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Jenseits von Timbuktu

Jenseits von Timbuktu

Titel: Jenseits von Timbuktu Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gercke Stefanie
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klebten und die sie erst beim zweiten Hinsehen als kleine goldene Fischeier erkannte, ließen ihren sonst gesunden Appetit irgendwie schwinden. Sorgfältig pulte sie alle Garnelen heraus, häufte sie auf dem Brotteller auf und bemühte sich, die Fischeier von den Salatblättern zu kratzen. Schließlich gab sie auf und schob den Teller weg.
    Â»War etwas nicht in Ordnung, Ma’am?«, fragte die Kellnerin mit den Rastazöpfen, die wie aus dem Nichts neben ihr erschienen war und besorgt auf den Garnelenberg schaute.
    Marina machte eine Handbewegung als würde sie ein Insekt verscheuchen. »Ich mag das nicht mehr. Sie können alles abräumen.«
    Â»Ma’am mag die Gambas nicht?« Die Zulu kippte die Garnelen mit unbewegter Miene auf den Salat und stapelte Teller und Schüsseln aufeinander. »Soll ich Ma’am vielleicht eine traditionelle Zuluspeise zum Probieren bringen?« Ihre schwarzen Augen glitzerten.
    Marina wollte erst ablehnen, überlegte es sich dann aber anders. »Was ist es denn?«

    Â»Eine Spezialität, Ma’am. Sehr gut, das garantiere ich Ihnen.«
    Â»Na gut. Aber nur ein ganz kleines bisschen.« Sie lehnte sich zurück und hielt nach Flavio Schröder Ausschau, während die Kellnerin das schwer beladene Tablett hochwuchtete und es in die Küche trug. Im Vorbeigehen sagte sie etwas zu zwei ihrer Kolleginnen, die darauf hinter vorgehaltener Hand die Muro ansahen und ungläubig glucksten.
    Es dauerte nicht lange, und Rastazöpfchen erschien wieder mit einer kleinen Schale, die sie vor Marina absetzte. »Genießen Sie es«, sagte sie mit zähneblitzendem Lächeln.
    Â»Was ist denn das?«, fragte der Regisseur, der eben von seinem Martyrium auf der Toilette zurückkehrte. Unter der Sonnenbräune war er blass geworden. Mit einem zerknüllten Taschentuch wischte er sich über den Mund, lehnte sich dabei über den Tisch und beäugte den Inhalt der Schale mit deutlichem Ekel.
    Marina schnupperte daran und stocherte mit der Gabel darin herum. Sie hob etwas heraus, was wie eine ziemlich große Garnele aussah. »Ich weiß nicht, irgendeine Zulu-Spezialität in Tomatensoße.« Sie knabberte ein Stückchen davon, während ihr praktisch das gesamte Restaurantpersonal dabei mit aufgerissenen Augen gespannt zusah. Kichern zwitscherte durch die Luft.
    Â»Schmeckt … weich, etwas wie Gambas, nach Tomate natürlich …« Sie winkte Rastazöpfchen heran. »Was ist es denn nun?«, fragte sie.
    Â»Mopaniraupen«, grinste die Zulu scheinheilig. »Sehr gut, sehr nahrhaft. Alle Zulus essen die.«
    Einige der Kellnerinnen wandten sich prustend ab, während sich Flavio Schröders Gesicht bei dem Wort Mopaniraupen schlagartig verfärbte, er sich an die Kehle griff und gerade noch umdrehen konnte, ehe er sich lautstark auf den Restaurantboden übergab.

    Im ersten Augenblick verschlug es Marina die Sprache, dann aber legte sie los. »Raupen!«, kreischte sie. »Unglaublich! Nehmen Sie das sofort weg, Sie dumme Pute. Ich werde mich bei Ihrer Chefin beschweren.« Sie ließ die Gabel fallen. Die Mopaniraupe rollte über den Tisch und blieb auf einem Tomatenfleck kleben.
    Die übrigen Gäste hatten aufgehört zu essen und verfolgten die Szene mit offensichtlichem Vergnügen. Auch Jill, die eben ihrem Büro zustrebte, hörte den Ausbruch und kam sofort an den Tisch.
    Â»Gibt es eine Beschwerde, Frau Muro?«
    Die Schauspielerin zeigte mit dramatisch bebendem Finger auf die Mopaniraupe, die, leicht gekrümmt, in der Tomatensoße auf dem Tischtuch lag. »Das wurde mir eben serviert. Raupen! Als Spezialität der Zulus.«
    Jill gelang es, ein vollkommen ernstes Gesicht zu machen. »Das ist es in der Tat, Frau Muro. Eine Spezialität und ein sehr nahrhaftes Gericht, aber ich kann verstehen, dass es für Sie etwas ungewöhnlich ist. Natürlich hätte man Sie aufklären müssen. Es tut mir wirklich leid, und ich werde sofort mit der betreffenden Angestellten reden. Darf ich Ihnen einen Cognac oder vielleicht einen Dom Pedro anbieten?«
    Â»Ich will keine …«
    Flavio Schröder unterbrach sie mit erneutem Würgen, worauf Jill auf die unappetitliche Pfütze auf dem Boden aufmerksam wurde. »Thabili«, rief sie und zeigte diskret auf die gelbgrüne Lache. Thabili nickte, schnippte mit den Fingern und bedeutete

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