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Jenseits

Jenseits

Titel: Jenseits Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Meg Cabot
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Leben, aber doch etwas sehr Wichtiges.
    Nur leider hatte ich es mit meinem Versuch, mich zu entschuldigen, irgendwie geschafft, alles nur noch schlimmer zu machen.
    Und als wäre das alles nicht schon schlimm genug, legte ich nun auch noch zum zweiten Mal an diesem Abend meine Finger auf die frische Narbe an Johns Arm. Ich konnte nicht anders, ich konnte noch nie wegschauen, wenn jemand verletzt war und Hilfe brauchte. Also machte ich ihn: den letzten Fehler dieses Abends.
    Johns Gesicht verzog sich zu einer ziemlich hässlichen Grimasse, was mir zumindest in einem Punkt recht gab: Er war kein Märchenprinz, für niemanden.
    »Nun, darüber brauchst du dir von jetzt an keine Sorgen mehr zu machen«, sagte er scharf und riss seinen Arm von mir weg, als wäre meine Berührung giftig. »Denn ab heute wirst du mich nie mehr wiedersehen.«
    Mehrere Dinge fielen mir auf, als er das sagte: Erstens waren seine Augen nicht mehr tot, sondern sprühten lebhaft Funken wie ein kurzgeschlossenes Hochspannungskabel, genauso heftig wie tödlich.
    Die zweite Erkenntnis dauerte etwas länger und kam erst, als ich seine Finger auf meiner Schulter betrachtete, unter denen eine Strähne meines Haares eingeklemmt war: Die Haut an seinen Händen war alles andere als seidig. Sie war ganz anders, als ich es von Leuten meines Alters kannte, die kaum mehr mit ihren Händen machten, als eine Handytastatur oder ein Gamepad zu bedienen. Johns Hände jedoch wussten, was Arbeit war. Echte, harte Arbeit. Es waren die Hände eines Kämpfers.
    Und nicht nur die Hände eines Kämpfers, wie mir schließlich als Letztes auffiel, sondern Hände, die töten konnten – und es wahrscheinlich auch schon getan hatten.
    Ein Teil von mir hatte es wahrscheinlich schon die ganze Zeit über geahnt, aber ich hatte es erst heute Nacht wirklich begriffen.
    Und jetzt war es natürlich schon zu spät. Viel zu spät.

Auf halbem Weg des Menschenlebens fand
    Ich mich in einen finstern Wald verschlagen,
    Weil ich vom graden Weg mich abgewandt.
    Dante Alighieri, Göttliche Komödie , Erster Gesang
    A ls ich wieder zu Hause war, sagte Mom: »Ach, hallo, Schätzchen. Ich bin froh, dass du es noch vor dem Sturm geschafft hast. Sieht so aus, als würde es jeden Moment zu regnen anfangen. Hattest du einen schönen Ausflug?«
    »Ja«, erwiderte ich, drehte mich um und verriegelte die Tür – das Schloss und den Vorschieberiegel. Dann drückte ich den Zuhause-Knopf auf der Alarmanlage und gab den Code ein. Unser Code besteht aus unseren Initialen, plus die vier Ziffern des Jahres, in dem Moms Uni die Sportmeisterschaften gewann. Ihre Enttäuschung darüber, dass ich es wahrscheinlich nicht mal auf ein vierjähriges College schaffen würde, geschweige denn auf das, an dem sie und Dad sich kennengelernt hatten, verbarg Mom recht gut.
    »Ähm, Schatz«, sagte sie und sah mich etwas verwirrt an. »Was tust du da?«
    »Ich bin nur vorsichtig«, antwortete ich. Mein Herz hüpfte immer noch wie wild in meiner Brust auf und ab. Ich hatte mich auf mein Rad geschwungen und war so schnell wie möglich nach Hause geradelt. Dabei hatte ich mir nicht mal die Zeit genommen, die Batterielichter auszumachen oder meinen Cruiser wenigstens abzusperren, wie mir jetzt auffiel, als ich noch einmal durch die Vorhänge nach draußen spähte, um zu sehen, ob er mir gefolgt war. »Safety first.«
    »Aber, Schatz«, sagte Mom, schaltete die Alarmanlage wieder aus und gab den Code ein. »Es sind immer noch Gäste hier. Was hältst du davon, wenn wir warten, bis sie weg sind, und dann den Alarm einschalten, in Ordnung?«
    Ich nickte und schaute weiter durchs Fenster. Auf keinen Fall würde ich nochmal nach draußen gehen und die Lichter an meinem Rad ausschalten. Von mir aus konnten sie die ganze Nacht lang blinken. Dann musste ich eben neue Batterien kaufen. Das war es auf jeden Fall wert. Und wenn jemand meinen Cruiser klaute? Na, wenn schon. Ich würde Dad einfach sagen, er soll mir einen neuen kaufen. Das alles hier war sowieso seine Schuld. Zumindest laut Mom.
    Ich würde nie wieder nach draußen gehen. Nicht, solange er hier war.
    »Schatz?«, fragte Mom. »Geht’s dir auch gut?«
    »Klar«, meinte ich und ließ den Vorhang los. »Mir geht’s super. War es nett auf deiner Party?«
    » Deiner Party, meinst du«, erwiderte Mom mit einem Lächeln. »Ja, sie war wunderbar. Ich fand es richtig toll, alle wiederzusehen. Sogar dein Onkel Chris hat sich amüsiert, denke ich …«
    »Ja, super, Mom«,

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