Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Jenseits

Jenseits

Titel: Jenseits Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Meg Cabot
Vom Netzwerk:
damals, als ich über jene Treppe aus seiner Welt geflohen war. Vor ihm geflohen war. Und diesmal kam das Rasen garantiert nicht von der Wirkung einer Adrenalinspritze. »Ich muss erst mal drüber nachdenken.«
    Er schaute auf mich herunter.
    »Ich habe dir schon genug Zeit gegeben, darüber nachzudenken«, erwiderte er. »Fast zwei Jahre. Und die ganze Zeit über hast du die Halskette getragen. Du hast sie sogar wieder zurückgenommen, nachdem ich sie weggeworfen hatte, um dir eine Gelegenheit zu geben, dich zu befreien. Du weißt jetzt, was es mit dem Diamanten auf sich hat, und du trägst ihn immer noch. Und was das bedeutet, weißt du auch, Pierce.«
    Und noch etwas wusste ich jetzt: Was dieses Leuchten in seinen Augen zu bedeuten hatte. Es sprach von Triumph.
    Kein Wunder, dass mein Herz so heftig schlug. Er war das Feuer, und ich war der Funke.
    Ich war verloren.
    »Es bedeutet nicht mehr«, versicherte ich ihm und versuchte, mich aus seiner Umarmung loszumachen, »als dass du möglicherweise doch nicht so ein Idiot bist, wie ich anfangs vielleicht dachte.«
    Zu meiner großen Erleichterung ließ er mich endlich los. Er schien zwar nicht glücklich darüber, genauso wie damals, als ich ihn überzeugen konnte, Mr. Mueller zu verschonen, aber er tat es.
    »Es bedeutet, dass dir etwas an mir liegt«, korrigierte er mich.
    »Mir liegt an allen meinen Mitmenschen«, gab ich zurück. »Wie du selbst gesagt hast. Ich bin eben sehr fürsorglich.«
    »Wann sehe ich dich wieder?«, fragte John nur.
    Natürlich. Schließlich hatte er mich komplett durchschaut. Meine sarkastische Art war nichts weiter als ein Verteidigungsmechanismus, mit dem ich verbergen wollte, wie sehr mich die Reaktion meines Körpers auf seinen aus der Fassung gebracht hatte.
    Allein die Tatsache, dass ich es nicht einmal geschafft hatte, mich vom Friedhof fernzuhalten, verriet schon, wie sehr ich mich zu ihm hingezogen fühlte.
    Ich hatte mir eingeredet, ich hätte das alles nur getan, um ein oder zwei ungeklärte Dinge zwischen uns aus der Welt zu schaffen und zu verhindern, dass er weiterhin herumlief und wegen mir Menschen umbringen wollte …
    Aber wie hätte ich vorhersehen sollen, was ich im Büro des Küsters zu hören bekommen würde? Geschweige denn das eben … diese chemische Reaktion, die sofort einsetzte, wenn sich unsere Lippen berührten. Mein Mund kribbelte immer noch.
    Was hatte das alles zu bedeuten? Wohin würde es führen? Er war ein Totengott, und ich war eine Highschool-Schülerin in ihrem Abschlussjahr.
    Es würde nie und nimmer funktionieren.
    John hingegen schien etwas weniger negativ in die Zukunft zu schauen als ich.
    »Morgen«, sagte er und stand auf, während seine Augen mich regelrecht verschlangen. »Ich sehe dich hier. Morgen, kurz vor Sonnenaufgang.«
    »John«, erwiderte ich und schüttelte den Kopf. Es geschah alles viel zu schnell. »Nein. Nicht bei Sonnenaufgang. Normale Leute schlafen um diese Zeit noch, und außerdem muss ich in die Schule.«
    »Dann also kurz nach Sonnenuntergang.« Seine silbernen Augen blitzten. »Wir treffen uns hier kurz nach Sonnenuntergang.«
    »John, lass uns bitte vernünftig über diese Sache reden. Letzte Nacht hast du mich gewarnt, den Friedhof nicht mehr zu betreten. Dass es dort nicht sicher für mich wäre. War das eine Hyperbel?«
    Ich hatte das Wort inzwischen nachgeschlagen. Es bedeutet so viel wie »absichtliche Übertreibung«, die nicht ernst gemeint ist.
    »Oder entspricht es der Wahrheit?«
    John schlang einen Arm um meine Hüfte, zog mich an sich und küsste mich wieder.
    Es war schlichtweg unmöglich, über den Friedhof, die Furien oder auch nur die Sargnacht nachzudenken, während er mich küsste. Unmöglich, mir vorzustellen, dass irgendetwas davon überhaupt existierte. Alles, woran ich denken konnte, war er.
    Seine Lippen lagen einfach auf den meinen, weder besitzergreifend noch besonders zurückhaltend, sondern so, als gehörten sie dort hin.
    Und er hatte recht. Genau dort gehörten sie hin. Schon immer.
    Vielleicht war das von Anfang an das Problem gewesen.
    Als er mich schließlich losließ, hatte ich das Gefühl, als würde meine Haut genauso leuchten wie der Pool.
    »Im Ernst. Du solltest dich auf jeden Fall vom Friedhof fernhalten«, sagte er mit leicht rauer Stimme. »Das ist keine Hyperbel. Wir treffen uns morgen, hier um sieben. Ich warte keine Minute länger. Egal wo du dann bist, ich werde dich finden.« Mit einem kleinen Stirnrunzeln betrachtete er

Weitere Kostenlose Bücher