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Jenseits von Timbuktu

Jenseits von Timbuktu

Titel: Jenseits von Timbuktu Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gercke Stefanie
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hätte sie dabei wieder den Elektrozaun erwischt, zuckte aber gerade noch rechtzeitig zurück. Len
Pienaar spuckte den Grashalm aus und schlug sich vor Vergnügen auf die Schenkel.
    Â»Na, noch nicht genug gehabt? Der Kick weckt einen richtig auf, was? Kann man richtig süchtig danach werden. Besser als Ecstasy oder so ein Zeugs.« Er stieß sich vom Felsen ab. »So, wir müssen weiter, mein Mädchen. Erst links und dann immer geradeaus.«
    Sie testete, ob ihr die Beine noch gehorchten, und stellte erleichtert fest, dass ihre Muskelkoordination nicht erkennbar beeinträchtigt war. Der Stromschlag hatte ganz offensichtlich keinen weiteren Schaden verursacht, was sie eigentlich kaum glauben konnte. Das hatte wohl etwas mit der niedrigen Amperezahl zu tun. Genau wusste sie das nicht, Physik war nie ihre Stärke gewesen.
    Vorsichtig setzte sie sich in Bewegung. Links von ihr wuchs ein Gewirr von Büschen, die meisten mit sehr unfreundlichen, fingerlangen Dornen bestückt. Nur hier und da weitete sich der Blick auf das Areal der Löwen. Viele der Dornenzweige waren vertrocknet, eisgrau, statt grün. Verwoben mit lebenden Pflanzenteilen ergaben sie eine wirksame Barriere gegen Eindringlinge. Oder Neugierige? Denn so dämlich würde wohl kein Mensch sein, freiwillig hinüber zu den Löwen zu steigen.
    In Pienaars Hosentasche klingelte ein Handy. Er nahm den Anruf an und lauschte mit sichtbarer Beunruhigung, wandte ihr schließlich den Rücken zu. Anita nutzte die Chance, wirbelte herum, um den Weg zurückzurennen und sich irgendwann seitwärts in die Büsche zu schlagen. Aber der Bure musste ihr Vorhaben gerochen haben. Seine Hand schnellte vor und umklammerte ihren Oberarm wie ein Schraubstock.
    Â»Hiergeblieben«, knurrte er. »Wann sind sie losgefahren?«, fragte er dann in den Hörer. Er zog eine wütende Grimasse, als er die Antwort hörte, und ratterte dann einige Sätze im Befehlston auf Afrikaans herunter und legte anschließend ohne ein weiteres
Wort auf. Anita immer noch mit eisernem Griff festhaltend, wählte er einhändig eine Nummer. Als der Teilnehmer sich meldete, redete er auf Zulu mit ihm.
    Â»Shesha!«, raunzte er zum Schluss und steckte das Telefon wieder ein. Dann zerrte er sie kommentarlos mit sich. Offenbar hatte er es auf einmal eilig.
    Anita war frustriert. Natürlich hatte sie vom Inhalt der Gespräche außer den Namen Zungu und Jacob nicht das Geringste mitbekommen. Aber irgendetwas schien im Gange zu sein, was dem Buren überhaupt nicht passte. Und das konnte eigentlich nur gut für die Kinder und sie sein. Etwas aufgemuntert ließ sie sich widerstrebend weiterziehen.
    Nach einer Weile – dem Einfall der Sonnenstrahlen nach schätzte sie, dass sie sich tief im Herzen von Lias Farm befanden – befahl ihr Pienaar, stehen zu bleiben. Sie schaute sich um, um den Grund herauszufinden, konnte aber nichts entdecken, außer dass nach rechts ausgefahrene Wagenspuren verliefen.
    Nun aber stellte sich heraus, dass das, was sie für eine undurchsichtige Hecke gehalten hatte, ein Haufen vertrocknetes Gestrüpp und Äste waren. Einen kleinen Teil davon räumte Pienaar aus dem Weg. Anschließend langte er mit großer Vorsicht in einen vertrockneten Dornbusch, dessen fingerlange Dornen dicker als Stopfnadeln waren, ruckte, zog, und zu ihrem Erstaunen bewegte sich der Busch auf einer Breite von zwei Metern. Erst beim zweiten Hinsehen wurde ihr klar, dass es ein Torflügel aus Maschendraht war, in dessen Maschen das Dornengestrüpp sehr effektvoll eingeflochten war. Pienaar drückte ihn so weit auf, dass die Lücke groß genug für einen Menschen war. Brüsk bedeutete er ihr hindurchzugehen. Als sie zögerte, packte er sie am Arm und schleppte sie durch die Öffnung. Drinnen schleuderte er sie mit rücksichtsloser Kraft von sich.
    Sie verlor das Gleichgewicht und fand sich der Länge nach auf einem Sandplatz wieder. Mühsam rappelte sie sich auf und
sah sich um. Der Platz war mit Reifenspuren durchzogen und groß genug, dass ein Wagen darauf wenden konnte. Begrenzt wurde er durch einen drei Meter hohen Bretterzaun. Hinter ihr zog Pienaar das Tor zu und warf ein paar Armvoll Zweige hinüber, bis von der Lücke im Gestrüpp vermutlich nichts mehr zu erkennen war. Er rüttelte am Tor, um zu prüfen, ob das Schloss eingerastet war, richtete sich dann auf und klopfte

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