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Jerry Cotton - 0500 - Sterben will ich in New York

Jerry Cotton - 0500 - Sterben will ich in New York

Titel: Jerry Cotton - 0500 - Sterben will ich in New York Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Delfried Kaufmann
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eine Terrassentür in das Innere des Hauses. »Mach Licht!«, befahl er Alicante.
    Ich hörte den Jungen in der Dunkelheit hantieren. Er schaltete eine Batterielampe ein, die auf dem Fußboden stand.
    Der Raum war leer, ohne jede Einrichtung. Die Tapeten hingen in langen Fetzen von den Wänden.
    Fawess massierte seine Nase. »Du bist so verdammt ausgekocht, dass du mir langsam unheimlich wirst, Grason. Drei Jungen wie ich, Gino und Dirty genügen nicht, dich auszuknocken. Du entkommst 'ner ganzen Kugelserie.« Er zuckte die Achseln. »Na ja, er versteht nicht besonders viel vom Umgang mit Kanonen. Die Handarbeit ist nicht seine Stärke. Immerhin bist du auch Sergeant Derrik aus den Fingern gerutscht. Dirty sah, wie du den Wagen zum Ausbruch benutztest. Ich frage mich, wie du das geschafft hast, in den Schlitten zu gelangen, ohne dass der Sergeant dich abknallte.«
    »Polizisten schießen nicht so schnell«, antwortete ich. »Man muss ihre Dienstvorschriften kennen. Sie handeln sich eine Menge Ärger ein, wenn sie einen Mann unberechtigt an- oder abschießen.«
    »Einen Killer wie dich hätte Derrik umlegen können, ohne Ärger mit seinem Chef zu bekommen. Oder hat er Doghursts Leiche nicht entdeckt?«
    Ich log. »Er war damit beschäftigt, danach zu suchen, als ich den Wagen enterte. Hast du Doghurst nur umgelegt, um mir den Mord anzuhängen?«
    »Es gab einen wichtigeren Grund: Er folgte dir, als du das Haus verließest. Der Zufall wollte es, dass er den Mann sah, der auf dich schoss.« Er machte eine wegwischende Handbewegung. »Der Fall ist erledigt. Mit Don können wir nichts mehr anfangen, nicht einmal mehr mit seiner Leiche.« Er kam einen Schritt näher. »Wer hat dich zu diesem Haus geschickt?«
    Ich tippte an meine Nase. »Mein Geruchssinn!«
    »Wenn du keine vernünftige Antwort gibst, wird deine Nase bald nicht anders aussehen als meine.«
    Ich bluffte. »Doghurst erzählte etwas mehr, als du glaubst.«
    Er kniff die Augen zusammen. »Willst du behaupten, der Neger hätte von dieser Villa gewusst?«
    »Offenbar! Er scheint euch hin und wieder nachgeschlichen zu sein. Er behauptete, dieser Bau spielte eine Rolle bei dem Verschwinden der Mädchen.« Ich schob Pastrys Worte Doghurst in den Mund. Ihm konnten sie nicht mehr schaden.
    Alicante stieß einen Fluch aus. »Zum Teufel, Gus! Warum redest du mit dem Bastard herum?«
    »Halt den Mund!«, blaffte sein Chef ihn an. »Ich kille keinen Mann, hinter dem schon die Polizei her ist. Wenn die Schnüffler über seine Leiche stolpern, können sie auch über mich stolpern.« Er grinste mich an und schnippte mit den Fingern der linken Hand.
    »Wir lassen dich einfach spurlos verschwinden, mein hartnäckiger Schlaukopf! Wir haben ohnedies einen Transport auszuführen, und es spielt keine Rolle, wenn wir eine Person mehr befördern. Noch vor Mitternacht dienst du den Fischen als Mahlzeit.«
    Auch über Alicantes Piratengesicht legte sich ein diabolisches Grinsen. Offensichtlich gefiel ihm der Vorschlag seines Chefs.
    »Vorher will der Boss dich aber noch in Yonkers sehen«, sagte Fawess. »Vielleicht will er dich dort erledigen.«
    »He«, meckerte ich, »was soll ich in Yonkers? Sterben will ich in Neu York!«
    »Schnauze«, brummte Alicante. »Dreh dich um, Grasön!«
    Wieder bohrte er den Pistolenlauf in meinen Rücken. Alicante nahm die Batterielampe vom Boden auf und ging voraus. Er öffnete die Tür des Zimmers. Sie dirigierten mich durch die Halle des Hauses. Am anderen Ende der Halle stand eine Tür offen. In dem Raum dahinter brannte Licht.
    Als ich, von Fawess' Pistole vorwärtsgeschoben, den Raum betrat, sah ich zunächst Dirty Mastic, der neben dem Eingang stand. Das Licht wurde von einer Karbidlampe verbreitet, die auf einem Tisch stand und deren Flamme leise fauchte.
    Neben dem Tisch saß eine Frau auf einem Stuhl. Sie hielt den Kopf gesenkt. Ihr langes blondes Haar verdeckte ihr Gesicht, aber ich kannte das Haar und das Kleid, das sie trug.
    Ich rief sie leise an: »Hallo, Jane!«
    ***
    Sie hob den Kopf. »Oh, Lester«, sagte sie langsam. Ihr Blick war trübe.
    »Was habt ihr denn mit ihr gemacht?«, fragte ich mit zusammengebissenen Zähnen.
    Fawess lachte grob. »Wir haben sie so zart wie einen Kanarienvogel behandelt. Ihr Gehirn ist nur noch ein wenig vom Äther benebelt.«
    Jane presste die Lippen zusammen und setzte zweimal zu dem Versuch an, vom Stuhl hochzukommen. Beim dritten Mal schaffte sie es. Sie stemmte die Hände auf die Tischplatte.

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