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Jenseits von Timbuktu

Jenseits von Timbuktu

Titel: Jenseits von Timbuktu Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gercke Stefanie
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zehn Minuten, und Jill selbst erschien im Laufschritt zusammen mit Jabulani. Sie legte Anita eine Hand auf den Arm. »Danke, dass du bei ihr gewartet hast. Welch ein Glück, dass du gerade hier vorbeigekommen bist.«
    Anita ließ Busis Hand los, streichelte ihr über die Wange und richtete sich auf. Mit einer Handbewegung stellte Jill den stämmigen Schwarzen vor.
    Â»Das hier ist Jabulani, Busis Bruder. Er wird sie zu ihrem Haus bringen und dafür sorgen, dass ihr Beinstumpf verbunden wird. Dass sie ihn sich wund scheuert, ist schon öfter passiert. Jabulani wird zusammen mit Ziko auch die Suche nach Jabulile organisieren.« Sie ging neben Busi in die Hocke, untersuchte ihren Beinstumpf und redete dabei in schnellem Zulu auf die verzweifelte Mutter ein, ehe sie sich wieder aufrichtete.
    Â»Wir werden alle verfügbaren Leute aussenden«, teilte Jill Anita auf Deutsch mit. »Jabulile ist schon einige Male ins Reservat
gelaufen. Das ist strikt verboten, und die Kleine weiß das genau. Hoffentlich hat sie das gestern nicht wieder getan. Hoffentlich hat sie nur schlechte Zensuren und versteckt sich bei einer Freundin. Oder sie hat Kummer, den sie in sich hineinfrisst, und hat sich irgendwo verkrochen. Dann werden wir sie schnell finden …« Sie hielt inne, als Busi leise etwas auf Zulu zu ihr sagte. »Busi meint auch, dass es sein könnte, dass sie sich wegen schlechter Zensuren nicht nach Hause wagt«, übersetzte Jill anschließend.
    Â»Soll ich hierbleiben?«, fragte Anita. »Kann ich noch irgendetwie helfen?«
    Â»Nein.« Jill winkte ab. »Wir haben hier alles im Griff. Du kennst die Gegend überhaupt nicht, du würdest …«
    Â»â€¦ nur im Weg sein«, beendete Anita den Satz. »In Ordnung. Dann gehe ich jetzt frühstücken.« Sie schaute auf die Uhr und stutzte. »Es ist ja erst sechs. Ist das nicht zu früh?«
    Â»Ach wo, überhaupt nicht. Thabili ist schon am Wirbeln. Die Gäste, die auf die Morgensafari gehen, bekommen schon vor fünf ein kleines Frühstück serviert, damit sie durchhalten. Bei ihrer Rückkehr gegen zehn Uhr wartet dann ein umfangreiches Buffet auf sie, und das wird jetzt gerade aufgebaut.«
    Â»Na wunderbar. Sag mir bitte Bescheid, wenn ihr Jabulile gefunden habt.«
    Â»Natürlich.« Jill warf ihr ein dankbares Lächeln zu, während sie der weinenden Zulu vorsichtig auf die Füße half. »Wirst du heute die Nachtsafari mitmachen? Die ist wirklich sehr interessant.«
    Â»Ja, ich denke schon. Von den anderen Gästen habe ich aufregende Geschichten gehört. Gestern ist wohl ein Leopard gesichtet worden. Sieht man die oft?«
    Â»Nein, außerordentlich selten, aber glaube mir, sie beobachten uns. Du kannst fünf Meter von einer dieser großen Katzen entfernt stehen und siehst sie nicht. Oft finden wir nur ihre Tatzenspuren
und wissen genau, in welchem Areal sie sich verstecken, können sie aber nicht aufstöbern.«
    Mit einem letzten Gruß an Busi, wandte sich Anita zum Gehen. Nach wenigen Schritten musste sie mit einem Satz zur Seite springen, weil Ziko in hohem Tempo um die Wegbiegung kam. Er schwitzte stark, seine Brille war auf die Nasenspitze gerutscht, und seine Buschstiefel waren schlammverschmiert.
    Â»Wo ist meine Frau, Ma’am?«, keuchte er und schob die Brille wieder hoch.
    Â»Gleich hier.« Sie wies ihm die Richtung. »Jill und Jabulani kümmern sich schon um sie.«
    Â»Ngiyabonbga kakhulu«, rief ihr der Zulu zu und hastete an ihr vorbei.
    Anita blieb stehen und sah zu, wie er Busi zärtlich übers krause Haar strich und sie dann zusammen mit Jabulani und Jills Hilfe vorsichtig auf die Füße stellte. »Wir bringen dich jetzt in die Hütte«, hörte sie ihn sagen, »und dort kannst du dein neues Bein mit der Salbe einschmieren, die Thandi dir verschrieben hat. Jabulani und ich suchen unsere Tochter.«
    Ein zaghaftes Lächeln seiner Frau war die Antwort, ein winziger Sonnenstrahl durch schwere Regenwolken.
    Jill sah auf ihre Uhr. »Ich gehe jetzt auch frühstücken. Lasst mich sofort wissen, wenn ihr mehr Leute braucht.«
    Anita fiel wieder ein, dass Busi offenbar Löwen gehört hatte. Sie überlegte, ob sie bei Jill deswegen nachhaken sollte. Vergebens wehrte sie sich gegen die Vorstellung, dass die zierliche kleine Jabulile ganz allein im Busch war, umgeben von Löwen, Schlangen und

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