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Jerry Cotton - 0504 - Der Tiger

Jerry Cotton - 0504 - Der Tiger

Titel: Jerry Cotton - 0504 - Der Tiger Kostenlos Bücher Online Lesen
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Anzug ab. »Man geht ins Theater, um etwas zu erleben, nicht wahr?« fragte ich fröhlich. »Ich darf Ihnen versichern, daß ich nicht enttäuscht worden bin!« Wellstones Sinn für Humor schien an diesem Tag Ausgang zu haben. Jedenfalls gab mir der Revierchef nicht gerade sanft zu verstehen, daß er keine Zeit und keine Lust habe, die billigen Scherzchen eines heimgekehrten Superganoven zu belächeln.
    »Also gut«, sagte ich ernst, »mir wurde zugeflüstert', in diesem Theater werde man über Jeffs Erbe verhandeln. Naturgemäß war ich daran interessiert, meinen Anteil nicht unter die Räuber fallen zu lassen.«
    Wellstone fixierte mich scharf. »Wie Sie wissen, gibt es noch eine erbberechtigte Tante in Wyoming!«
    Das war mir bekannt. Ich nickte. Die gute alte Tante Lydia in Edgerton, einem Nest von 500 Seelen, hatte die Brüder Brockley zwar nur im Kinderwagen zu Gesicht bekommen, aber jetzt war sie nach dem Buchstaben des Gesetzes berechtigt, einige hunderttausend Dollar Erbmasse in Empfang zu nehmen.
    Das war natürlich nur ein Bruchteil des geschickt verteilten Syndikatsvermögens. Es gehörte unter anderem zu meiner Aufgabe, die Gesamtsumme und ihre trüben Quellen zu ermitteln. Ich mußte mich mit dieser Arbeit beeilen, denn ich konnte ja nicht gut offiziell als Erbberechtigter vor dem Notar in Erscheinung treten. Meine Rolle beschränkte sich auf die Zerschlagung der BBB-Gang. Um das dafür notwendige Beweismaterial zu beschaffen, mußte ich vorübergehend in die Rolle des Syndikatsbosses schlüpfen.
    »Das kommt ganz darauf an«, antwortete ich wahrheitsgemäß. »Wie geht es übrigens den anderen? Hat es Tote gegeben?«
    »Zwei, soweit es sich bis jetzt übersehen läßt. Paul Stewart und Greg Connors. Zwei der Männer müssen sofort ins Krankenhaus. Die anderen sind mit Schürfwunden und dem Schrecken davongekommen.«
    Ich runzelte die Stirn. Stewart und Connors hatten also daran glauben müssen. Damit war aus dem Anschlag ein Doppelmord geworden. Es war wichtig, die Täter schnellstens zu ermitteln. Der Bevölkerung und den Behörden der Stadt war nicht damit gedient, wenn das BBB-Syndikat Von einer anderen Terrororganisation abgelöst wurde.
    »Was ist mit dem Mädchen?« fragte ich.
    »Patricia King? Sie braucht nur ein neues Kostüm«, meinte Wellstone grimmig. »Wie ich sie kenne, wird sie in der Lage sein, sich gleich ein Dutzend davon zu kaufen!«
    »Ich kann also gehen?«
    Wellstone blickte mich einige Sekunden lang ernst und schweigend an. »Ja, Sie können gehen, Brockley. Darf ich Ihnen einen Rat geben? Gehen Sie möglichst weit von hier weg! Verlassen Sie diese Stadt, Brockley. Hier haben Sie keine Freunde. Hier erwarten Sie nur Ärger und Trouble — wenn nicht etwas noch Schlimmeres.«
    Er stand auf und wandte sich grußlos ab. Ich zuckte gleichmütig die Schultern und sah mich um. Das verwüstete Theaterinterieur war durch einige von der Polizei aufgestellte Scheinwerfer erhellt; außerdem fiel etwas Tageslicht durch das zerstörte Dach ein.
    Ich wußte selbst nicht genau, was ich eigentlich suchte. Es war höchst unwahrscheinlich, daß die Bombenleger Spuren hinterlassen hatten. Da das Theater infolge der Sommerferien leergestanden hatte, war es für die Attentäter gewiß leicht gewesen, in den Tagen vor der Hauptversammlung die nötigen Vorbereitungen zu treffen. Das bedeutete, daß sie auch genügend Zeit gehabt hatten, alle Spuren ihrer Arbeit gründlich zu tilgen.
    Trotzdem fand ich etwas: eine kleine, goldene Münze mit dem Tierkreiszeichen des Löwen. Sie lag in Höhe der Sesselreihe dreizehn. Die angelötete Goldöse war verbogen und aufgeplatzt. Vermutlich hatte die Münze einmal zu einem Armband gehört. Seine Trägerin war damit irgendwo hängengeblieben. Die Münze hatte sich dabei aus der Verankerung gerissen und war zu Boden gefallen.
    Ich schaute mich genauer um und stellte fest, daß das Parkett sauber war — abgesehen von der gleichmäßigen Staubschicht, die sich nach den Explosionen überall im Theater niedergelassen hatte —.
    Das Theater war also nach Saisonschluß und vor dem Ferienbeginn gründlich gesäubert worden. Folglich konnte die Besitzerin des Armbandes erst nach dem Ferienbeginn hier gewesen sein, denn die Putzfrauen hätten die glitzernde Münze gewiß nicht übersehen. Als ich sie einsteckte, merkte ich, daß die beiden Pistolen verschwunden waren.
    Hatte sie mir der Sanitäter abgenommen? Das hielt ich für wenig wahrscheinlich. Aber wer hatte sie

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