Jenseits von Uedem
er der Heimleitung einen Brief geschrieben. Die haben ihm dann auch prompt geantwortet - Entschuldigung, aber sie hätten von keinem Verwandten gewußt. Außerdem lag noch eine Abrechnung dabei und ein Scheck über DM 5.104,20, dem angeblichen Restvermögen. Dieses Heim muß ein Vier-Sterne-Hotel sein!«
Josef Heidingsfeld wollte sich damit nicht zufrieden geben und war an die Detektei in Düsseldorf herangetreten. Die hatte den Fall vor vierzehn Tagen an te Laak weitergereicht, aber bisher noch keinen Ton von ihm gehört. Gestern hatten sie dann von der Mutter erfahren, daß te Laak ermordet worden war.
»Die faxen uns die Unterlagen heute morgen noch rüber«, sagte Heinrichs und streckte sich. »So, und jetzt könnte ich einen Kaffee gebrauchen.«
»Warte mal.« Van Appeldorn ging zum Garderobenständer, holte ein Glas Instantkaffee aus seiner Manteltasche und knallte es Heinrichs auf den Schreibtisch. »Da - koffeinfrei! Du mußt dich ja schonen.«
Heinrichs grinste schief.
Toppe verbiß sich das Lachen. »Ich möchte bloß wissen«, begann er, kam aber nicht weiter, denn es bollerte an der Tür. Zwei Graukittel schleppten einen angenagten, schäbigen Schreibtisch herein.
»Wo soll der hin?«
»Wie - wo soll der hin?« fragte van Appeldorn.
»Frau von Steendijk hat einen Schreibtisch bestellt.«
»Ach was?«
Toppe fuhr sich mit der Hand durchs Haar und atmete durch. »Stellen Sie ihn hinter die Tür.«
»Alles klar, Meister!«
Es dauerte, bis die Tischträger sich umständlich um die Ecke gezwängt harten.
»Was soll das?« schimpfte van Appeldorn. »Der kann doch unmöglich hier stehenbleiben!«
»Das soll Astrid entscheiden«, winkte Toppe ab und nahm seinen Faden von vorhin wieder auf: »Wieso haben wir bei te Laak keine Aufzeichnungen über diese Sache gefunden?«
»Die Vecru-Berichte hatte er doch auch nicht gespeichert«, meinte van Appeldorn.
»Wieso nichts gefunden?« Heinrichs wedelte mit einem Zettel. »Wir haben doch diesen Paragraphen; jetzt macht der auch endlich einen Sinn. Eigentlich dachte ich immer, mit diesen privaten Altenheimen könnte man eine schnelle Mark machen - so wie die in der letzten Zeit aus dem Boden schießen. Aber es ist doch nicht ganz so einfach, die alten Leute abzuzocken, hab' ich festgestellt. Ich habe mir mal das Heimgesetz angeguckt. Der Träger eines Heims kann zwar das Geld der Insassen verwalten - auf Sonderkonten - muß aber alles zurückzahlen, was nicht aufgebraucht worden ist. Er darf sich auch nicht so einfach was schenken oder stiften lassen. Deshalb dieser § 10: >Soweit Leistungen nicht verrechnet werden, sind sie innerhalb von sechs Monaten nach Beendigung des Heimvertrages zurückzuzahlen Im Todesfall geht das dann an die Erben, ist ja klar. Ich glaube, zu kungeln ist da nicht viel.«
»Wo liegt denn dieses Altenheim?« fragte Toppe, für den einige Teile des Niederrheins immer noch weiße Flecken auf seiner inneren Landkarte waren.
»Hinter Uedem irgendwo«, meinte Heinrichs. »Das ist wohl wirklich ein ganz nobles Ding. Nennt sich nicht Altenheim, sondern >Seniorenresidenz Haus Ley in den Brüchen«. Träger ist wohl eine Stiftung, aber irgendwie hängt auch die Kirche noch mit drin. So genau habe ich das noch nicht rausgekriegt.«
»Hast du schon bei denen angerufen?« fragte Toppe.
»Nein, ich dachte, es wäre vielleicht besser ...«
»Genau«, nickte Toppe. »Ich fahre gleich mal hin.«
Aber zunächst sorgte er für sein leibliches Wohl und fuhr zu famila, um endlich richtig einzukaufen.
Man lebte ganz schön teuer als Single - wieso fiel ihm eigentlich so selbstverständlich dieses dämliche Wort ein? Die Miniportionen kosteten unverhältnismäßig viel. Abgepacktes Brot wollte er nicht, aber an der Bäckertheke konnte man tatsächlich frische einzelne Scheiben kaufen - teurer natürlich. Die Fleischtheke sah prima aus; er kaufte auf Vorrat, schließlich hatte er ein Tiefkühlfach: Filetsteaks, Lammrücken und Gyros.
»Wieviel?« fragte die Verkäuferin ungeduldig.
Toppe schwieg hilflos.
»Nur für mich«, sagte er schließlich.
»Ein halbes Pfund«, entschied sie und wog ab.
Mangos hatte er immer gern gemocht; er kaufte drei Stück. Im Weinregal entdeckte er einen erstaunlich guten Bordeaux und packte vier Flaschen in seinen Einkaufswagen, dazu sechs Flaschen Orvieto und einen Otard - er war im Angebot. Genauso wie die Vier-TassenKaffeemaschine; Filtertüten und Kaffee brauchte er auch noch. Als Toppe an der Kasse stand,
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