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Jenseits von Timbuktu

Jenseits von Timbuktu

Titel: Jenseits von Timbuktu Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gercke Stefanie
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Blätter und Staub von seinen Hosen.
    Â»Da entlang«, befahl er.
    Erst jetzt wurde Anita gewahr, dass der Weg sich dort wie ein Flaschenhals verengte. Bilder vom Netz der Trichterspinne fielen ihr ein. Mit einem unruhigen Flattern im Magen blieb sie stehen.
    Â»Weiter«, knurrte Pienaar.
    Â»Nein!« Störrisch verschränkte sie die Arme über der Brust. »Was wartet da auf mich?«
    Er lachte. »Das wirst du schon sehen, also setz dich gefälligst in Bewegung.«
    Da sie sich einfach weigerte, auch nur einen Schritt zu tun, musste er sie mit Gewalt den enger werdenden Pfad entlangstoßen. Nach einer scharfen Rechtskurve hielt er unvermittelt vor einer Pforte aus Maschendraht an. Dahinter konnte sie ein Gebäude aus rohen Leichtbausteinen erkennen, dessen relativ flaches Satteldach mit Gras gedeckt war. Ein löcheriger Pelz aus Rankpflanzen überzog die Hauswand an der ihr zugewandten schmalen Seite, und, so weit sie sehen konnte, setzte sich der Pflanzenpelz an der langen Seite links von ihr fort. Zusätzlich wuchsen dort in einigen Metern Entfernung dicht an dicht dornenbewehrte Büsche. Durch die dunkelgrünen Ranken, die schmutzig graue Farbe der Steine und das verwitterte Rieddach war das Gebäude hervorragend getarnt. Wusste man nichts davon, bemerkte man es erst, wenn man unmittelbar vor der Pforte stand.

    Mit einem schnellen Blick vergewisserte sich Anita, dass kein verräterischer Draht an der Pforte verlief. Hier war der elektrische Zaun offenbar unterbrochen. Trotzdem wartete sie in sicherer Entfernung, bis Pienaar das Tor aufgeschlossen und aufgeschoben hatte. Daraus, dass er anschließend nicht mit Zuckungen zusammenbrach, schloss sie, dass es wohl nicht unter Strom stand.
    Â»Treten Sie ein, Gnädigste. Immer herein in die gute Stube.« Er trat zurück und bedeutete ihr, vor ihm durchzugehen.
    Widerborstig blieb sie stehen, was ihr allerdings nicht viel nutzte, weil Pienaar sie einfach durch die Öffnung schob, bis sie auf einem schmalen, von Bambusmatten beschatteten Vorplatz stand, der vom Haus gegenüber begrenzt wurde. Links setzte sich der elektrische Zaun fort, rechts führte in etwa zehn Metern Entfernung ein in einer Schiene laufendes Gittertor aus fingerdicken Metallstäben zu einem betonierten Hof, der wie der Vorplatz auch von festem Maschendraht überdacht wurde. Neben dem Tor befand sich ein breiter Schalter. Durchdringender, stechender Uringestank machte ihr klar, was hinter dem elektrischen Zaun lauerte. Die Löwen.
    Auf dem Vorplatz war es stickig. Die Sonne sickerte durch die regennassen Bambusmatten, die den Eingangsbereich vollständig bedeckten. Pienaar schloss die aus stabilen Planken bestehende Tür zum Haus auf – sie öffnete sich nicht nach innen, sondern nach außen – und scheuchte sie mit einer herrischen Handbewegung hinein. Die Tür krachte hinter ihr ins Schloss, dass sie im Rahmen vibrierte. Ein Schlüssel knirschte.
    Anita war sich sicher, dass Pienaar die Tür absichtlich so fest zugeknallt hatte. Es war ein Gefängnisgeräusch. Tür zu, Mensch in der Falle. Langsam drehte sie sich um die eigene Achse. Sie war allein in dem kahlen Raum. Es war unglaublich heiß und stank so, dass sie anfänglich den Atem anhielt, bis ihr Herz vor Luftnot hämmerte. Die Stehhöhe betrug höchstens eineinhalb
Meter, jeweils von der Mitte des niedrigen Dachfirsts gemessen. Der Raum selbst war ein Rechteck von schätzungsweise sechs mal acht Metern. Durch eine vergitterte, schmale Öffnung, die sich unter dem offen liegenden Dach über die linke Längswand zog, tröpfelte Licht, auch rechts durch ein Fenster, das mit dicken Metallstangen gesichert war.
    Sie verrenkte sich den Hals, um den gesamten Hof übersehen zu können. Links schloss sich ein rechteckiger, fensterloser Anbau an. Eine verschmutzte Schubkarre lehnte neben der schweren Tür, daneben eine Schaufel und eine dreizinkige Mistgabel. Dunkle Flecken auf dem aufgebrochenen Zementboden zeugten davon, wo die Sonne die Regenwasserlachen weitgehend getrocknet hatte.
    Der Zaun, der rechts den Hof einfasste, bestand aus hohem Maschendraht, durchgehend, ohne Eingang. Ihr gegenüber war zwischen zwei Betonpfeilern ein großes, mit massiven Eisenstäben gesichertes Tor eingelassen, rechts daneben befand sich ein kleineres, das ebenfalls durch dicke Eisenstäbe verstärkt wurde. An den linken Betonpfeiler

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