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Jenseits

Jenseits

Titel: Jenseits Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Meg Cabot
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ging.
    Doch. Natürlich hatte ich das. Ich hoffte lediglich, man konnte mir meine Angst nicht ansehen.
    Was hatte John dieses Mal getan? Eigentlich hatte ich geglaubt, es hätte sich alles zum Besseren gewendet. Nur zum Besseren? Nein, ich hatte geglaubt, alles wäre bestens . Aber vielleicht hatte ich mir nur etwas vorgemacht. Vielleicht konnte ein ganz normales Mädchen, selbst eins mit Nahtod-Erfahrung, einfach keine normale Beziehung mit einem Totengott haben.
    Aber muss man deshalb auch noch dafür bestraft werden?
    Denn als ich die letzten Meter zum Büro zurücklegte, sah ich durch die Fenster, dass alles noch viel schlimmer war, als ich erwartet hatte. Schlimmer, als das fröhliche Gegröle im Klassenzimmer hätte vermuten lassen.
    Polizeichef Santos war da und außer ihm noch ein paar andere Beamte.
    Oh, mein Gott .
    Ich fing an zu laufen.
    »Was«, rief ich, als ich ins Büro geplatzt kam, »ist passiert?«
    »Na na, langsam, Mädchen«, meinte der Polizeichef und stellte die Kaffeetasse ab, an der er gerade genippt hatte. »Wen haben wir denn da?«
    »Pierce Oliviera, Chef.« Tim sah blasser aus als sonst. Sein Button-Down-Hemd war verknittert und hinten aus dem Hosenbund gerutscht. »Sie ist das Mädchen vom Friedhof.«
    »Ach ja, richtig.« Der Polizeichef deutete auf ein Büro nebenan. »Folgen Sie mir, junge Dame.«
    Was ging hier vor sich? Der Polizeichef wollte mit mir sprechen? Fiel die Sache mit dem Friedhofstor doch noch auf mich zurück?
    »Sollte ich mich gezwungen sehen, meine Mutter anzurufen?«, fragte ich und rührte mich nicht von der Stelle.
    »Das weiß ich nicht«, erwiderte Santos und hob fragend die buschigen grauen Augenbrauen. »Sollten Sie das?«
    »Nein, Pierce«, warf Tim ein. Er sah wirklich erschöpft aus. »Musst du nicht. Es ist alles in Ordnung. Die Polizei will dir nur ein paar Fragen stellen.«
    Hätte irgendjemand anderer das gesagt als die Person, der ich am Tag zuvor mein Handy gegeben hatte (heute früh hatte ich vergessen, das zu tun. Aber ich hatte auch vergessen, es überhaupt mitzunehmen, wie mir erst vor einer Stunde oder so aufgefallen war, so weg war ich gewesen in meiner kleinen rosa Liebeswolke), ich hätte wahrscheinlich, ganz Zack-Oliviera-mäßig, darauf bestanden, zuerst mit einem Anwalt zu sprechen.
    Aber da es eben Tim war, der eventuell zukünftige Freund meiner Mutter, zuckte ich nur die Achseln und folgte Mr. Santos ins Nachbarbüro, das bis oben hin vollgestopft war mit Kartons und Flyern mit der Aufschrift »Neue-Wege: der neue Weg zu deinem neuen Ich!«
    An dem Konferenztisch in der Mitte des Raums saß eine Polizistin, die gerade etwas auf einen Notizblock schrieb. Als ich hereinkam, blickte sie kurz auf. Ohne zu lächeln.
    »Wie war nochmal Ihr Name?«, fragte Santos, während ich hinter ihm herdackelte. »Pierce wer?«
    »Oliviera«, antwortete Tim, der hinter uns hereingekommen war. Mit meiner Akte unterm Arm, wie ich sah. In den letzten eineinhalb Jahren hatte ich gelernt, meinen Namen sofort zu erkennen, wenn er irgendwo geschrieben stand, selbst verkehrt herum.
    »Ah ja.« Santos zog einen der Stühle an dem Konferenztisch ein Stück nach hinten. »Setzen Sie sich, Miss Oliviera«, sagte er und sprach dabei meinen Namen falsch aus. »Es wird nicht lange dauern.«
    Leicht irritiert setzte ich mich hin. Ich wusste aus Erfahrung, dass diese Sache nicht gut ausgehen konnte.
    »Falls es hier um das Friedhofstor gehen sollte … ich habe nichts damit zu tun«, sagte ich.
    Santos schaute mich etwas überrascht über den Rand seiner Kaffeetasse hinweg an.
    »Das Friedhofstor also?«, meinte er, nachdem er die Tasse wieder abgestellt hatte. »Was wissen Sie denn so über das Friedhofstor?«
    »Nichts«, erwiderte ich. »Das sagte ich doch gerade. Ich weiß nicht das Geringste darüber. Ich weiß nicht, wer das getan hat.«
    »Wer was getan hat?«
    Ich sah, wie Santos mit der Polizistin einen Blick austauschte. Sie hatte ihren Notizblock inzwischen weggelegt und sah mich an wie eine Schwerverbrecherin, der sie gleich eins mit ihrem Elektroschocker verpassen würde.
    »Es einfach so eingetreten hat«, antwortete ich. »Und das Schloss kaputtgemacht.«
    Polizeichef Santos atmete so heftig aus, dass die Kaffeetröpfchen an seinem Schnauzer in hohem Bogen durch die Luft flogen. Die Polizistin seufzte und fing wieder an, in ihren Notizblock zu kritzeln. Tim, der sich am anderen Ende des Konferenztisches hingesetzt hatte, öffnete meine Akte und tat so, als

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