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Jenseits von Timbuktu

Jenseits von Timbuktu

Titel: Jenseits von Timbuktu Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gercke Stefanie
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oder ihr setzt euch hier friedlich auf die Veranda, und wir tun es mit deiner Zustimmung. Die Entscheidung solltest du schnell treffen.«
    Â»Mama, es ist gut«, sagte Maurice leise.
    Cordelia starrte ihren Sohn an. »Nein, Liebling, nicht.«
    Â»Doch, es ist vorbei. Lass es einfach laufen.«
    Â»Nein, ich lasse das nicht zu!«, schrie ihn seine Mutter an und wand sich in Zaks eisenhartem Griff.
    Â»Ist gut, Mama«, wiederholte Maurice ganz ruhig. »Lass sie los«, sagte er leise zu Zak.
    Zak vergewisserte sich mit einem kurzen Blick auf Nils, und als der nickte, nahm er seine Hände weg, blieb aber neben Cordelia stehen. Auch Maurice befreite sich von Musa, der seinen Klammergriff nur zögernd löste. Maurice rieb sich seinen Arm, dann wedelte er kurz mit den Händen.
    Â»Nur zu«, sagte er zu Nils. »Durchsucht die Farm. Meine Mutter und ich werden so lange auf der Veranda bleiben und euch nicht behindern – allerdings würde ich dir dringend davon abraten, das Löwengehege zu betreten, meine Miezekatzen sind heute noch nicht gefüttert worden«, setzte er schief grinsend mit einem Anflug von Galgenhumor hinzu.
    Nils zögerte nicht lange. »Jill, bleib du bei ihnen, pass auf, dass sie nicht telefonieren. Ich traue ihnen nicht. Wilson, du bleibst auch hier!« Mit diesen Worten rannte er die Stufen hinunter und den Weg ums Haus herum zum hinteren Teil des Gartens, dicht gefolgt von Musa, Philani und Zak, der im Laufen eine zusammengefaltete Baseballkappe aus der Hosentasche zog und sich über seinen signalrot leuchtenden, sonnenverbrannten Schädel stülpte.
    Es kostete Jill alle Selbstbeherrschung, nicht hinter Nils herzurennen. Hier still herumzusitzen fand sie unerträglich. Wenn ihr kleines Mädchen gefunden wurde, wollte sie dabei sein, es in den Arm nehmen, sich vergewissern, dass es ihm gut ging. Sie
prüfte, ob ihr Handy angeschaltet und aufgeladen war und steckte es beruhigt wieder ein.
    Cordelia saß ihr gegenüber, Beine fest übereinandergeschlagen, Arme um den Leib geschlungen, und starrte Löcher in den Boden. Maurice war in sich zusammengesunken, trommelte mit den Fingern auf der Lehne seines Stuhls und blickte irgendwo ins Nichts. Wilson war zu einer dunklen Statue erstarrt. Seine Waffe hielt er in beiden Händen, zwar auf den Boden gerichtet, aber unmissverständlich schussbereit, und ließ Cordelia und Maurice nicht aus den Augen.
    Irgendwann klingelte das Telefon in Maurice’ Hosentasche. Nachdem er das Display geprüft hatte, ging ein Ruck durch ihn hindurch. Er stand auf, machte ein paar Schritte zur Seite und wandte Jill den Rücken zu, ehe er antwortete.
    Die anschließende Unterhaltung verlief so leise, dass sie nicht ein einziges Wort verstand, obwohl sie sich näher an ihn heranschob. Maurice beendete das Gespräch, drehte sich um und sah seine Mutter kurz eindringlich an, als wollte er ihr eine Botschaft übermitteln. Dann ließ er sich wieder in den Rattansessel fallen.
    Jill betrachtete ihn beunruhigt. Er war wie verändert. Hatte er vorher mit hängenden Schultern ein Bild jämmerlicher Resignation geboten, lehnte er jetzt breitbeinig, die Arme locker auf die Lehnen gelegt, im Sessel. Das erleichterte Lächeln, das in seinen Mundwinkelen saß, alarmierte sie am meisten.
    Der Anruf musste mit seiner äußerlichen Verwandlung zu tun haben. Ihre Nervosität gewann wieder Oberhand. Sie beobachtete ihn scharf. Es gab nur einen Mann, befürchtete sie, der in dieser Situation diese Wirkung auf ihn haben könnte, und das war Len Pienaar. Während sie Maurice anstarrte, kroch die Erkenntnis in ihr hoch, dass vermutlich nur eine Nachricht dieses Lächeln hervorrufen konnte, nämlich die, dass Kira von der Farm weggebracht worden war. Alles andere würde keinen Sinn ergeben.

    Damit hätten sie jede Spur von ihrer Tochter verloren, und derjenige, der ihr hätte sagen können, wo sie war, saß ihr schweigend gegenüber und grinste. Verzweiflung überfiel sie mit Macht und damit auch der ganz und gar unzivilisierte Impuls, Maurice an der Kehle zu packen und so lange zu würgen, bis er ihr verriet, was vor sich ging. Aber natürlich gab sie diesem Impuls nicht nach. Stattdessen probierte sie es mit einem Überraschungsangriff. »Was wollte Len Pienaar?«
    Maurice’ Kopf ruckte herum, aber er fing sich schnell. »Das war nicht Pienaar, das war

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