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Jenseits von Raum und Zeit

Jenseits von Raum und Zeit

Titel: Jenseits von Raum und Zeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Keith Laumer
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wären.
     
8.
     
    Johnny Thunder übernahm die Führung und schlug einen sanft geschwungenen Paßweg ein, auf dem man leicht und rasch vorankam. Das große Paket auf seinem Rücken schien ihn überhaupt nicht zu stören. Er war mit demselben Lederanzug bekleidet, den er bei unserer ersten Begegnung getragen hatte. Die einzige Waffe, die er mitgenommen hatte, war ein zehn Fuß langer, stahlverkleideter Stock.
    Der Monsterhund trottete an seiner Seite, die Nase am Boden. Ich trabte hinter dem Riesen her. Mein Gepäck war sehr leicht. Er hatte nämlich gesagt, daß wir um so schneller vorankommen würden, je weniger ich zu schleppen hatte. Es gelang mir leicht, mit ihm Schritt zu halten, aber ich fiel immer wieder ein wenig zurück, um nicht sein Mißtrauen zu erregen. Meine Beine schmerzten zwar noch etwas, aber bei dem niedrigen Luftdruck fühlte ich mich trotzdem so frisch wie ein Fisch im Wasser.
    Wir marschierten eine gute Stunde lang, ohne ein Wort zu wechseln, und stiegen einen langgestreckten Berghang zwischen hohen Bäumen hinan. Als wir die Anhöhe erreicht hatten, blieb der große Mann stehen und wartete, bis ich ihn keuchend eingeholt hatte.
    »Wir werden hier rasten«, sagte er.
    »Verdammt, nein!« protestierte ich. »Jede Minute kann über Tod und Leben dieser armen Teufel entscheiden.«
    »Ein Mann muß rasten«, sagte er in einem Ton, der keinen Widerspruch duldete, setzte sich und schlang seine bloßen Arme um die Knie. Jetzt waren seine Augen auf gleicher Höhe wie die meinen, obwohl ich stand. Das behagte mir nicht, und ich setzte mich ebenfalls.
    Er ruhte sich volle zehn Minuten aus, bevor er den Weg wieder fortsetzte. Ich merkte bereits, daß Johnny Thunder kein Mann war, den man einschüchtern konnte. Er wußte genau, was er wollte und was für ihn gut war. Ich würde alle Hände voll zu tun haben, wenn ich ihn auf seinem eigenen Gelände übertrumpfen wollte.
     
9.
     
    Wir durchquerten ein breites Tal und stiegen in höher gelegenes Land empor. Es war kalt, und die Bäume wuchsen hier spärlicher. Sie waren dünner als in tiefer gelegenen Zonen, vom Frost am Wachstum gehindert und vom Wind gebeugt. Ihre grotesken Formen ragten aus dem felsigen Boden wie gichtkranke Hände. Ich sah Flecken voll alten Schnees, und ein Blick zum Himmel sagte mir, daß bald Neuschnee fallen würde. Ich spürte den Wind nicht, der von den Gipfeln herabpeitschte, aber der Riese mußte ihn auf nackten Armen erdulden.
    »Haben Sie keinen Mantel?« fragte ich ihn bei der nächsten Rast. Wir saßen auf einem Felsriff und waren der vollen Gewalt eines Sturmes ausgesetzt, der mit vierzig Meilen Stundengeschwindigkeit dahinbrauste.
    »Ich habe hier drin einen Umhang.« Er zeigte auf sein Gepäck. »Später werde ich ihn anziehen.«
    »Machen Sie Ihre Kleider selbst?« Ich betrachtete das dunkle Leder, das er mit der Pelzseite nach innen trug, die großen Kreuzstiche, mit denen die einzelnen Teile zusammengenäht waren.
    »Eine Frau hat diese Kleider für mich gemacht«, sagte er. »Das ist schon lange her.«
    »Ja«, sagte ich. Ich versuchte, mir diese Frau vorzustellen, wie sie sich bewegt, wie sie ausgesehen hatte. Eine zehn Fuß große Frau …
    »Haben Sie ein Bild von ihr?«
    »Nur in meinem Herzen.« Er sagte das so beiläufig, als handle es sich um einen ganz banalen, gebräuchlichen Satz. Ich wunderte mich, was das wohl für ein Gefühl sein mußte, wenn man der letzte einer Rasse war, aber danach fragte ich ihn nicht. Statt dessen fragte ich: »Warum haben Sie das getan? Ich meine, warum haben Sie sie verlassen?«
    Er blickte zu einem eisbedeckten Gipfel hinüber.
    »Hier ist meine Heimat«, sagte er. Wieder eine automatische Antwort, hinter der kein Denken stand. Diesem ausgewachsenen, bärenstarken Kerl kam es gar nicht in den Sinn, daß er mit seinem Schicksal Milliarden sensationslüsterner Fans Tränen und damit klingende Münze entlocken könnte. Eine richtige Schnulze, direkt aus dem Leben gegriffen. Das Ende eines Weges. Armer Johnny Thunder, so tapfer und so einsam.
    »Warum tun Sie es? Was tun Sie?« fragte er plötzlich. Ich spürte, wie sich meine Kehle verengte.
    »Wie meinen Sie das?« stieß ich zwischen den Zähnen hervor, während mein Handgelenk sich langsam drehte, um rechtzeitig mein Miniatur-Gewehr griffbereit zu haben.
    »Sie leben auch allein, Carl Patton. Sie sind Captain eines Raumschiffs. Sie ertragen Einsamkeit und MtihsaL Und jetzt setzen Sie Ihr Leben ein, um Ihre Kameraden zu

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