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Jerry Cotton - 0502 - Der Tag an dem mein Henker kam

Jerry Cotton - 0502 - Der Tag an dem mein Henker kam

Titel: Jerry Cotton - 0502 - Der Tag an dem mein Henker kam Kostenlos Bücher Online Lesen
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jetzt völlig reglos das Geschehen verfolgt hatte, gab sich einen Ruck. Er war waffenlos und ohne Chance. Er stürmte aus dem Büro, nur noch auf Flucht bedacht. Ich konnte nichts dagegen unternehmen. Meine Aufgabe gestattete nicht die kleinste Unterbrechung.
    Wieder und wieder spuckte ich aus. Das Girl sank zitternd zurück. Ihre Finger glitten dabei kraftlos von meinen Beinen. Schweratmend, mit geschlossenen Augen, blieb sie auf dem Rücken liegen. Ich erhob mich und achtete dabei auf Lauras Atemzüge. Das erstickt klingende Keuchen blieb aus. Auch die Farbe der Lippen veränderte sich nicht.
    Ich schob die FN in meinen Hosenbund und schlüpfte aus dem Jackett. Zusammengerollt bettete ich es unter Lauras Kopf. Auf ihrer Stirn hatte sich ein Netz winziger Schweißperlen gebildet. Aus ihrem weichen schimmernden Haar stieg ein herbsüßer Duft. In mir war eine dumpfe unbestimmte Trauer. Wer oder was war schuld daran, daß sich dieses Mädchen über Recht, Gerechtigkeit und Moral hinwegsetzte?
    Auf der schweren Mahagoniplatte des überdimensionalen Schreibtisches entdeckte ich einen ziemlich stabilen scharfen Brieföffner und ein Gasfeuerzeug. Ich hielt die Spitze des Brieföffners einige Zeit über die Flamme, dann schnitt ich die Wunde auf. Laura schreckte noch einmal aus der beginnenden Ohnmacht hoch und schrie wie am Spieß. Dann war das Schlimmste vorüber. In meiner Hose steckte ein blütenweißes Taschentuch. Ich riß es in Streifen und legte damit Laura einen kleinen Notverband an. Ich hatte getan, was in meinen Kräften stand.
    Als ich nach dem roten Telefonhörer griff, merkte ich, daß mir mein Hemd am Leibe klebte. Ich hob den Hörer ab und wählte die Nummer meiner Dienststelle.
    ***
    Der Oberarzt hatte das graue, abgeklärte und ein wenig ermattet wirkende Gesicht, das man bei viel Nachtdienst leistenden Ärzten findet. Er rauchte eine Zigarette. Seine Hände waren schmal und sensibel. Seit der Einlieferung des Mädchens war erst eine halbe Stunde vergangen.
    »Ich weiß nicht, ob sie durchkommen wird«, sagte der Arzt. »Leider haben wir es mit einem uns noch völlig unbekannten Gift zu tun. In seiner Wirkung hat es gewisse Ähnlichkeit mit den Pfeilgiften der Indianer. Es sind fast die gleichen Symptome. Wenn die junge Dame durchkommen sollte, hat sie es nur Ihnen zu verdanken.«
    »Wann kann ich sie frühestens sprechen?«
    Der Oberarzt hob die Schultern und ließ sie wieder sinken. In seinem müden ernsten Gesicht veränderte sich nichts. »Schwer zu sagen, fürchte ich. Natürlich steht es Ihnen frei, sich ab und zu nach ihr zu erkundigen.«
    Ich bedankte mich und wechselte einige Worte mit den beiden Revierdetektiven. Ich hatte Weisung erteilt, das Krankenzimmer streng bewachen zu lassen.
    Dann ging ich hinaus in die Nacht. Ich blieb stehen und steckte mir eine Zigarette an. Mitternacht war längst vorüber. Ich hatte die Sonntagshürde genommen, genau wie Steve und Phil.
    Wer war dieser Raoul? Ich mußte ihn finden, noch ehe er und seine Leute weiteren Schaden anzurichten vermochten. Ich kletterte in meinen Jaguar und fuhr los. Auch in dieser Nacht würde ich wohl keinen Schlaf finden.
    ***
    Bert Garret lenkte seinen Wagen in eine freie Box der hell erleuchteten Tiefgarage. Er stellte den Motor ab und blieb mit geschlossenen Augen sitzen. Am liebsten hätte er in dieser Stellung verharrt, umgeben von der tiefen Ruhe der Garage, eingehüllt in ein Gefühl trügerischer Sicherheit, wie man es nur im Inneren seines Wagens empfinden kann.
    Niemand vermutete ihn hier. Hier war er gegen böse Überraschungen gefeit. Aber er konnte nicht ewig hier unten sitzen bleiben. Er mußte etwas unternehmen, und zwar rasch. Garret zuckte nervös zusammen, als er plötzlich Schritte hörte. Sie kamen direkt auf seinen Wagen zu. Garret hob den Kopf und merkte, daß er zu schwitzen begann.
    Ein untersetzter knapp vierzigjähriger Mann trat an Garrets Wagen. Garret erinnerte sich, den Burschen schon einige Male gesehen zu haben. Er hieß Tom Cirella und gehörte zu Ray Thompsons Gang. Garret kurbelte das Fenster herunter.
    »Steigen Sie aus!« befahl der Mann knapp. Er hielt sich sehr gerade, so daß man deutlich die Konturen seiner in der Schulterhalfter steckenden Pistole erkennen konnte. Garret gehorchte. »Ich muß mit Ray Thompson sprechen«, sagte er. »Bitte, melden Sie mich an!«
    »Sind Sie nicht einer von Mr. Gavettas Leuten?« fragte Cirella spöttisch.
    »Ja.«
    »Wissen Sie, wie spät es ist?«
    »Gewiß,

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