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Jenseits

Jenseits

Titel: Jenseits Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Meg Cabot
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stellen. Er hat dir nicht irgendwo aufgelauert.«
    Mr. Mueller hatte mir sehr wohl aufgelauert, wollte ich John korrigieren, und zwar indem er sich an meiner besten Freundin vergangen hatte. Andererseits hatte er Hannah nicht getötet. Sie selbst hatte es getan.
    Trotzdem …
    »Was er mit Hannah gemacht hat, war falsch«, sagte ich endlich. »Jemand musste ihn aufhalten.«
    »Aber du wolltest nicht, dass er stirbt «, unterbrach John. Im glitzernden blauen Licht des Pools sah sein Gesicht jetzt halb ernst, halb amüsiert aus. »Pierce, ich meine, du kennst dich doch selber gut genug. Du kommst mitten in der Nacht aus dem Haus gelaufen, um eine kleine Eidechse in eurem Pool vor dem Ertrinken zu retten.«
    »Woher weißt du das?«, fragte ich erstaunt. »Außer …« Ich verstummte und starrte ihn an. Endlich dämmerte es mir. »Warte. Du hast den Gecko in den Pool geworfen. Du hast gewusst, dass ich ihn sehen und in den Garten kommen würde, um ihn zu retten. Und dann konntest du endlich mit mir reden. War es nicht so?«
    John versuchte nicht einmal, es abzustreiten. Stattdessen beugte er sich zu mir herüber, bis sein Gesicht nur noch Zentimeter von meinem entfernt war, und sagte trocken: »Wenn Richard Smith dir so viele schreckliche Dinge über diese Halskette erzählt hat, wie zum Beispiel, dass sie Tausende von Menschen umgebracht hat, oder dass die Furien sich auf jedes Mädchen stürzen, dem ich sie gebe, um dadurch mir wehzutun – was du ja ganz offensichtlich zu glauben scheinst, sonst würdest du mir nicht all diese Fragen stellen –, warum trägst du sie dann immer noch? Ich dachte, du würdest mich hassen, weil ich so ein Idiot bin.«
    Mein Puls beschleunigte sich schlagartig. Kam das von seiner Frage, weil er mich komplett durchschaut hatte? Oder davon, dass er plötzlich so nahe war?
    »Das tue ich auch«, sagte ich und stand entrüstet auf. Wenigstens hoffte ich, dass ich entrüstet aussah, denn in Wirklichkeit zitterte ich innerlich wie Espenlaub. »Und jetzt gehe ich wieder ins Haus. Und für die Zukunft, John, würde ich es sehr zu schätzen wissen, wenn du auf deiner Seite der Insel bleibst und ich auf meiner. Ach ja, und könntest du bitte aufhören, Mordanschläge auf Menschen – oder auf Geckos – zu verüben, nur um meine Aufmerksamkeit zu kriegen? Gute Nacht.«
    Ich kam gerade mal einen Schritt weit, als er schon meine Hand packte. Noch bevor ich wusste, wie mir geschah, zog er mich an sich, so wie ich es vorhin getan hatte.
    Nur dass er sich nicht einmal die Mühe machte, aufzustehen. Er zog mich einfach auf seinen Schoß.
    Ich war so überrascht, als ich mich dort wiederfand, dass ich ihn nur geschockt anstarrte. Ich musste erst einmal begreifen, was da gerade vor sich ging.
    »John«, begann ich, »du kannst nicht einfach …«
    Dann spürte ich seine Lippen auf meinem Mund, und alles um mich herum – das Geräusch des Wasserfalls, das Quaken der Frösche, das Zirpen der Zikaden, die Lichter unter den Palmen und die schimmernden blauen Reflexionen des Pools überall im Garten – verschwand. Ich nahm nur noch John wahr, seine festen Arme, wie sie mich umschlangen, diesen rauchigen Duft, der von ihm ausging, sein weiches Haar unter meinen Händen, seinen Herzschlag ganz nah neben meinem. Und die Tatsache, dass ich einfach nicht fassen konnte, was da gerade passierte, nicht glauben konnte, wie lange es gedauert hatte, wie lange ich es nicht zugelassen hatte. Ich wünschte mir, es würde nie wieder aufhören …
    »Warte«, sagte ich keuchend und zog mich ein kleines Stück von ihm zurück. »Warte, John.« Ich musste ihm eine Hand auf die Brust legen und ihn mit Gewalt wegschieben. » Warte doch mal kurz .«
    »Was?« Er lockerte seine Umarmung kein bisschen. »Wo ist das Problem?«
    Wo das Problem war? Überall. Nirgends. Ich hatte keine Ahnung, konnte nicht mehr denken. Es kam mir vor, als hätte die Milchstraße über uns sich in eine galaktische Karaffe verwandelt, um mir all ihre Sonnen und Planeten in den Hals zu gießen. Ich fühlte mich, als würden Sterne aus meinen Fingerkuppen, meinen Zehen und meinen Haarspitzen schießen.
    »Das können wir nicht machen«, sagte ich, während er meinen Hals küsste.
    »Doch«, erwiderte er mit einem Leuchten in den Augen, das ich dort noch nie gesehen hatte. »Das können wir.«
    »Nein«, beharrte ich. »Ich meine, ich kann es nicht.« Mein Puls begann derart zu rasen, dass ich glaubte, mein Herz würde jeden Moment explodieren, so wie

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