Jenseits von Timbuktu
Gewehr!«, schrie sie, wobei sie wie Espenlaub zitterte.
Wilson und Zak hatten schon ihre Hand an der Waffe, aber Nils hinderte sie mit einem Griff daran, sie zu ziehen. Eine wilde SchieÃerei war das Letzte, was sie jetzt gebrauchen konnten. »Keine Waffen«, sagte er. »Zumindest noch nicht jetzt«, setzt er sehr leise hinzu.
Zum selben Zeitpunkt kam Maurice um die Ecke gerannt. Sein Blick flackerte unstet über die Anwesenden. »Nils, Jill â¦
was ist hier los?« Sein Unterkiefer zitterte. Er biss die Zähne aufeinander.
»Wir suchen Len Pienaar«, sagte Nils, hatte offensichtlich gröÃte Mühe, seine Rage unter Kontrolle zu halten. »Erst hat er meine Frau und meine Kinder bedroht, jetzt hat er unsere Tochter entführt. Ich will meine Tochter wiederhaben, und wenn ich nicht sofort von euch erfahre, wo sich Pienaar aufhält, werde ich mit meinen Leuten eure Farm auf den Kopf stellen.«
Vor Jills Augen schien ihr Mann noch ein Stück in die Höhe und die Breite zu wachsen, und ihr war klar, dass er kurz davor war, zu explodieren. So hatte sie ihn noch nie erlebt. Nils war sehr groÃ, weit über eins neunzig und ziemlich breit, und wie alle hochgewachsenen Männer war er es gewohnt, dass er nicht erst wütend zu werden brauchte, um das zu erreichen, was er wollte. Aber Dirk Konrad hatte ihr versichert, dass das durchaus passieren konnte, und ihr das in sehr kräftigen Farben geschildert.
»Er bläst sich auf, bekommt einen knallroten Kopf, und dann schlägt er alles zusammen als wäre er eine Abrissbirne.«
Damals hatte sie bei diesem Bild laut gelacht und Dirk beschieden, dass ihr Mann unmöglich derartig die Fassung verlieren würde. Nicht Nils Rogge, der die Ruhe selbst war. Jetzt aber war sie sich dessen absolut nicht mehr sicher. Die knisternde Spannung, die ihn umgab, war greifbar.
Wie seine Mutter, zeigte auch Maurice panische Angst, aber bemühte sich, diese unter einer Art verzweifeltem Bravado zu verbergen. »Erstens kenne ich den Typen gar nicht, und zweitens, wie kommst du darauf, dass er hier ist?« Mit einer Hand hielt er sein Kinn, vermutlich um zu verhindern, dass seine Zähne aufeinanderschlugen, die andere hatte er in die Hosentasche gebohrt, und Jill nahm an, dass er damit ihr Zittern verbergen wollte.
»Quatsch, du kennst ihn sehr wohl«, fuhr sie ihn an. »Anita Carvalho ist hier mit ihm zusammengetroffen, und er hat ihr gesagt,
dass er dir mit der Löwenzucht hilft. Und dann hat er ihr GrüÃe an mich, Kira und Luca aufgetragen. WeiÃt du, was das heiÃt? Und du glaubst doch nicht, dass sich Anita so etwas ausdenken würde?«
Maurice verlor alle Farbe. Das Karamell seiner Haut verwandelte sich in ein schmutziges Gelb, unter den Augen erschienen bläulich graue Schatten, seine Lippen verfärbten sich ebenfalls bläulich grau. »Mama?« war das einzige Wort, das er herausbekam, und er wirkte dabei wie ein kleiner, verlorener Junge.
Cordelia richtete sich auf, schien auf einmal an Kraft zu gewinnen. Sie wirkte nicht mehr ängstlich, und sie zitterte auch nicht mehr. Ihre Körpersprache war überdeutlich. Ihr einziges Kind war in Gefahr, und das musste sie um jeden Preis schützen.
»Ruf Riaan und diesen Zungu!«, befahl sie. »Gib mir deine Pistole, und dann hol mein Gewehr!«, befahl sie und zog Mauriceâ Pistole aus dessen Gürtel. Mit gespreizten Beinen stellte sie sich hin, packte die Waffe mit beiden Händen und zielte mit ausgestreckten Armen in der klassischen Pose eines Pistolenschützen auf Nils.
Jill sah die Entschlossenheit in Cordelias Augen, und ihr war klar, dass sie schieÃen würde. Für ihren Sohn würde sie alles tun.
»Riaan ist nicht da«, meldete sich Maurice mit kläglicher Stimme.
»Was?« Cordelia warf ihm einen unsicheren Seitenblick zu.
Dann passierte alles sehr schnell. Zak machte einen gewaltigen Satz nach vorn, schlug ihr die Waffe aus der Hand, die Wilson sofort auffing, und bog ihr mit derselben Bewegung den Arm auf den Rücken. Musa packte gleichzeitig Maurice am Oberarm. Er wehrte sich im Gegensatz zu seiner Mutter nicht, die mit aller Kraft sehr gezielt um sich trat und Zak am Schienbein erwischte. Der grunzte, lieà sie aber nicht los.
Nils musterte Cordelia aus schmalen Augen. »Du hast die Wahl, dass wir dich mit Maurice jetzt entweder in ein Zimmer
sperren und dann die Farm durchsuchen,
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