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Jenseits von Timbuktu

Jenseits von Timbuktu

Titel: Jenseits von Timbuktu Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gercke Stefanie
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Fußballweltmeisterschaft fängt bald an, da kommen viele hungrige Männer … Die zahlen sehr, sehr gut für so niedliche Mädchen, wie ihr welche seid … eine süßer als die andere.« Er gluckste, und sein Blick wanderte von einem Kind zum anderen, bis er schließlich an Kira hängen blieb. »Und manche werden ein kleines Vermögen bringen …«
    Bis auf sein raues Atmen herrschte schreckerfüllte Stille im Raum. Als das abgehackte Brüllen des großen Mähnenlöwen wieder die Wände des Raums erzittern ließ, duckten sich die Kinder tief auf den Boden. Pienaars Worte schossen in Anitas Schädel umher wie Querschläger. Sie wusste, was das bedeutete. Irgendwo hatte sie gelesen, dass Südafrika als Umschlagplatz für Sexsklavinnen und Kinderprostituierte galt. Der Schock traf sie wie ein elektrischer Schlag, und ihre Augen flogen zu Kira. Deren schreckgeweitete Augen klebten auf Pienaars Gesicht. Offensichtlich hatte sie die Bedeutung seiner Worte richtig verstanden, und auch das Entsetzen auf Nyashas Zügen zeigte, dass diese nur zu genau wusste, worum es ging. Ihr wurde schwindelig. Schwankend stand sie auf.

    Eine schrille Kinderstimme katapultierte sie zurück ins Bewusstsein. Es war Kira. »Tritt ihm zwischen die Beine!«, schrie Jills Tochter. »Mit dem Knie. Daddy hat mir das beigebracht.« Sie hämmerte mit ihrem unverletzten Fuß, Ferse voran, zielgerecht in Pienaars Kniekehlen.
    Pienaar knickte etwas ein, stieß einen tiefen Kehllaut aus und schwang seinen Fuß mit bösartiger Kraft. Er traf Kira und fegte sie beiseite. Kira knallte mit dem Rücken an die Steinwand und blieb liegen. Erst nach ein paar Schrecksekunden sah Anita, dass sie sich langsam aufrappelte. Mühselig und mit schmerzverzerrtem Gesicht zwar, aber sie schien unverletzt zu sein, und ihr Kampfgeist schien neu angestachelt zu sein. Hasserfüllt starrte die Kleine Usathane an.
    Â»Schweinekerl«, flüsterte sie mit ihrer rauen Kinderstimme. »Blöder Schweinescheißkerl …«
    Anita tat das Einzige, was ihr möglich war. Sie ging dicht an ihn heran und zog ruckartig das Knie hoch, um ihn zwischen die Beine zu treten. Aber Pienaar musste ihre Absicht erkannt haben. Er wich zurück, und sie traf nur seinen Oberschenkel.
    Â»Du blöde deutsche Fotze«, knurrte er, packte sie und zerrte sie zum Ausgang. Als sie hinfiel, schleifte er sie einfach weiter und trat nach Kira, die sich mit all ihrer Kraft an Anitas Bein klammerte. Draußen auf dem Hof, warf er Anita auf den Betonboden.
    Â»Schließ die Scheißmädchen ein«, befahl er Zungu, der sofort den Schlüssel im Schloss drehte.
    Die Kinder im Inneren schrien und heulten so laut, dass zwei Blutfinken, die an einer Pfütze genippt hatten, in Panik davonflogen. Anita war zu benommen, um sich wirksam zu wehren. Pienaar zwang sie auf die Beine und trieb sie unbarmherzig vor sich her, immer am Maschendrahtzaun des Löwengeheges entlang, an dessen Innenseite in mehreren Ebenen die elektrisch geladenen Drähte verliefen. Unbarmherzig trieb er sie vorwärts.

    Die Hitze, die vom regenfeuchten Sand und den herumliegenden Steinen reflektiert wurde, setzte ihr zu. Der Boden brannte unter ihren Sohlen, ihre Zunge lag wie ein geschwollener Fremdkörper in der trockenen Mundhöhle. Ständig von Pienaar gestoßen, stolperte sie weiter, nahm kaum etwas von ihrer Umgebung wahr. Doch nach und nach drang so etwas wie ein Surren in ihr Bewusstsein. Erst dachte sie, es wäre ein Moskito, oder gar mehrere, weil dieses eigenartig hohe Surren allmählich stärker wurde. Verunsichert drückte sie einen Finger auf ihr rechtes Ohr, aber der irritierende Ton blieb. Bösartig wie ein aufgescheuchter Wespenschwarm. Die Luft vibrierte schließlich so sehr, dass ihr die feinen Haare auf den Armen hochstanden. Es brauchte eine Weile, ehe ihr dämmerte, dass das Geräusch von den elektrisch geladenen Drähten kommen musste. Instinktiv verschränkte sie die Arme vor der Brust. Als Kind hatte sie einen Stromschlag erlitten, der sie quer durchs Zimmer geschleudert hatte. Der Schreck saß ihr in gewisser Weise noch heute in den Gliedern.
    Irgendwann änderte Len Pienaar die Richtung. Bisher hatte ihr die Sonne auf den Rücken gebrannt, jetzt stach sie ihr von links in die Augen. Sie schätzte, dass es vier Uhr nachmittags war. Pienaar folgte dem

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