
»Wenn die Fracht hier ist, wird es schwierig werden«, sagte er. »Aber vielleicht ist sie hier gelandet.« Er wies auf eine sanfter geformte Gebirgskette südöstlich von den Badlands.
Ich stellte mir in Gedanken noch einmal den Landepunkt vor, den ich auf meinem Lokalisator abgelesen hatte. Die Richtung, die ich ihm gezeigt hatte, wich nur um etwa drei Grad von der Wirklichkeit ab. Bei 113,8 Meilen – die Position der Fracht, die mein Gerät angegeben hatte, würde ich mein Ziel ungefähr um zehn Meilen verfehlen.
Der Riese legte nun an Hand der Karte meine Marschroute dar. Sie führte am Rand der Berge vorbei, die er Gipfel von Nandi nannte.
»Vielleicht«, sagte er. Er war kein Mann, der viele Worte machte.
»Wie lange haben wir noch Tageslicht?« fragte ich.
»Etwas weniger als fünfzig Stunden.« Das bedeutete, daß ich etwa sechs Stunden lang bewußtlos gewesen war. Auch das gefiel mir nicht. Zeit war Geld, und mein Plan war ziemlich knapp eingeteilt.
»Haben Sie mit irgend jemanden gesprochen?« Ich bückte zu dem großen, nicht mehr ganz modernen Bildschirm in einer Ecke des Raumes. Es war ein Standard-Y-Modell. Das hieß, daß es vier Stunden dauerte, bis die Nachricht die Ring-Station S erreichte.
»Ich habe der Monitorstation mitgeteilt, daß Sie heil gelandet sind«, sagte er.
»Was haben Sie ihnen sonst noch erzählt?«
»Sonst gab es nichts zu erzählen.«
Ich stand auf.
»Könnten Sie sie bitte noch einmal anrufen? Sagen Sie ihnen, daß ich mich bereits auf dem Weg zu meiner Fracht befinde.« Ich preßte die Lippen zusammen und sah fest entschlossen aus. Nur keine Sorge um mich, sagte mein mutiger Blick. Aus den Augenwinkeln sah ich, wie er nickte, und sekundenlang fragte ich mich, ob das berühmte Ulriksche Analysensystem sich getäuscht hatte. Sollte dieses Riesenbündel starker Männlichkeit wirklich hier in der Wärme sitzenbleiben und zusehen, wie ich armes, zerbrechliches kleines Wesen den langen Marsch allein antrat?
»Der Weg wird nicht leicht sein«, sagte er. »Die Stürme wehen über die Hochpässe, und Schnee liegt auf den Höhen von Kooclain.«
»Mit meinem Anzug schaffe ich das schon. Wenn Sie ein bißchen was zu Essen entbehren könnten …«
Er ging zu einem Regal und griff nach einem Paket, das groß genug war, um eine ganze Kompanie zu verpflegen. Da wußte ich, daß er in meine Falle getappt war.
»Wenn Ihnen meine Begleitung nicht unwillkommen ist, Carl Patton, werde ich mit Ihnen gehen«, sagte er.
Ich protestierte natürlich nach Kräften, aber zu guter Letzt ließ ich mich doch überreden. Eine halbe Stunde später brachen wir auf, nachdem wir die Ring-Station verständigt hatten, daß wir unterwegs
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