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Jenseits

Jenseits

Titel: Jenseits Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Meg Cabot
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und der Hand des Juweliers über die gläserne Theke hinweg spannte.
    Dann geschahen mehrere Dinge gleichzeitig: Der Griff des Juweliers um meinen Diamanten wurde fester, und eine eisige Kälte stahl sich in seinen Blick. Je näher er sich zu dem Stein hinunterbeugte, desto nervöser wurde ich und desto dunkler schien das Herz des Diamanten zu werden. Mein Herz begann schneller und schneller zu schlagen. Und obwohl ich nicht mal den Kopf drehen konnte, weil der Juwelier mich praktisch am Kragen gepackt hielt, hätte ich schwören können, aus dem Augenwinkel zu sehen, wie er draußen vor dem Schaufenster stand und uns beobachtete.
    »Hast du auch nur die geringste Vorstellung, was du da um den Hals trägst?«, fragte der Juwelier ziemlich unhöflich und begann, mir eine Art Ansprache über Diamanten zu halten: »Das ist ein äußerst exklusiver Dunkel-Grau-Blauer. Und wenn ich mich nicht täusche, dürfte er irgendetwas zwischen fünfzig und fünfundsiebzig Millionen Dollar wert sein. Vielleicht sogar mehr, wenn sich seine Herkunft bestimmen lässt, denn er scheint mir eine frappierende Ähnlichkeit mit einem Diamanten aufzuweisen, den ich schon einmal irgendwo gesehen habe.«
    Was sollte ich darauf sagen? Der Stein war mittlerweile schwarz wie Ebenholz. Ich zog vorsichtig an meiner Kette und hoffte, der Kerl würde endlich loslassen.
    Was er natürlich nicht tat; stattdessen packte er nur noch fester zu und hielt mich wie eine Geisel in seinem Geschäft fest.
    »Verzeihung«, meinte ich, »aber ich muss jetzt wirklich gehen …«
    »Mit diesem Stein um den Hals solltest du nicht draußen auf der Straße rumlaufen«, unterbrach mich der Juwelier. »Er gehört in einen Safe. Eigentlich sollte ich ihn konfiszieren, schon allein aus Gründen deiner eigenen Sicherheit. Wo hast du ihn überhaupt her? Wissen deine Eltern davon?«
    Mein Unfall lag damals erst einen Monat zurück. Doch meine Mitschüler hatten bereits begonnen, sich mir gegenüber nicht mehr so zu verhalten wie früher, weil ich, seit ich von den Toten zurückgekehrt war, mich ebenfalls nicht mehr verhielt wie früher. Ich ging nicht mehr in die Stadt und half auch nicht mehr ehrenamtlich im Tierheim, wie ich es immer so gerne getan hatte. Ich hatte Hannah gegenüber diesen seltsamen Satz ausgesprochen, dass ich sie immer vor »dem Bösen« beschützen würde – womit ich natürlich meine Halskette gemeint hatte, was sie zu diesem Zeitpunkt aber noch nicht wissen konnte –, und sollte bald darauf meine Rolle als Schneewittchen in der Schultheatergruppe verlieren. Nach und nach zog ich mich immer weiter in meinen eigenen gläsernen Sarg zurück.
    Mit stotternder Stimme versuchte ich, den Juwelier davon zu überzeugen, dass es sich bei der Kette um ein Familienerbstück handelte. Vielen Dank der Nachfrage, meinte ich noch, aber meine Mutter warte draußen im Auto auf mich, und ich müsse jetzt wirklich los. Dabei hatte ich in Wahrheit mehr Angst, draußen vor dem Schaufenster ihm zu begegnen, als hier drinnen bei dem mittlerweile sehr angespannt wirkenden Juwelier zu bleiben.
    Da hörte ich die Klingel über der Eingangstür hinter mir läuten, und mir blieb beinahe das Herz stehen. Nein, bitte … bitte nicht.
    »Das glaube ich dir nicht«, widersprach der Juwelier tonlos. »Und nur damit du es weißt, mein Angestellter ist bereits am Telefon und ruft die Polizei. Eine Streife ist schon unterwegs. Falls deine Mutter also wirklich draußen wartet – was ich ernsthaft bezweifle, weil du diese Kette ganz eindeutig gestohlen hast –, kann sie gerne reinkommen und zusehen, wie du wegen schweren Diebstahls verhaftet wirst.«
    Doch sie kam gar nicht dazu, denn John hatte bereits das Juweliergeschäft betreten.
    Die Farbe der strahlend weißen Wände schien sich vor meinen Augen in Blutrot zu verwandeln.
    »Verzeihung«, sagte John mit seiner tiefen Stimme, die in der kleinen Nobelboutique vollkommen fehl am Platz wirkte. Ganz zu schweigen von seinem Aussehen. Allein die bedrohliche Körpergröße, dazu noch die schwarze Lederjacke und die zerrissene Jeans, die er trug.
    Ich dachte, ich würde jeden Moment in Ohnmacht fallen. Was zum Teufel machte er hier? War er gekommen, um mich zurückzuholen, weil ich mich nicht an die Regeln gehalten hatte? War der Diamant deshalb schwarz geworden? Um mich zu warnen?
    Der Juwelier hob verärgert den Blick. »Mein Angestellter wird jeden Moment bei Ihnen sein, Sir«, sagte er.
    »Nein, danke«, erwiderte John wie ein

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