Jerry Cotton - 0505 - Flirt mit dem Verderben

krächzte Henry Gunn.
    »Genauso stimmt es, Boß«, murmelte Fatinger.
    »Okay!« schnaubte Carter.
    »Ihr Schufte!« zischte Linda Tooneccer. »Ihr wollt uns hereinlegen, aber das wird euch nicht gelingen. Ihr seid ganz miese Erpresser, die uns als Lockvögel benutzt haben. Aber geht nur zur Polizei! Uns kann nicht viel passieren, aber euch. Auf den Stuhl werden sie euch setzen!«
    »So?« fragte Sharkey spöttisch. »Und warum denn, Herzchen?«
    »Wegen des Mordes an Vic Clinch!« platzte Daisy heraus.
    Sharkey schluckte einmal kurz. Doch dann verzog sich sein Gesicht wieder zu einem häßlichen Grinsen. »Vic Clinch?« fragte er und schaute die drei anderen Männer an. »Kennt einer von euch einen gewissen Clinch?«
    »Clinch?« murmelte Henry Gunn. »Nie gehört!«
    »Ich kenne einen«, ließ sich Fatinger hören. »Der hat einen Gemüseladen in Boston.«
    »Clinch?« fragte auch Carter. Dann schüttelte er den Kopf.
    Babsie gab es zuerst auf. »Wann fahren wir nach Chicago, Boß?«
    ***
    Ein infernalisches Gebrüll machte mich wieder wach.
    Ich tastete nach meiner Stirn. Im ersten Moment hatte ich den Eindruck, ich müßte aussehen wie ein Einhorn.
    »Das vergeht wieder, Jerry«, tröstete mich Phil.
    Ich schaute ihn an. Sein schöner neuer Anzug sah aus, als wäre Phil versehentlich in einen Reißwolf geraten, »Was ist los?« fragte ich.
    Phil lächelte. »Der Mann dort, der so tobt, wird sich freuen. Du hast nämlich den einzigen stabilen Balken in dieser Bruchbude entdeckt. Leider hast du zu dieser Feststellung deine anerkannt intelligent aussehende Stirn benutzt.«
    »Wo ist denn der Mann, den wir verfolgt haben?« fragte ich.
    Phil trat einen Schritt zur Seite. Der Mann, der mit Backsteinen nach mir geworfen hatte, saß neben einer Mülltonne. Phil hatte ihn dort mit Handschellen befestigt. »Ich mußte mich erst mal um dich kümmern, aber gottlob hast du nur zwei Minuten geschlafen.«
    »Wer ist der Mann, der da so herumschreit?« fragte ich, als ich auf stand.
    »Soviel ich bisher von ihm erfahren habe, ist er der Hausbesitzer. Ihm gehört auch der Schuppen. Jetzt verlangt er offenbar, daß wir das Ding wieder aufbauen, falls wir ihm nicht freiwillig einen angemessenen Schadenersatz zahlen«, berichtete mein Freund.
    »Zahl’s ihm«, schlug ich vor. »Fünfzig Cent — mehr war die Bude nicht wert!«
    Ich war zwar nicht in der Stimmung, Witze zu machen, aber ich erreichte mein Ziel. Dem tobenden Mann verschlug es die Sprache. Er klapperte nur noch mit dem Unterkiefer, schließlich schnappte er nach Luft. Erst nach einer Minute sagte er kraftlos: »50 Cent, ist das Ihr Ernst?«
    »Natürlich nicht«, tröstete ich ihn. »Wenden Sie sich mit. Ihrem Ersatzanspruch an unsere Dienststelle. FBI, New York District, New York 21, 201 East 69th Street.«
    Einen Augenblick schaute er mich lauernd an. »Stimmt das?« fragte er schließlich.
    Ich zeigte ihm meinen Dienstausweis.
    »Pfff…«, machte er. »Wenn das so ist, G-man, herzlichen Dank, daß Sie mir die alte Bude abgerissen haben. Hoffentlich haben Sie sich nicht verletzt!«
    Mit meiner Vermutung, daß in dieser Gegend Gemütsmenschen leben, hatte ich also recht.
    Ich ging zu dem Mann an der Mülltonne. Als er mich anschaute, machte er ein Gesicht wie ein trauriger Dackel.
    »So, Freund«, sagte ich, »jetzt haben wir wohl Zeit füreinander!«
    Sein Gesicht wurde noch trauriger. »Verdammt«, murmelte er, »ich konnte nichts dafür, daß mir die Maschinenpistole losging! Und die beiden Cops, das war ich nicht…«
    Mir blieb die Luft weg, und Phil fiel der Schlüssel, mit dem er die Fessel aufschließen wollte, aus der Hand.
    ***
    »Halt! Hände hoch! Keine weitere Bewegung!«
    Die Stimme schallte durch den Hof, daß die Wände wackelten.
    »Ruhig, Hywood!« rief ich laut zurück. »Es reicht gerade, daß die Bude zusammengefallen ist. Sie mit Ihrer Stimme bringen den ganzen Häuserblock…«
    »Jerry Cotton!« brüllte er, wobei er sicher wieder dachte, er flüstere. »Sind Sie etwa der Gangster, der hier herumläuft? Wer hat uns am Telefon dieses Märchen erzählt?«
    Unser Freund Hywood, Captain bei der City Police, blickte an den Fensterfronten hoch. Überall lugten jetzt neugierige Gesichter. Ganz oben verschwand ein Kopf. Das war vermutlich der Anrufer.
    »Es ist nur ein Mann, mit dem wir es zu tun haben«, klärte ich ihn auf. »Dieser hier.«
    Er schaute sich einen Moment den Mann an der Mülltonne an.
    »Dabei habe ich eine ganze Einsatzeinheit bei