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Jenseits von Timbuktu

Jenseits von Timbuktu

Titel: Jenseits von Timbuktu Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gercke Stefanie
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aufgeregt aus.« Dabei zeigte sie ihre Zähne in einem Lächeln, das eher abwehrend als freundlich war, und es war nicht zu übersehen, dass auch sie höchst nervös war.
    Â»Auf deiner Farm arbeitet ein Mann namens Len Pienaar. Wo ist er?«
    Cordelias Lächeln verschwand jäh, ihre Nervosität wurde sichtbarer. »Warum, was wollt ihr von ihm?«
    Nils trat ganz nah an sie heran. »Lia, jetzt hör mir sehr genau zu. Len Pienaar hat unsere Tochter entführt, und ich will von dir wissen, wo er ist. Dann werde ich mit meinen Leuten dort hingehen und Kira abholen. Also mach den Mund auf. Jetzt, auf der Stelle. Ist das klar?«
    Cordelia wich zurück, als hätte er sie gestoßen. Entsetzen flammte in ihren Augen auf, aber nur kurz, dann verschloss sich ihre Miene. Sie zögerte ein paar Sekunden, ehe sie antwortete. »Ich habe keine Ahnung, wo dieser Mann ist. Er … er arbeitet nicht hier.«
    Nils’ Aggression stieg sichtlich. Seine Augen sprühten. »Versuch nicht, mich zu verscheißern! Anita Carvalho hat ihn hier gesehen. Und er hat ihr aufgetragen hat, Jill und Kira und Luca
zu grüßen. Du weißt, was das heißt, oder? Du weißt, wer Pienaar ist und was er Jills Familie angetan hat.« Es war keine Frage.
    Mit zitternder Hand strich Cordelia sich das Haar aus dem Gesicht. Sie schaute dabei an ihm vorbei und zuckte die Schultern. »Ich kann mich nicht erinnern.«
    Â»Du lügst, natürlich kannst du das, und das sehe ich dir an! Wenn du nicht sofort den Mund aufmachst, werden meine Leute und ich deine Farm durchsuchen. Und glaube mir, wir finden den Kerl. Und dann wirst du einiges zu erklären haben. Auch bei der Polizei.« Er wollte sie aus dem Weg drängen, aber Cordelia stand mit gespreizten Beinen da und hielt ihn mit ausgebreiteten Armen auf. »Geh aus dem Weg«, knurrte er.
    Cordelia, die nette Nachbarin, die alle Welt nur lächelnd und gastfreundlich kannte, fletschte ihre Zähne wie ein in die Ecke getriebenes Tier.
    Jill, die die Szene aus einigen Schritt Entfernung beobachtete, hatte den deutlichen Eindruck, dass Cordelia nicht einfach nur wütend war, sondern dass sie von panischer Angst gepackt wurde. Aber wovor? Doch wohl nicht vor ihnen. Das wäre wirklich absurd. Aber dass sie mit aller Gewalt verhindern wollte, dass Nils und ihre Leute aufs Grundstück kamen, war nicht zu übersehen. Was dringend dafür sprach, dass sie etwas zu verbergen hatte. Und das hatte mit Sicherheit etwas mit Pienaar zu tun, denn sie hatte gar nicht erst abgestritten, dass Usathane sich auf ihrer Farm aufhalte. Sie hatte nur geleugnet zu wissen, wo er sei. Vermutlich aus Versehen.
    Unbewusst nagte sie an ihrem Fingernagel, während sie ihre Nachbarin beobachtete. Das Haar hing Cordelia ins Gesicht, ihre Pupillen waren geweitet. Sie war so außer sich, dass sie wie ein Fisch auf dem Trockenen nach Luft schnappte.
    Abgesehen davon, dass er ein Mörder und Folterer war, setzte Pienaar auch gern Erpressung ein. Aber was könnte er gegen eine Frau wie Cordelia in der Hand haben? Eine alleinstehende,
friedliebende Frau, die ihr Geld hauptsächlich mit Kräutermedizin und Obstanbau verdiente? Die Löwenzucht war ausschließlich Maurice’ Geschäft, das hatte ihr Cordelia erzählt. Maurice?
    Maurice, von dem niemand wirklich wusste, wie er sein Geld verdiente. Maurice, den sie öfter aus Sibaya hatte kommen sehen, dem neuen, sehr pompösen und furchtbar hässlichen Spielcasino auf den Hügeln über dem Meer nördlich von Umhlanga Rocks.
    Maurice? Und Len Pienaar?
    Unerwartet schwamm ein Bild aus ihrem Gedächtnis an die Oberfläche. Nebelhaft, flüchtig. Ein metallicschwarzer Porsche, ein zähnefletschender Löwenkopf auf der Kühlerhaube. Lion’s Den … Und neben dem Fahrer eine Gestalt, die ihr bekannt vorkam. Verzweifelt bemühte sie sich, ihr ein Gesicht zu geben, verzweifelt wühlte sie in der Vergangenheit. Währenddessen zerrte ihre Nachbarin fieberhaft an der Tasche ihrer Shorts, zog schließlich ihr Mobiltelefon hervor und drückte eine Kurzwahltaste.
    Â»Maurice«, japste sie. »Komm sofort zum Haus. Wir haben ein Problem!«
    Jill erstarrte, ihre Gedanken rissen ab. Die Bilder verwirbelten im Nebel.
    Cordelia klappte das Handy zu und zeigte damit auf Nils. »Und wenn ihr auch nur einen Schritt näher kommt, dann … dann hole ich mein

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