Jenseits von Timbuktu
Gefahr, dass der Kerl seine Wut an Kira auslieÃ. Deswegen unterdrückte sie ihr spöttisches Lächeln und schaute weg, um ihn nicht noch mehr herauszufordern. Die Hand sank herunter, und Riaan richtete sich langsam auf, während sie nach Maurice Ausschau hielt, aber diese Ratte hatte offensichtlich den Zwischenfall genutzt und das Weite gesucht.
»Ab in den Lieferwagen mit ihnen zu den anderen«, befahl Pienaar.
Erst jetzt nahm sie wahr, dass die anderen Kinder sich nicht mehr im Hof befanden. Bevor sie über die Bedeutung von Pienaars Befehl nachdenken konnte, stand Jacob vor ihr. Er entriss ihr Kira, warf sich das strampelnde Mädchen wie einen Sack über die Schulter und trabte mit ihr davon. Anita schrie ihm hinterher, wurde aber von Len Pienaar auf der einen und Riaan auf der anderen Seite schmerzhaft unter den Achseln gepackt und im Eiltempo zu dem weiÃen, fensterlosen Lieferwagen gezerrt, wo Jacob eben die Schiebetür aufriss und Kira ohne jede Rücksicht ins Innere warf. Die Kleine schrie, ob aus Empörung oder vor Schmerzen, konnte Anita nicht ausmachen. Sie konnte ihre eigene Wut kaum beherrschen, und schwor sich, Len Pienaar alles heimzuzahlen. Mit Zins und Zinseszins, wie es so schön hieÃ. Sie selbst wurde durch einen kräftigen Stoà überrascht und fand sich flach auf dem Bauch liegend mitten zwischen den anderen Kindern wieder. Sie wirbelte im Liegen herum.
»Wo ist meine Tasche?«, schrie sie. »Ich will meine Tasche haben! Pienaar, hören Sie? Wo ist meine Tasche? Her damit!«
Sekunden später flog die Tasche herein. Sie fiel auf den Boden und schlitterte gegen die Wand. Dann wurde die Tür zugeschoben, und undurchdringliche Dunkelheit umfing sie. Sie fand
ihre Tasche, merkte aber, dass fast alles herausgefallen sein musste, und fluchte in sich hinein. Ãber den Metallboden kriechend, tastete sie nach ihren Sachen und hoffte, dass ihr Autoschlüssel dabei war, fand aber nur ein paar nutzlose Dinge. Make-up-Utensilien, ein Bonbon, ihre Geldbörse. Das Geld war weg, ihre Sonnenbrille auch.
»Riaan, du bleibst hier und räumst auf«, hörte sie Pienaar noch brüllen. »Alle Spuren müssen weg, hörst du? Nichts darf zurückbleiben. Versteck den Wagen von dieser Kuh irgendwo, aber vernichte vorher die Nummernschilder, zerstör das GPS und mach die Nummer auf dem Dach unkenntlich, verstanden? Zungu, Jacob, rein ins Auto.«
Dann schaukelte der Wagen kurz, als die Männer in die Fahrerkabine einstiegen, und der Motor sprang an.
So viel in Sachen Sicherheit, die ihr dieses Spielzeug, das GPS, gewähren sollte, dachte Anita grimmig.
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Die Fahrt zu Cordelias Farm verlief in angespanntem Schweigen. Nils schnitt jede Kurve und prügelte das Auto rücksichtslos über jede Bodenwelle. Jill hatte alle Hände voll zu tun, sich so festzuhalten, dass sie nicht mit dem Kopf gegen die Seitenstrebe des Wagens schlug. Die zwei Zulus und die beiden Bodyguards, Zak und Wilson, klammerten sich auf dem Rücksitz fest.
Vor der Farm trat Nils so hart auf die Bremse, dass der Wagen mehrere Meter weit auf dem harten Boden rutschte, ehe er zum Stehen kam. Er war schon herausgesprungen und mit groÃen Sätzen unterwegs zum Haus, bevor Jill überhaupt die Tür geöffnet hatte. Die vier vom Rücksitz drängten sich heraus, und gemeinsam folgten sie Nils im selben Tempo. Die Haustür stand offen, und Jill hörte wie ihr Mann laut nach Cordelia rief, ohne allerdings eine Antwort zu erhalten.
SchlieÃlich kam Cathy in sichtlicher Aufregung aus der Küche herausgeschossen. Nils sagte ihr, dass er Lia sofort sprechen
müsse, auf der Stelle. Die Zulu machte sich darauf auf den Weg, ihre Arbeitgeberin zu suchen. Die Hunde tobten im Hintergrund, zeigetn sich aber zu Jills Erleichterung nicht. Offenbar waren sie im Zwinger eingesperrt.
Sicherlich waren es nur zwei oder drei Minuten, die sie warten mussten, ehe Lia über die Veranda zu ihnen kam, aber Jill erschien es wie eine halbe Stunde, und es war unübersehbar, dass Nils seine Erregung kaum noch im Zaum halten konnte. Er schien plötzlich gröÃer geworden zu sein, breiter. Ein Mann, der keine Sekunde zögern würde, alles einzusetzen, auch Gewalt, um seine Tochter zu retten. Seltsamerweise beruhigte das Jill, jedenfalls bis zu einem gewissen Grad.
Cordelia schaute von einem zum anderen. »Was ist denn hier los? Ihr seht fürchterlich
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