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Jenseits von Timbuktu

Jenseits von Timbuktu

Titel: Jenseits von Timbuktu Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gercke Stefanie
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entfernt.
    Und fing an zu klingeln.
    So leise, dass Pienaar anfänglich fluchend mit dem Zeigefinger in seinem rechten Ohr stocherte und etwas von Tinnitus murmelte. Dann lief er hin und her, um die Quelle des Geräuschs zu finden.

    Es klingelte unvermindert weiter.
    Â»Es ist ein Handy«, rief Zungu. »Die Löwen wollen telefonieren …« Laut lachend hielt er eine Hand mit abgespreiztem Daumen ans Ohr und imitierte ein Telefongespräch, »Hallo, hallo, hier ist Mkulu, der Große … Alle meine Löwinnen zu mir …«
    Len Pienaar lag vor dem Zaun auf den Knien und suchte das Gras nach dem klingelnden Telefon ab. Ein Anflug von Entsetzen huschte über sein Gesicht, als er es endlich zwischen den Halmen entdeckte. »Hör auf zu lachen, du Idiot! Das Blut darauf ist frisch. Die Katzen haben jemanden erwischt.«
    Anita verschluckte sich fast vor Schreck. Was meinte er damit? Dass die Löwin einen Menschen gerissen hatte? Sie bohrte einen Finger in den Spalt zwischen Sackgewebe und Fensterrahmen und presste ihr Gesicht an die vergrößerte Lücke.
    Zungu hatte abrupt aufgehört zu lachen. »Jemanden? Was …?« Entsetzt wich er zurück, bis er mit dem Rücken an den Zaun gegenüber prallte.
    Â»Einen Menschen, du Schwachkopf. Tiere haben keine Handys. Das war ein Mensch.« Pienaar ließ seinen Blick über das riesige Löwenrevier wandern. »Und von dem ist nichts mehr übrig. Die machen reinen Tisch.« Er starrte einen Moment wortlos zu den Raubkatzen hinüber. »Verdammte Scheiße!«, brüllte er dann, drehte sich um und verließ im Sturmschritt den Hof. Zungu folgte ihm auf dem Fuß. Das Tor zum Vorraum quietschte zurück, rollte dann wieder zu. Sekunden später verriet ihr ein Schurren und Klicken, dass die beiden Männer das Gelände verlassen hatten. Anita war wieder allein.
    Bei der Vorstellung, was hinter den Metallstäben geschehen sein musste, wurden ihr die Knie weich. Langsam rutschte sie an der Wand herunter und musste ihre ganze Selbstbeherrschung zusammennehmen, um sich nicht auf der Stelle zu übergeben.
Im Innenraum des Landrovers herrschte gespannte Stille. Nils fuhr konzentriert, Dirk starrte brütend aus dem Fenster. Zak saß mit ausdrucksloser Miene auf dem Rücksitz und schwitzte trotz Klimaanlage. Er hatte beide Arme auf der Rückenlehne ausgestreckt, um zusätzliche Kühlung zu bekommen. In das Schweigen klingelte das Telefon in Nils’ Hemdtasche und vibrierte gleichzeitig. Er zog es heraus. »Ja?«
    Es war Vilikazi. »Kannst du reden?«
    Â»Nein.« Mit einer Hand steuerte er den Wagen um eine Pfütze herum.
    Â»Zuhören?«
    Â»Klar. Schieß los.«
    Â»Es geht um den, der Jill grüßen ließ. Er ist verschwunden. Auch sein Pitbull Riaan und seine Zulus. Ich bin sicher, dass der sich irgendwo eingebuddelt hat. Er hatte schon immer einen unheimlichen Instinkt für Gefahr. Der riecht geradezu, wenn er beobachtet wird, und verschwindet dann in irgendeinen unterirdischen Bau. Bildlich gesprochen. Wir müssen …« Der Rest des Satzes ging in Knistern und Rauschen unter.
    Â»Warte, ich kann dich kaum verstehen … ich rufe gleich zurück«, rief Nils. Er legte auf, fuhr an den Straßenrand und hielt. Mit einem Satz sprang er vom Fahrersitz auf die Straße und streckte dann den Kopf in den Wagen. »Ich muss telefonieren, bin gleich wieder da.«
    Nach ein paar Schritten zeigte sein Display ganze zwei Balken, die zumindest eine bessere Verbindung versprachen als vorher, außerdem konnte hier draußen niemand mithören. Er wählte die Nummer seines Freundes.
    Vilikazi meldete sich sofort und wiederholte, was er ihm zuvor berichtet hatte. »Wir müssen Geduld haben«, setzte er hinzu.
    Nils hieb mit der Handkante durch die Luft. »Hab ich nicht, und wir haben auch keine Zeit mehr. Wir haben eine direkte Information bekommen. Ein …«

    Er musste Vilikazi von Kamali und den noch gefangen gehaltenen Mädchen berichten, zögerte aber übers Telefon Klartext zu reden. Zu häufig kreuzten sich in dieser Gegend Telefongespräche, zu häufig hatte er schon auf diese Weise Leute über Sachen reden hören, die sicher nicht für die Öffentlichkeit bestimmt waren. Dann fiel ihm etwas ein. »Du und Sarah, ihr habt kürzlich meine Frau und ihre Gäste vor einer Schlägerei

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