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Jenseits von Timbuktu

Jenseits von Timbuktu

Titel: Jenseits von Timbuktu Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gercke Stefanie
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Rastazöpfchen, Eimer und Feudel zu bringen.
    Â»Soll ich einen Arzt holen, Sir?« Jill musterte sehr besorgt das fahle Gesicht des Filmemachers, den feinen Schweißfilm, der auf seiner Haut glänzte. Erbrechen, kalter Schweiß, fahle Hautfarbe  – sie schickte ein Stoßgebet gen Himmel, dass der Zustand des Regisseurs nichts mit ihrem Essen zu tun hatte. Sie sah schon
die Schlagzeile vor sich: »Berühmter Regisseur aus Deutschland auf Inqaba vergiftet!«
    Â»Meine Ärztin wird ohnehin bald da sein, weil mein Sohn erkrankt ist«, sagte sie.
    Â»Auch Brechdurchfall? Ich hoffe nicht, dass ein Hygieneproblem Ihrer Küche dahintersteckt.« Marina lehnte sich hinüber und fühlte den Puls ihres Gefährten. »Weich und schnell«, murmelte sie und legte die Hand auf seine Stirn, wirkte dabei absolut professionell. »Und Fieber hat er auch. Er muss Antibiotika nehmen, also brauchen wir einen Arzt, und wir müssen Herrn Schröder zum Bungalow bringen.«
    Â»Ich kann allein gehen«, raunzte Flavio Schröder und stand auf, schwankte heftig, blieb aber auf den Beinen. Sein Gesicht war inzwischen gelblich blass geworden. »Marina …«, sagte er und streckte eine Hand nach ihr aus.
    Sie sprang auf, warf sich ihre Tasche über die Schulter und schlang ihm dann einen Arm um die Taille. »Stütz dich auf mich, mein Lieber. Ich bringe dich ins Haus, und bitte keine Widerrede. So, und nun im Gleichschritt, sonst hol ich jemanden und lass dich tragen!«
    Flavio Schröder fletschte die Zähne, aber es blieb ihm keine Wahl. Eng umschlungen marschierten die Schauspielerin und er über die Veranda und dann die Treppe hinunter.
    Jill, der bei der Erwähnung von Hygieneproblemen das Herz fast in die Kniekehlen gesackt war, hatte der Szene mit wachsendem Erstaunen zugesehen. Die nervende Diva war verschwunden, an ihre Stelle war eine Frau getreten, die kompetent und tatkräftig wirkte und den Eindruck vermittelte, als verstünde sie etwas von Medizin. Sie sah den beiden nach, die eben in Richtung ihres Bungalows um die Wegbiegung verschwanden. Während sie die Nummer von Dr. Jackie Harrison auf ihrem Handy aufrief, überlegte sie, ob Marina Muro gerade nur einen Beweis ihres Könnens als Schauspielerin erbracht oder ob sie durch ihre
vielen Rollen als Ärztin einiges medizinische Fachwissen erworben hatte. Oder ob sie vielleicht in einem anderen Leben Medizin studiert hatte.
    Jackie Harrison meldete sich nach längerem Läuten, und sie berichtete ihr von dem zweiten Krankheitsfall. »Klingt ansteckend, oder? Der Regisseur hat die gleichen Symptome wie Luca. Ich habe gehört, dass da was im Umlauf ist. Einige Freunde der Kinder haben so etwas Ähnliches. Luca geht’s wirklich nicht gut. Eigentlich ist er nicht wehleidig, aber jetzt ist er nur ein Häuflein Elend.«
    Â»Halt Kira von ihm fern, nur zur Vorsicht, aber er könnte auch etwas Verdorbenes gegessen haben. Mach dir nicht zu viel Sorgen, ich bin in zwei Stunden da.« Die Ärztin beendete das Gespräch und ließ Jill mit einem akuten Anfall von Übelkeit zurück. Verdorbenes, aus ihrer Küche!
    Eilig machte sie sich auf, Kira zu suchen, um ihr erstens zu untersagen, mit ihrem Bruder zu spielen oder womöglich in sein Bett zu kriechen, was beide gern taten, wenn der andere krank war, und um ihr zweitens zu vermitteln, dass aus ihrem Plan, den heutigen Tag bei ihrer Freundin Lucy zu verbringen, nichts wurde.
    Lucys Eltern, Liz und Sean Mortimer, lebten schon in vierter Generation auf ihrer Farm. Sie lieferten Mangos und zuckersüße Ananas in alle Welt und Guaven an die Marmeladenfabriken und hatten sich kürzlich auf den Anbau von Minigemüse verlegt, das auch in Inqabas Küche verwendet wurde. Nils war zwar der Ansicht, dass Kira dort sicherer sein würde, aber ihr war bei der Vorstellung nicht wohl. Sie war eine Glucke und hatte ihr Junges am liebsten unter ihren Fittichen. Mit langen Schritten lief sie über den Hof ihres Privathauses.
    Â 
    Nils Rogge saß auf seinem Drehstuhl im Büro, hatte die Beine auf den Schreibtisch gelegt und kaute auf seinem Bleistift, was er häufig tat, wenn er über etwas Wichtiges nachdenken musste.
Nachdem er einige Minuten so gesessen und den Stuhl dabei sachte hin und her gedreht hatte, vergewisserte er sich mit einem Blick über die Schulter, dass die Tür fest geschlossen war, bevor er

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