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Jenseits von Uedem

Jenseits von Uedem

Titel: Jenseits von Uedem Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hiltrud Leenders , Michael Bay , Artur Leenders
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denn, wenn Sie nicht arbeiten?«
    »Na ja«, meinte Toppe und dachte nach.
    Sie lachte wieder. »Tue recht und scheue niemand - so habe ich immer gelebt, und das ist auch hier mein Motto. Ich bin friedlich, aber ich laß mir von keinem auf der Nase rumtanzen.«
    »Da bin ich sicher«, mußte auch Toppe lachen.
    »Wenn man so klein ist wie ich, muß man schon mal ein bißchen lauter sein, sonst wird man übersehen. Tue recht und scheue niemand! Damit kommt man ganz gut durch. Ich bin auch damals nicht den Hitler wählen gegangen. Nix da! Guste, hat mein Mann gesagt, bitte, Guste, geh wählen, die kommen dich sonst holen. Ha!, hab' ich gesagt, sollen ruhig kommen. Und? Haben die mich geholt? Nein! Und meine Kinder heißen Rachel und Ruth - 36 und 38 geboren - schon extra!«

10
    Susanne Holbes Gesicht war alterslos. Toppe schätzte sie auf Mitte Dreißig; sie konnte aber auch genauso gut in den Vierzigern sein. Mit festen, kleinen Schritten kam sie in den Wintergarten.
    »Aah, Frau Beykirch, Sie haben Besuch? Das ist aber nett.«
    Nur ihr Mund lächelte, als sie Toppe die Hand gab. Sie war sehr zierlich, hatte aschblonde Strähnen im hellbraunen, halblangen Haar, graue weitstehende Augen und einen schön geschnittenen Mund.
    Auguste Beykirch fand das Mißverständnis komisch und kam Toppe flink zuvor: »Der Herr ist von der Kripo! Und eigentlich will er zu Ihnen.«
    Frau Holbe zog erstaunt die schmalen Brauen hoch. »Kriminalpolizei? Worum geht es denn?«
    Toppe stand auf. Auguste hing neugierig an seinen Lippen.
    Susanne Holbe bemerkte sein Zögern. »Hätten Sie noch einen Moment Zeit? Ich würde mich gern kurz umziehen.« Sie schaute an ihrem schwarzen Kostüm herab und zeigte auf die dünnen Pumps.
    Toppe sah automatisch auf seine Uhr und nickte.
    »Schön«, lächelte sie. »Ich bin in einer Minute zurück.«
    Sie ließ sich Zeit, aber Toppe wurde nicht ungeduldig, denn Augustes Bruder kam, um sie zu einem Spaziergang abzuholen. Er hatte ihren Mantel mitgebracht, half ihr hinein und legte ihr umständlich einen rosa Schal um den Hals. Ein auffälliges Paar: er war ein Hüne mit massigen Schultern, Händen, denen man die Arbeit ansah, aber einem kleinen, eiförmigen Schädel. Seine hellblauen Augen waren verschmitzt zusammengekniffen.
    »Dann mal los, Güsken«, dröhnte er, und Toppe erbebte unter dem freundschaftlichen Schlag auf die Schulter.
    Susanne Holbe kam in Jeans, weißem Pullover und einem strengen, blauen Jackett. Sie hatte große Brüste. »So, jetzt fühle ich mich wohl er. Kommen Sie doch mit durch in mein Büro.« Sie reichte Toppe gerade mal bis zum Kinn.
    »Und viel Spaß beim Spazierengehen«, rief sie über die Schulter in den Wintergarten zurück.
    Das Büro war dunkel getäfelt wie die Halle und hätte finster gewirkt, wären nicht die breiten französischen Fenster gewesen, die zum Wassergraben und zum hinteren Garten hinausgingen. Es gab eine Sitzgruppe aus braunem Leder mit einem Gauguin-Druck darüber, an den beiden anderen Wänden Regale mit Aktenordnern und Büchern.
    Sie saßen einander am polierten Mahagoni schreibtisch gegenüber, und Toppe betrachtete ein bizarres Korallenstück, das neben dem Telefon lag.
    »Interessant«, meinte er.
    »Ja«, sagte sie und klang ungeduldig.
    »Es geht um Larissa Heidingsfeld.«
    »Ja?«
    »Sie hat hier bei Ihnen gewohnt?«
    »Bis zu ihrem Tode im letzten Oktober, ja.« Ihre Stimme war noch immer fragend.
    »Da hat es doch Probleme mit der Abrechnung gegeben ...«
    »Ach so, jetzt verstehe ich! Ja, das war alles sehr unangenehm. Wissen Sie, wir führen ausführliche Gespräche mit den Menschen, die gern bei uns leben möchten, und .«
    »Wir?«
    »Nun, der Stiftungsbeirat.«
    Und sie erklärte ihm langatmig die Struktur und Organisation des Heimes. Toppe hörte nur mit halbem Ohr hin, unterbrach sie aber nicht.
    »Wie gesagt, wir führen Gespräche. Und da wird natürlich auch nach den nächsten Angehörigen gefragt, die wir - im Krankheitsfall zum Beispiel - benachrichtigen können. Frau Heidingsfeld hat nachdrücklich betont, sie habe keine Verwandten mehr. Sie war eine sehr ... eigenwillige Persönlichkeit.« Aus ihren Augen blickte Nachsicht.
    »Und was passiert mit dem Restvermögen, wenn keine Erben mehr da sind?«
    »Wenn kein anderslautendes Testament vorliegt, fällt es an die Stiftung.«
    Toppe stutzte. Hatte Heinrichs nicht gesagt, man könne nicht so einfach eine Schenkung machen?
    Sie sprach schon weiter. »Wir haben dem Großneffen

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