Jericho
flach.«
»Manchmal hat man eben Pech.«
»Klar doch.«
»Was anderes, Abe. Wie sieht es mit deiner Bewaffnung aus?«
Er holte seinen gepflegten 38er hervor. »Reicht die aus?«
»Wenn die Kanone mit geweihten Silberkugeln geladen ist…«
»Ich habe auch noch die Messer der beiden Todesengel«
»Die Zahnstocher kannst du auch vergessen«, murmelte Suko. »Am besten wäre es, wenn ich dir meine Beretta gebe. Oder willst du, John?«
»Ist egal.«
Suko holte die Waffe hervor, die der G-man erst auf unser gemeinsames Drängen hin annahm. »Ich rechne nicht mit einem Angriff der Todesengel.«
Ich winkte ab. »Sei dir da nicht so sicher, Abe. Die werden längst in Jericho gemerkt haben, daß einiges nicht stimmt. Mit geweihten Kugeln schaffst du es.«
»Es sind auch ziemlich viele«, sagte das Mädchen.
»Mehr als zehn?« fragte ich.
»Zwölf…«
»Davon können wir zwei abziehen«, erwiderte Suko knapp. Dann reckte er sich und schaute dabei auf seine Uhr. »Kannst du mir sagen, Judith, wie lange wir wohl fahren müssen?«
»Mehr als eine Stunde bestimmt.«
Der Inspektor zwinkerte mir zu. »Sollen wir?«
»Ja.«
Abe Douglas und sein Schützling brachten uns hinaus in die Hitze. Der Pritschenwagen war leider nicht mit einer Air condition ausgerüstet. Im Fahrerhaus war es heiß wie in einem Ofen. Ich wunderte mich darüber, daß die billigen Kunstoffsitze noch nicht zerflossen waren. Abe Douglas schlug zum Abschied auf das Dach, fluchte und nahm die Hand schnell wieder zurück, weil er sie fast verbrannt hätte. »Nicht, daß ihr euch die Finger verbrennt!« rief er uns zum Abschied noch zu.
»Keine Sorge, wir sind die großen Löscher.« Ich saß hinter dem Lenkrad und startete.
Auch Judith Hill hatte das Wohnmobil verlassen. Als sie uns nachwinkte, fing sie an zu weinen…
***
Und noch jemand hatte die Abfahrt des Wagens beobachtet. Einer, der Augen wie ein Falke besaß, hockte auf dem Hochplateau jenseits der Felswand so unbeweglich, als wäre er ein Felsblock. Zudem war Chato sehr gut getarnt, so daß er sich von den anderen Steinen kaum unterschied, weil auf seiner Kleidung inzwischen wieder der graugelbe und manchmal rötlich schimmernde Staub der Wüste lag. Chato hatte die Zeit genutzt und war zurückgekehrt in eines seiner Verstecke. In einem sehr weiten Gebiet hatte er die Höhlen verteilt und an bestimmten Stellen Proviant und Wasser verborgen, so kam er nie in Bedrängnis.
Was er angenommen hatte, war nun bewiesen worden. Hinter den Vorgängen steckte ein furchtbarer Dämon, eine schreckliche Kreatur mit dem Namen Kajuata. Vor ihm hatten seine Vorfahren schon das große Zittern bekommen, und er erinnerte sich an die alten Legenden, die man sich früher und auch heute noch in dunklen Nächten und an flackernden Lagerfeuern erzählte.
Chato allein wußte, wie stark und mächtig dieser Dämon war, der im Inneren der Erde hauste, von dort aus irgendwelche Angriffe durchführte, über die Menschen kam und sie wehrlos machte.
Mit den geweihten Kugeln konnte man seine Helfer wohl bekämpfen, nicht ihn selbst.
Da brauchte man andere Waffen, besonders die des Geistes, denn man mußte sich, wenn man ihm gegenüberstand, auf den mentalen Fight einlassen. Mit unbewegten Augen blickte er der Staubwolke nach, die der davonfahrende Wagen hinterließ. Chato bewunderte den Mut der beiden Weißen, aber sie wußten auch nicht, was sie erwartete. Er hatte sie warnen wollen, jetzt war es zu spät.
Das Mädchen und der andere Mann waren wieder in diesem Wohnmobil verschwunden. Ob sie sich dort in absoluter Sicherheit befanden, stand auch nicht fest. Der Arm des Kajuata reichte weit, sehr weit sogar. Menschen hatten kaum eine Chance. Nicht weit von dieser Stelle entfernt, wo er lauerte, lag seine Höhle. Nicht die normaler Wohnstatt, sie gehörte zu den Filialen, die er sich eingerichtet hatte. Nach einem Fußmarsch von gut zwanzig Minuten hatte er sie erreicht und schob sich seitlich durch den schmalen Spalt, der den Fels teilte.
Dämmer und Kühle empfingen ihn. Nach fünf Schritten weitete sich der Spalt. Das wenige Licht fiel in eine Rundung mit feuchtem Lehmboden und auch gegen die an den Wänden hängenden Leinentaschen und Felle, in denen Chato seine Utensilien aufbewahrte. Er trat an eine bestimmte Tasche heran, klappte sie auf und entnahm ihr ein kleines Tongefäß. Dann kippte er das Gefäß, so daß ein Teil der Masse ausfloß. Mit der Hand klopfte er sie glatt, malte Zeichen hinein, ließ aus
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