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Jenseits von Timbuktu

Jenseits von Timbuktu

Titel: Jenseits von Timbuktu Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gercke Stefanie
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Willen nicht nachvollziehen, was eben vorgefallen war. Nun, es betraf ohnehin nicht sie, und sie wollte endlich duschen. Auf dem Weg zu ihrem Bungalow dachte sie darüber nach, was das für ein Leben war, in dem man seine Familie von Bodyguards beschützen lassen musste, ein Leben, in dem ein Kind im Busch verschwinden konnte, der von Raubtieren wimmelte.

    Die Sonne stand sehr tief. Das Licht veränderte sich, wurde weicher, legte sich wie ein Goldgespinst über die Landschaft und ließ das Sonnenbraun ihrer Haut leuchten. Die ersten Moskitos waren unterwegs, und Anita beeilte sich, in ihren Bungalow zu kommen. Dort angekommen, ging sie geradewegs an die Minibar, nahm ein kleines Fläschchen Malt-Whisky, goss den Inhalt in ein Becherglas und leerte es in einem Zug, ehe sie darüber nachdenken konnte, warum sie das tat.
    Ihr Kreislauf reagierte prompt auf den Alkohol. Sie riss eine Tüte Macadamianüsse auf, aß eine Handvoll und setzte sich auf die Veranda. Als ein unangenehm großer Moskito aus den Amatungulus heransirrte, verzog sie sich ins Badezimmer und duschte erst mal ausgiebig. Mit großer Mühe gelang es ihr, nicht ständig an Len Pienaar und Cordelia zu denken, nicht ständig in grellen Farben das zu sehen, was Jill über Pienaar gesagt hatte, und nicht darüber nachzugrübeln, was dieser Mann wirklich auf Timbuktu machte.
    In jedem Bungalow stand eine große Dose Mückenspray, und nachdem sie sich abgetrocknet hatte, sprühte sie sich großzügig ein. Anschließend kehrte sie auf die Veranda zurück. Ans Geländer gelehnt, strich ihr Blick über den Busch, der im schwindenden Tageslicht unheimliche Formen annahm. Blätter raschelten, heimliche Stimmen wisperten, es knackte ein Zweig, ein Fiepen, hoch und schrill, gellte durch die Dunkelheit, dann war alles wieder still. Sie schlang sich unbehaglich die Arme um den Leib, als müsste sie sich vor etwas schützen. Als ihr Handy klingelte, war sie froh über die Ablenkung.
    Es war Cordelia. Der Empfang war sehr schlecht, und das, was ihre Schwester zu sagen hatte, kam nur verstümmelt bei ihr an. Mehrmals musste sie nachfragen, aber sie begriff, dass sie gefragt wurde, ob sie übermorgen wiederkommen könne. »Gleich morgens, nach dem Frühstück. So zwischen acht und neun? Ich möchte mit dir reden.«

    Â»Ja, natürlich«, stimmte sie überrascht zu. Ehe sie jedoch nachfragen konnte, ob ihre Schwester etwas Besonderes wolle, ob es etwas mit Len Pienaar zu tun habe oder mit ihrer Geschichte, hatte Cordelia bereits wieder aufgelegt. Seufzend tat Anita das Gleiche. Bis übermorgen würde sie sich gedulden müssen.
    Â»Deine Augen sind doch anders, heller, leuchtender …« Das hatte Cordelia gesagt. Geistesabwesend steckte sie noch ein paar Nüsse in den Mund.
    Â 
    Jill saß am Computer im Arbeitszimmer ihres Privathauses. Als Nils hereingestürmt kam, sah sie erschrocken hoch.
    Â»Darling«, keuchte er. »Hast du inzwischen mit Kira geredet? Sie hat mich gerade breitgeschlagen, dass sie morgen ohne Bodyguard zu Lucy darf. Du musst vorher herausfinden, was sich da im Busch abgespielt hat … es ist besser, wenn du das machst als ich …« Er rang nach Atem.
    Ihre Augen auf den Computer gerichtet, tippte Jill etwas ein. »Unsere Kleine weiß genau, welchen Knopf sie bei dir drücken muss. Ich sollte sie wohl einmal fragen, wo der sich befindet. Vielleicht nützt mir der auch …«
    Â»Du kennst alle meine Knöpfe«, murmelte Nils.
    Jill lachte. »Gut, zu gegebener Zeit werde ich dich daran erinnern. Jetzt speichere ich den Kram ab, und dann rede ich mit Kira. Und bevor ich nicht alles erfahren habe, werde ich nicht lockerlassen.«
    Â»Frag sie … frag sie … ob sie…«, stotterte Nils und gestikulierte dabei hilflos.
    Jill reagierte beunruhigt. »Was soll ich sie fragen?«
    Nils rang sichtlich nach Fassung, ehe er antwortete. »Ich will wissen, ob ihr etwas … zugestoßen ist.« Er sah Jill an. Verzweiflung verdunkelte seine Augen. »Herrgott, ich will wissen, ob ihr jemand etwas angetan hat«, brach es schließlich aus ihm heraus. »Sie ist offenbar irgendwann Wilderern über den Weg gelaufen.«

    Jill fuhr zusammen. »Du meinst…?« Ihre Stimme bebte.
    Er nickte stumm.
    Erschrocken rief sie sich Kiras Verhalten seit dem Vorfall ins Gedächtnis und

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