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Jenseits von Timbuktu

Jenseits von Timbuktu

Titel: Jenseits von Timbuktu Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gercke Stefanie
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den Familien ihrer Opfer in die Augen sehen und erklären, warum und wie ihre Angehörigen getötet wurden. Und ich will, dass sie uns alles sagen, und ich will, dass sie sagen, dass sie ihre Taten bereuen.« Damit hatte er seinen Kampfstock in den Abendhimmel gestreckt.
    Â»Yebo«, hatten ihm seine Stammesgenossen wie aus einer Kehle entgegengebrüllt. »Sie sollen es sagen, wir wollen es hören. Wir wollen endlich trauern können.«
    So war es geschehen.
    Und jetzt war Len Pienaar wieder frei, und er war in ihrer Nähe. Und, viel schlimmer, in der ihrer Kinder.
    Sie hob den Blick und sah in die Runde. »Wir haben verhindern
können, dass Pienaar und seine Genossen gelyncht wurden, und die Polizei gerufen. Pienaar wurde zu viermal ›lebenslänglich‹ verurteilt.« Sie griff nach dem Wodka und kippte den Rest der klaren Flüssigkeit in einem Zug herunter.
    Â»Bist du dir sicher, dass es derselbe Mann ist, den Anita gesehen hat?«, fragte Dirk heiser.
    Â»Die Beschreibung passt hundertprozentig, Gestalt, Augen, amputierter Arm, sogar die hellblauen Kniestrümpfe stimmen«, flüsterte Jill. »Usathane. So wird er von den Zulus genannt. Der Satan. Und jetzt ist er zurück, und er kann durch Mauern gehen.«
    Â»Mami, wer ist Usathane?« Eine helle Kinderstimme. »Und niemand kann durch Mauern gehen, das ist doch Quatsch!«
    Jill drehte sich herum. »Luca! Was machst du hier? Du sollst doch im Bett sein.«
    Luca, einen flauschigen Teddy unter den Arm geklemmt, einen Daumen im Mund, schaute seine Mutter vorwurfsvoll an.
    Â»Kann nicht schlafen«, nuschelte er am Daumen vorbei. »Duduzile macht so einen verdammten Krach.«
    Â»Luca, du sollst nicht verdammt sagen und den Daumen nicht in den Mund stecken.« Jill hob ihn auf den Schoß und schlang ihre Arme so fest um ihren Sohn, als wollte sie ihn nie wieder gehen lassen.
    Â»Ist das Ihr Ernst? Der Satan.« Flavio Schröder zog eine spöttische Grimasse.
    Marina Muro fuhr herum wie eine Furie. Ihre dunkle Mähne flog, die schwarzen Augen glühten. »Wenn du nicht sofort ruhig bist, bekommst du es mit mir zu tun!«
    Das spöttische Grinsen erstarb. »Ja, ja, ist ja schon gut«, murmelte der Regisseur in die entstandene Stille.
    Die Schauspielerin schüttelte ihr Haar und verschränkte dann die Arme vor der Brust, dabei ließ sie Flavio Schröder nicht aus den Augen.

    Â»Was für eine Geschichte«, sagte der mehr zu sich selbst. Während er nachdenklich mit den Fingern auf den Tisch trommelte, warf er seinem Kameramann einen schnellen Blick zu. »Ein Zweiteiler … was meinst du? Oder eine Miniserie?«
    Nils lehnte sich aufgebracht vor. »Ist das alles, was Ihnen dazu einfällt?«, brüllte er den Regisseur an. »Ob das für einen Film taugt?«
    Flavio hob beschwichtigend die Hände. »Tut mir leid. Beruhigen Sie sich. Es ist nun einmal eine sehr aufregende Geschichte, und mein Geschäft sind Geschichten. Sie waren doch selbst gewissermaßen in der Branche, und Sie wissen, dass wir alle hinter guten Storys her sind. Außerdem sollten Sie auch wissen, dass ich nie etwas verwenden würde, was Ihre Privatsphäre verletzt.«
    Â»Sie werden gar nichts verwenden«, fuhr ihn Nils wütend an. »Sie lassen die Finger von meiner Familie, verstanden? Sonst bekommen Sie es mit mir zu tun.« Er stand auf, richtete sich zu seiner vollen und höchst beeindruckenden Größe auf. »Komm, Honey, wir bringen unseren Kleinen ins Bett.« Er legte fest den Arm um Jill und seinen Sohn und führte sie von der Veranda.
    Flavio Schröder schaute unbeeindruckt hinter ihnen her. Er lehnte sich weit in seinem Stuhl zurück und faltete die Hände vor dem Bauch. Nils’ Bemerkung kommentierte er nicht. Aber das Glitzern in seinen kühlen grauen Augen war das eines Jägers auf der Spur einer Beute.
    Â 
    Â»Scheißkerl«, sagte Nils, als sie sich außer Hörweite der Gäste befanden. »Filmleute sind wie Hyänen.«
    Jill verkniff sich den Hinweis, dass Reporter im selben Ruf standen und er zumindest früher nicht viel anders reagiert hätte. »Wir müssen ernsthaft mit Kira reden. Sie muss uns sagen, was sie so erschreckt hat. Was im Busch passiert ist. Wenn ich daran denke, dass dieser … dieser Pienaar wieder in der Gegend ist, wird mir schlecht.«

    Â»Redest du mit ihr? Mir tanzt

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