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Jenseits

Jenseits

Titel: Jenseits Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Meg Cabot
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dann wieder hoch, ein Auge geschlossen, als vergleiche er sie mit denen, die von meinem Kopf bis über meine Schultern wallten. »Eine frappierende Ähnlichkeit, würde ich sagen.«
    Natürlich war es unmöglich zu sagen, ob er die Strähne wirklich neben dem Tor gefunden hatte oder ob auch nur irgendetwas von dem stimmte, was er da erzählte. Vielleicht war das alles ja auch nur Show, um mich kleinzukriegen und mich zu einem Geständnis zu bringen.
    Und tatsächlich fühlte ich mich plötzlich schwach, so schwach, als würde ich jeden Moment in Ohnmacht fallen oder etwas in der Art.
    Bitte, verdirb es nicht so wie in Westport , hatte Mom zu mir gesagt. Zwar nicht mit Worten, aber mit ihren Augen; doch genau das tat ich gerade: Ich machte alles kaputt, so gründlich wie nur irgend möglich.
    Warum?, fragte ich mich. Was stimmte mit mir nicht? So gut war dieser Kerl nun auch wieder nicht. Mein Dad hätte ihn bestenfalls exzentrisch, wahrscheinlich aber eher Möchtegern-Detektiv genannt. Doch vielleicht war genau das der Grund, weshalb ich schwach wurde: Mr. Smith war vermutlich tatsächlich ein Exzentriker, und ich bemerkte nicht das geringste Anzeichen, dass er mir wirklich schaden wollte.
    Aber was wollte er dann?
    »Das … beweist noch gar nichts«, murmelte ich schließlich.
    »Nein«, stimmte er zu, legte die Haarsträhnen zurück in die Schublade und verriegelte sie. Beweisstücke für später, dachte ich niedergeschlagen. »Das tut es nicht. Ich erwähne das alles nur, weil ich durchaus überrascht bin, ausgerechnet Sie, Carlos Cabreros Enkeltochter, in solch eine … unschöne Angelegenheit verwickelt zu sehen. Ich hätte gedacht, Ihr Wunsch wäre es, sich jeglichen Ärger vom Hals zu halten, und sei es nur um Ihres Onkels willen.«
    Oh mein Gott. Nicht Onkel Chris. Der Kerl war doch gut.
    »Das will ich ja«, sagte ich mit tränenfeuchten Augen. »Ich will mir jeglichen Ärger vom Hals halten.« Dafür hatte John mir schließlich die Halskette gegeben.
    Und was war danach passiert? Warum hatte er sie weggeworfen?
    Dieser Ort ist nichts für dich .
    »Nun«, sagte Richard Smith ein wenig verblüfft, vielleicht wegen meiner Tränen, »Sie haben eine seltsame Art, das zu zeigen. Aber erzählen Sie mir doch einmal, wer Ihnen diese Halskette gegeben hat.«
    Ich betrachtete den Stein. Es lag nicht am Licht und auch nicht an meiner Fantasie. Der Diamant war kein bisschen grau mehr. Er war weiß. Weiß .
    Genau das Gegenteil der Farbe, die der Himmel draußen hinter den Bürofenstern angenommen hatte, wo es jetzt beinahe so finster war wie um Mitternacht. Donner grollte, weit weg zwar, aber deutlich zu hören. Vielleicht waren das die Gewitter, von denen Onkel Chris gesprochen hatte. Sie kamen nun unglaublich schnell, wenn man bedachte, dass sie lediglich die Vorstufe einer Hurrikanwarnung rausgegeben hatten.
    Ich schüttelte den Kopf.
    »Das kann ich Ihnen nicht sagen«, erwiderte ich. Die in mir aufsteigenden Tränen kitzelten meine Nase, und ich hatte Mühe, zu sprechen. »Es tut mir leid. Ich würde es ja gerne, aber Sie scheinen ein netter Mensch zu sein, und …« Ich wurde die Erinnerung an den Juwelier nicht los. Zwar glaubte ich nicht, dass John jemals wieder zurückkehren würde, aber ich wusste es nicht mit Sicherheit. »Ich kann es einfach nicht.«
    Mr. Smith runzelte verärgert die Stirn.
    »Miss Oliviera«, sagte er, »ist Ihnen bewusst, dass dieser Diamant gestohlen wurde? Und nicht nur gestohlen, auf ihm liegt auch noch ein Fluch.«
    Ich hielt den Atem an. Doch eigentlich hätte es mich nicht überraschen sollen; es sah John ähnlich, mir einen gestohlenen und verfluchten Diamanten zu geben.
    »In gewissen Kreisen ist er sogar recht berühmt, könnte man sagen«, fuhr der Friedhofsaufseher fort. »Nun, in meinen Kreisen zumindest. Dem Mythos nach gehörte er einst Hades, dem griechischen Gott der Unterwelt, der ihn seiner Gefährtin Persephone als Geschenk gab, damit der Stein sie vor den Furien beschützte …«
    Ich spürte, wie ich am ganzen Körper Gänsehaut bekam. Smith saß natürlich zu weit weg, um es zu bemerken.
    Die Furien. John hatte sie mir gegenüber erwähnt.
    »Als Gott der Unterwelt war Hades selbstverständlich nicht sehr beliebt bei jenen Seelen, die mit ihrem Los im Nachleben unzufrieden waren«, sprach er weiter, ohne meinen Zustand zu bemerken. »Die Furien, so wurden diese Geister genannt; es herrscht nach wie vor Streit unter den Gelehrten, aber ich schenke dieser Version

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