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Jerry Cotton - 0504 - Der Tiger

Jerry Cotton - 0504 - Der Tiger

Titel: Jerry Cotton - 0504 - Der Tiger Kostenlos Bücher Online Lesen
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mißzuverstehen. Offensichtlich wußten die Gangster liebend gern, wer ich eigentlich war. Sie wollten erfahren, ob es sich bei mir um einen Einzelgänger handelte, oder ob noch Hintermänner existierten.
    Ich entschied, daß es keinen Sinn hatte, ihnen noch länger etwas vorzumachen. Es wäre Wahnsinn gewesen, irgendwelche Foltermaßnahmen zu provozieren. Die Kassette war verschwunden. Der richtige Arthur Brockley war aufgetaucht. Mein Gastspiel war vorüber. Vielleicht würde es Slim und seine Leute einschüchtern, wenn sie erfuhren, daß ich ein G-man war.
    Selbst die hartgesottensten Verbrecher scheuen davor zurück, sich mit dem FBI anzulegen. Ein Mord an einem Spezialagenten ist ein tödlicher Bumerang. Die Unterwelt weiß und respektiert das. Andererseits ist bekannt, wie in die Enge getriebene Ratten reagieren. Egal, darauf mußte ich es ankommen lassen. Es war vor allem wichtig, Zeit zu gewinnen. Slim würde sich hüten, ohne langes gründliches Nachdenken gegen einen G-man einen Mordbefehl zu erteilen. Betont ruhig sagte ich:
    »Ich bin Jerry Cotton vom FBI!«
    Slims Mund rundete sich zu einem törichten dunklen Loch. Die Gesichter der Gangster veränderten sich jäh. Die Stumpfheit verschwand daraus, an ihre Stelle trat maßlose Verblüffung.
    Aber nur für wenige Sekunden. Dann lachte einer der Gangster. Es war Lister. Das Lachen war wie ein Stichwort. Die anderen fielen sofort ein. Sie amüsierten sich großartig. Diesmal war es an mir, Verblüffung zu zeigen. Die Gangster glaubten, ich hätte einen Witz gemacht!
    Slim stoppte sein Gelächter als erster. »Deine Schlagfertigkeit haben wir schon oft genug bewundern können«, sagte er spöttisch und mit einem drohenden Unterton, »aber jetzt wollen wir die Tatsachen hören!«
    »Ich hatte den Auftrag, festzustellen, was nach Jeffs Tod aus dem Syndikat werden soll«, sagte ich gelassen. »Wie glauben Sie, hätte ich wohl sonst an einen so vorzüglich gemachten Paß gelangen sollen?«
    Slim starrte mich an. »Schluß damit! Pässe fälscht man in jeder Stadt für hundert Dollar. Ein G-man trägt immer seine ID-Card bei sich. Wir haben dich gründlich gefilzt und keine Erkennungsmarke gefunden. Wer bist du wirklich? Heraus mit der Sprache!«
    »Ich sage die Wahrheit. Ich bin Jerry Cotton vom FBI-Distrikt New York.« Slim grinste höhnisch. »New York, natürlich! Das hast du dir rasch einfallen lassen, weil du meinst, wir könnten das kaum nachprüfen. Aber gerade dieser idiotische Trick entlarvt dich als Schwindler und Bluffer! Der New Yorker FBI hat seine eigenen Sorgen, vermutlich größere als die Filiale in Philadelphia… die würden nicht mal im Traum daran denken, hier aufzukreuzen!«
    Lister stieß sich von der Wand ab. »So kommen wir nicht weiter, Howard. Ich gebe ihm jetzt die erste kleine Stimmbandmassage. Einverstanden?«
    »Einverstanden!« nickte Slim.
    Lister trat grinsend dicht vor mich hin. Er hob seine Hand urplötzlich. Der Schlag war kaum im Ansatz erkennbar. Um so deutlicher war er zu spüren. Seine flache Hand landete mitten in meinem Gesicht. Er schlug noch zweimal zu, ebenso hart und brutal. Meine Nase hat beträchtliche Nehmerqualitäten, aber ich merkte, wie es in diesem Moment aus ihr warm und weich über meine Oberlippe rieselte. Blut.
    »Das reicht für den Anfang, Hank«, sagte Slim. Lister trat zurück. Slim lächelte maliziös. »Das war natürlich ganz harmlos«, meinte er. »Es könnte dich sogar veranlassen, uns für Stümper und Anfänger zu halten. Aber wir haben noch andere und sehr viel wirksamere Methoden auf Lager. Hank, die anderen und ich sind der Meinung, daß die Würze dieser informationsfördernden Behandlung in der allmählichen Steigerung liegt.«
    Mich überlief es kalt. In diesem Moment wurde die Tür geöffnet. Ein Gangster steckte den Kopf herein und sagte: »Arty Brockley hat sich bereit erklärt, ins ,Statler’ zu gehen und die Klamotten unseres Gefangenen zu filzen!«
    Slim grinste mich an. »Wir haben uns mit Arty Brockley geeinigt, Freundchen. Warum auch nicht? Er war schließlich Jeffs Bruder! Arty hat ein Anrecht darauf, von uns respektiert und abgefunden zu werden. Er wird dein Gepäck durchsuchen und alles herbringen, was für uns interessant ist.«
    »Das Interessanteste findet er im Futter des Kofferdeckels«, sagte ich. »Er braucht es nur vorsichtig abzutasten. Dann entdeckt er hinter dem Stoff meinen Ausweis.«
    Slim schüttelte den Kopf und seufzte mitleidig. »Du gibst es nicht auf, was?

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