Jenseits von Timbuktu
Immerhin leben hier eine Menge Raubtiere â¦Â«
»Ich bin mir sicher, Ugogo wami, meine GroÃmutter weià das â¦Â«
»Thandi, ich habe keine Lust, eines Tages über ihre halb aufgefressene Leiche zu stolpern«, unterbrach sie Jill. »Tu was. Bitte. Und schnell.«
Dr. Thandi Kunene stieà einen abgrundtiefen Seufzer aus. »Ich versuchâs. Over and out.«
Jill schaltete das Mikrofon aus und reichte es Jonas. »Finde bitte heraus, was mit den Telefonen los ist. Festnetz und Mobil. Ob der Blitz irgendwo eingeschlagen hat, ob jemand die Masten zerstört oder Leitungen geklaut hat, oder was auch immer. Ich will wissen, wann alles wieder in Ordnung ist. Bis dahin rühr dich nicht vom Funkgerät weg.« Ihr hing ein Schluchzen in der Kehle. Das Lachen war ihr längst vergangen.
Die Brille auf die Nasenspitze geschoben, musterte Jonas sie ein paar Sekunden lang mit seinem sanften Blick. »Jilly, alle wissen Bescheid, jeder Mensch im Landkreis sucht nach Kira, und ich werde alles von hier aus koordinieren. Du brauchst dir um die Organisation keine Sorgen zu machen.« Er nahm ihre beiden Hände in seine. »Wir finden unser Isinkwe, unser Buschbaby ⦠Ugogo Nelly hat ein Huhn für sie opfern lassen, um die Ahnen um Hilfe zu bitten. Ich musste das fetteste fangen, das in ihrem Hof herumlief ⦠Und Ugogo hat noch ein paar Scheine für den Sangoma draufgelegt, damit er sich besonders anstrengt â¦Â«
Jill nickte mit brennenden Augen. Thandi würde Nelly noch einige Tage im Krankenhaus behalten, um sie zu beobachten, hatte sie ihr mitgeteilt. Mit dem Asthma sei nicht zu spaÃen. Obwohl sie regelmäÃig mit der Ãrztin gesprochen hatte, hatte ihr bisher die Zeit gefehlt, ihre alte Nanny zu besuchen. »Geht es ihr besser? Ich habe gestern vor dem Unwetter noch mit Thandi über sie gesprochen. Sie sagt, es wird schon wieder werden, aber sie ist halt schon alt.« Plötzlich überkam es sie, und sie schluchzte
hemmungslos. »Jonas, wenn Nelly stirbt, weià ich nicht, was ich tun soll. Sie ist meine schwarze Mutter â¦Â«
Ein kleines Lächeln erhellte sein Gesicht. »Oh, meine Ugogo ist ein zähes altes Huhn. Glaub mir. Meine Ugogo stirbt nie, sie ist viel zu herrschsüchtig. Kannst du dir vorstellen, wie sie die Ahnen in Aufruhr versetzen und herumkommandieren würde? Die wollen sie sicher noch lange nicht haben.«
Er nahm eine Packung Papiertaschentücher aus der Schublade seines Schreibtischs und reichte sie Jill. »Im Ãbrigen war es kein Herzinfarkt, nur ein Asthmaanfall, sagt Thandi. »Ich habe herausgefunden, dass Ugogo sich offenbar mit Duduzile gestritten hat ⦠Um genau zu sein, ich glaube, sie ist wahnsinnig eifersüchtig auf Duduzile â¦Â« Er grinste. »Im Augenblick amüsiert sie sich damit, die Krankenschwestern zu terrorisieren, und sie lässt fragen, ob sie auch im Hubschrauber zurück nach Inqaba fliegen kann. Es hat ihr offensichtlich einen Mordsspaà gemacht.« Er legte die Taschentuchpackung zurück.
Jill lächelte unter Tränen. »Typisch Nelly. Wenn du mit ihr sprichst, bestell ihr alles Liebe von mir. Ich komme so bald wie möglich. Aber bitte kein Wort zu ihr über Kiras Verschwinden. Nelly bekommt es fertig und beschwatzt den Hubschrauberpiloten â¦Â«
Jonas gluckste in sich hinein. »Mach ich. Und Jill â unsere Kira hat noch von meinem GroÃvater Ben gelernt, wie man sich im Busch bewegt, wie du auch ⦠Sie kennt sich wirklich aus. Sie ist ein â¦Â«
»⦠Buschbaby«, ergänzte Jill. »Ich weiÃ.«
Wenn das nur das Einzige wäre, was mir Angst macht, dachte sie. Jonas wusste noch nicht, dass Len Pienaar wieder aufgetaucht war und welche Rolle er vermutlich bei ihrem Verschwinden gespielt hatte, und im Moment sah sie sich nicht imstande, seine Reaktion zu ertragen. Er liebte Kira wie sein eigenes Kind. Sie wandte sich ab, um zum Haus zu gehen.
Nils und Marina kamen ihr vom Haupthaus entgegen. Die Schauspielerin hielt mehrere Medikamentenpackungen in der Hand, und Nils berichtete kurz, was sie ausgewählt hatte, und dass er die Medikamente aus der Liste ausgetragen hatte. »Du hast doch sicher ein paar trockene Klamotten für sie?«
»Klar, kein Problem. Ich muss ohnehin zum Haus, um erst mit Kamali zu reden. Das habe ich vorhin völlig vergessen. Vielleicht
Weitere Kostenlose Bücher