Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Jenseits von Timbuktu

Jenseits von Timbuktu

Titel: Jenseits von Timbuktu Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gercke Stefanie
Vom Netzwerk:
zu zittern. Sie nahm ihre Unterlippe zwischen die Zähne, um sie stillzuhalten.
    Thabili schlängelte sich gewandt durch die Tische hindurch und stellte eine kleine Tropfflasche und ein Glas mit klarer Flüssigkeit vor Nils hin. »Die Tropfen und der Wodka.«
    Nils öffnete das Fläschchen. »Hast du einen Löffel mitgebracht?«
    Bevor Thabili antworten konnte, reichte ihm Anita ihren unbenutzten Kaffeelöffel. Nils nickte seinen Dank, ließ wortlos eine größere Anzahl Tropfen in den Löffel fallen und flößte sie seiner Frau ein.
    Verstohlen legte Anita den Kopf schief, um das Etikett zu lesen. Rescue-Drops, entzifferte sie, gegen Schock und Angstzustände, stand darunter. Die Tropfen mussten gut wirken, denn Jill hörte auf, so erschreckend zu schlottern, auch das Zucken ihrer Unterlippe gab sich.
    Nils zog vom Nachbartisch einen freien Stuhl heran, setzte sich ebenfalls und schob Jill das Glas mit Wodka hin. »Hier, trink das, Liebling.«
    Â»Es geht schon, danke«, wehrte Jill ab. Noch immer wirkte sie wie betäubt. »Wie ist er herausgekommen?«, wisperte sie. »Wie hat er das nur geschafft? Er hat mehrfach ›lebenslänglich‹
bekommen. Unter der alten Regierung hätten sie ihn aufgehängt. Wusstest du, dass er … wusstest du davon?«
    Die Antwort fiel ihrem Mann sichtlich schwer. »Mick hat mich in Frankfurt auf dem Flughafen auf dem Handy erwischt. Er wiederum hatte einen Anruf von Vilikazi erhalten, der ihm berichtet hat, dass Pienaar gestern aus dem Gefängnis entlassen werden sollte, aber inoffiziell schon vor fast vier Wochen freigekommen ist. Es tut mir leid, dass ich nichts gesagt habe. Mir ist es durch die Sache mit Kira einfach entfallen.«
    Sie verschränkte die Arme vor der Brust und fixierte ihn mit zusammengepressten Lippen. »Und wann hattest du vor, mir das mitzuteilen?«, fragte sie schließlich scharf. »Wolltest du es mir überhaupt sagen, oder wolltest du das kleine Frauchen schonen?«
    Mit einer Mischung aus Betroffenheit und Hilflosigkeit sah er sie an. »Natürlich nicht! Dazu respektiere ich dich viel zu sehr, und das weißt du. Ich will mich nicht entschuldigen, aber Kiras Verschwinden kam dazwischen, dann die Sache mit den Wilderern und so weiter. Nie war der richtige Zeitpunkt. Ich hatte einfach schreckliche Angst, dir diesen Schock zuzumuten … Irgendwie hatte ich wohl gehofft, dass der Kerl ins Ausland geht und auf Nimmerwiedersehen verschwindet. Es tut mir furchtbar leid, dass du es auf diese Weise erfahren hast, Liebling …«
    Jill bewegte abwesend ihre Lippen. Mit der rechten Hand strich sie unaufhörlich ihr Kleid über den Schenkeln glatt. Schließlich zuckte sie leicht mit den Schultern. »Es ist okay, es wäre immer ein Schock gewesen. Jede Erwähnung dieses Namens haut mich um.«
    Sichtbar erleichtert atmete Nils durch. »Wie er es überhaupt geschafft hat, aus Pretoria Central herauszukommen, ist mir ein Rätsel … Die einzige Erklärung wäre, dass der Kerl auch im jetzigen Justizsystem genügend Leute sitzen hat, die ihm was schulden …«

    Â»Oder er hat sie in der Hand, weiß, welche Geheimnisse sie verbergen«, ergänzte Jill. »Vermutlich hat er von den meisten Leuten schon zu Dienstzeiten Dossiers angelegt. Es ist also alles beim Alten geblieben. Das Netzwerk besteht nach wie vor.« Sie versank augenscheinlich in Gedanken. »Weiß Neil Bescheid? Könnt ihr irgendetwas … unternehmen …?«, fragte sie dann.
    Nils antwortete nicht, schien nur zu blinzeln, aber Anita beobachtete, dass Jill fast unmerklich nickte und sofort verstummte. Sie sah hinüber zu Dirk. Offenbar war auch ihm diese verdeckte Kommunikation nicht entgangen. Was nicht verwunderlich war. Sie war so schnell und so kryptisch geschehen, dass es natürlich war, dass seine Reporterneugier angestachelt wurde.
    Â»Wer ist dieser Pienaar?«, fragte Dirk jetzt. »Ich habe ihn nur kurz zu Gesicht bekommen, und mir kam er lediglich wie ein schmieriger Typ vor, der sich Anita gegenüber aufgeblasen hat.«
    Marina Muro fiel ihm ins Wort. »Jill, ich konnte nicht verhindern, dass ich ihr Gespräch mitbekommen habe. Bodyguards, Hunde? Was geht hier vor? Erwarten Sie einen Terroristenangriff? In dem Fall verlange ich, dass ich unter Polizeischutz hier weggebracht werde.« Sie presste eine Hand auf die Brust

Weitere Kostenlose Bücher