Jenseits von Timbuktu
geben und jede Menge Widerworte und den Hinweis, dass sie schlieÃlich kein kleines Baby mehr sei.
»Nein, ich schicke ihn nicht weg«, wiederholte er. »Ich bin dein Vater, ich muss dafür sorgen, dass du und Luca sicher seid. Betrachte Zak als deinen Schatten.«
Kira änderte geschickt ihre Taktik. Ein leuchtend blauer Blick durch dichte Wimpern, ein schmeichelndes Lächeln, so süÃ, dass es einem das Herz brechen konnte. »Ich will bitte, bitte Lucy besuchen. Da gibt es keine Wilderer, und auÃerdem sind die Ananas reif.«
Nils zog die Brauen zusammen und zwang sich, möglichst streng dreinzuschauen. »Morgen, heute nicht.«
Der schmelzende Blick verschwand. »Aber ohne Zak!«, verlangte Kira, offensichtlich vollkommen unbeeindruckt.
Nils seufzte verhalten. »Darüber müssen wir noch reden. Mami hat da auch noch ein Wort mitzureden. Luca ist krank,
und ich möchte sie jetzt nicht damit belästigen. Falls wir entscheiden, dass Zak mitgeht, will ich keine Widerrede hören, verstanden?«
»Tust du ja auch nicht, ich bin ganz leise«, sang seine Tochter und hüpfte mit einem stoischen dreinschauenden Zak auf den Fersen davon.
Anita sah ihr nach. »Himmel, ist die süë, flüsterte sie. Himmel, hätte ich gern auch so eine Tochter, schoss es ihr durch den Kopf, bevor ein heiÃer Schmerz sie an das Kind erinnerte, das sie verloren hatte. An Frank. An das, was hätte sein können. Es riss ihr fast den Boden unter den FüÃen weg. Sie atmete zitternd durch.
Nils grinste schief. »Es fällt mir wirklich schwer, hart mit ihr zu bleiben, aber dieses Mal geht es nicht anders. Das Problem ist nur, dass ich ihr einfach nicht gewachsen bin. Ein Blick von ihr, die vorgeschobene Unterlippe, und ich zerflieÃe wie Butter unter der afrikanischen Sonne. Ich weiÃ, dass ich härter sein müsste. Hoffentlich gibt das später nicht irgendwelche Probleme. Für Kira oder für uns.«
Anita musste an Cordelia und ihre Eltern denken. »Seit wann kann Liebe zu einem Problem werden?«
Nils steckte die Hände in die Taschen seiner Chinos und sah seiner Tochter nach, die ihrem Bodyguard mit einer gebieterischen Armbewegung bedeutete, den Abstand zu ihr zu vergröÃern. »Hoffentlich hast du recht.«
Anita lachte. Nils erschien ihr als wunderbarer Vater. Härte stellte sie sich anders vor. »Kira hat nicht nur einen umwerfenden Charme, sie ist auch immens lebensfähig und sehr intelligent. Sie wird sich immer zu helfen wissen. Ihr könnt wirklich stolz auf sie sein.« Bevor sie sich abwendete, fiel ihr noch etwas ein. »Was ich noch fragen wollte: Habt ihr eigentlich herausgefunden, warum Kira so furchtbar geweint hat, als ich sie vor meinem Bungalow fand?«
Nils fuhr sich über das raspelkurze Haar. Es war eine Geste völliger Hilflosigkeit. »Nein. Haben wir nicht, obwohl wir es weià Gott immer wieder probiert haben. Sie muss sich über irgendetwas wahnsinnig erschrocken haben â¦Â«
Anita schob eine Spinne, die eben ihr Bein hochlaufen wollte, mit der Spitze ihres anderen Schuhs weg. »Eine Schlange vielleicht?«
Nils winkte sofort ab. »Ach wo. Sie ist mit den Gefahren des Buschs aufgewachsen. Schlangen begegnet sie immer wieder und kennt sich gut damit aus. Sie weiÃ, was sie in einem solchen Fall zu tun hat.« Gedankenverloren wippte er auf den FuÃballen. »Nein, ich glaube nicht, dass ein Tier sie dermaÃen erschrecken kann. Ich habe den Verdacht, dass sie ins Gelände gestreunt ist, was sie leider immer wieder tut, obwohl wir ihr das strikt verboten haben, und dass sie einen Wilderer überrascht hat. Die Kerle sind meist komplett schwarz gekleidet, mit schwarzen Masken oder Tüchern vom Gesicht. Das würde jeden Erwachsenen erschrecken, nicht zu reden von einem Kind. AuÃerdem sind sie schwer bewaffnet und haben überhaupt keine Skrupel. Die Tatsache, dass Kira noch ein kleines Mädchen ist, würde sie nicht davon abhalten â¦Â« Er stockte, wirkte wie jemand, der plötzlich einen Schlag erhalten hatte. »So ein Kerl würde â¦Â«, flüsterte er. »Er würde ⦠er hätte Kira â¦Â« Er brach wieder ab und starrte Anita sekundenlang blicklos an.
»Ich muss dringend mit Jill reden«, rief er dann, wirbelte herum und war schon auf dem Weg zum Büro.
Anita sah ihm verblüfft nach, konnte beim besten
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