Jenseits von Timbuktu
mit Dreckklumpen und Gras. Der Anführer rückte mit gefährlich gefletschten Zähnen immer näher.
»Shit, raus hier â¦!« Africa feuerte erneut und stieà sie grob zur Tür hinaus, behielt die Pavianherde aber immer im Auge. Sie schafften es ohne weitere Zwischenfälle hinaus. Wortlos zerrte er sie den Weg entlang.
»Das waren doch bloà Affen«, stichelte Anita.
Africa knurrte lediglich.
»Tiki ist wirklich eine nette Frau.« Vielleicht würde sie ihn damit aus der Reserve locken. »Und auf Naki können Sie sehr, sehr stolz sein«, setzte sie hinzu und beobachtete erleichtert, dass sein verdrossener Gesichtsausdruck etwas weicher wurde. Vielleicht konnte sie ihn auf ihre Seite ziehen. Vorläufig allerdings lief ihnen Pienaar mit der Pistole in der Hand entgegen.
»Was war?«, fragte er Africa.
»Paviane im Haus ⦠Sie haben ein groÃes Loch ins Dach gemacht, da wär sie auch rausgekommen.« Mit dem Kinn wies er auf Anita und imitierte mit der Hand eine Schlängelbewegung. »Wie eine Schlange.«
Pienaar nickte und wedelte dann mit der Hand, worauf Africa sich trollte. »Ich bring dich zurück zu den Kindern, aber wehe, wenn du die Gören wieder aufstachelst. Verstanden?« Er packte sie am Oberarm und schob sie vor sich her.
»Mhm«, machte sie und dachte sich ihren Teil. »Wie geht es Kira?«
Pienaar zuckte mit den Schultern. Auf dem Hof angekommen, öffnete er wortlos die Tür zu dem Gebäude, in dem sich die Mädchen befanden. Als der Bure sie in den dunklen Raum schob, schlug ihr eine Wolke von SchweiÃgeruch entgegen, unterlegt mit einem öligen Gestank, der so widerlich war, dass sie angeekelt die Luft anhielt. Aber es blieb ihr nichts anderes übrig, als zu atmen, und sie tat es mit offenem Mund, um wenigstens nicht die volle Ladung des Gestanks abzukriegen. Sie sah sich einem Dutzend weit aufgerissener Augenpaare gegenüber. Keines der Mädchen sagte einen Ton.
»Kira?«, fragte sie, während sie wartete, dass sich ihre Augen an das tiefe Dämmerlicht gewöhnten. Lediglich durch einen Spalt, wo das Wellblechdach auf der Mauer auflag, sickerte ein wenig Helligkeit.
Nyasha antwortete ihr. »Kira ist nicht hier.«
Hinter ihr wurde der Schlüssel im Schloss gedreht. Sie wirbelte auf den Hacken herum, Angst schoss jäh in ihr hoch. Wohin hatte der Bure Jills Tochter gebracht, und, viel wichtiger, was hatte er mit ihr gemacht? »He«, schrie sie. »Pienaar, wo ist Kira?« Mit beiden Fäusten hämmerte sie gegen die Tür. »Machen Sie auf, ich will wissen, wo Kira ist!«
Niemand antwortete ihr, aber vom Hof her hörte sie Stimmen. Eine tiefe, offenbar die eines Mannes, und eine, deren Tonlage viel höher war. Die Stimme eines Kindes, eines ziemlich wütenden Mädchens wie ihr schien. Kira? Sie legte ein Ohr an die Tür. Die Vermutung wurde zu ihrer immensen Erleichterung schnell zur Gewissheit. Jetzt waren die Worte laut und klar zu verstehen.
»Hör auf, mich zu stoÃen, Blödmann! Mein Bein tut weh! Isilima!«
Kira! Und ihr Kampfgeist schien ungebrochen zu sein. Anita
schossen vor Freude die Tränen in die Augen. Im selben Moment riss jemand die Tür auf, und Kira hüpfte auf einem Bein herein.
»Hör auf rumzukrakeelen«, fuhr Riaan Anita an. »Prinzesschen hatte nur eine Fotosession. Ihre Mama muss doch wissen, dass es ihr gut geht.« Er grinste auf eine Art, dass Anita übel zu werden drohte.
»Ich hasse dich!«, schrie Kira. Regennässe tropfte ihr vom Haar in die Augen, die Hautabschürfungen auf Armen und Beinen waren verkrustet, ihr Gesicht war so verschmutzt als wäre sie durch einen Schornstein gekrochen. Als sie Anita erblickte, leuchteten ihre Augen auf. »Ich hab ihm die Zunge rausgestreckt«, berichtete sie stolz.
Gut gemacht, dachte Anita, dann weià Jill wenigstens, dass Pienaar ihre Tochter nicht kleingekriegt hatte. Kira machte eine unbedachte Bewegung vorwärts und verlor das Gleichgewicht. Mit einem Satz war Anita bei ihr und fing sie auf. Dabei bemerkte sie, dass die Haut auf Kiras Armen und Beinen stellenweise sehr heià war. Sie sah nach und erschrak. Die Kratzer hatten sich auf der ganzen Länge entzündet, die Umgebung war bereits angeschwollen. Ãber Kiras Kopf funkelte sie Riaan an, der immer noch breitbeinig, die Arme vor der Brust verschränkt, in der
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