Jerry Cotton - 0505 - Flirt mit dem Verderben
Aufforderung unterstützte er mit einem handgreiflichen Argument. In der rechten Hand hielt er einen weiteren Backstein wurfbereit. Ich werde nie wieder etwas gegen Backsteine als Waffen sagen. Da stand ich nun auf einer Mauerkrone, die nicht breiter war als zwei Männerhände. Dreieinhalb Yard vor mir stand dieser Mann mit dem Backstein. Dieses Baumaterial konnte jetzt eine tödliche Waffe sein, wenn es mich traf.
Meine rechte Hand zuckte hoch. Ich wollte meine 38er ziehen, aber dazu kam ich nicht mehr. Der Mann schleuderte den Stein. Ausweichen konnte ich nicht. Instinktiv sprang ich vorwärts. Dreieinhalb Yard lagen zwischen mir und dem Mann, mindestens zwei Yard zwischen meinem Standort und der Vorderkante des Schuppendaches.
Es kam mir vor wie ein Wunder, aber ich landete auf dem Schuppendach. Das Dach war morsch. Da ich nicht gerade ein Leichtgewicht bin und mit ziemlicher Vehemenz auf dem leichten Holz landete, nahm mir der Schuppen meine Behandlung sehr übel. Das Dach brach ein. Ich merkte, wie mein rechter Fuß ins Leere trat. Der linke Fuß rutschte nach hinten weg. Haltlos fiel ich mit dem Oberkörper und dem Gesicht auf die rauhe Dachpappe.
Mit einem wütenden, gurgelnden Laut stürzte sich der Mann auf mich. Ich hob den Kopf, aber in diesem Moment traf mich ein Faustschlag, dem ich nicht einmal ausweichen konnte. Es war mehr eine Reflexbewegung, daß ich mit beiden Händen zugriff. Ich bekam das Bein des Mannes zu fassen. Er versuchte trotzdem noch nach mir zu treten. Dabei verlor er das Gleichgewicht und landete mit seiner Kehrseite auf dem Schuppendach. Wieder brach morsches Holz. '
Wir machten einen ziemlichen Lärm.
Das war mein Glück.
»Moment, Jerry!« rief Phil von irgendwo. Sekunden später tauchte er auf der Mauerkrone auf. Er hatte nicht gleich die Übersicht, deshalb kam er mit einem gewaltigen Sprung auf das Schuppendach.
Für diese Behandlung war der Schuppen wohl nie gebaut worden. Jetzt war er außerdem altersschwach.
Mit berstendem Krachen und Splittern brach er in sich zusammen.
Ein harter Schlag traf mich an der Stirn. Dann war es plötzlich Nacht um mich.
***
»Nein«, sagte Tim Sharkey, »Frisco kommt nicht in Frage. Henry fährt mit Linda, Babsie und Daisy nach Chicago. Er bekommt von mir eine Telefonnummer. Dort sind die Girls sicher wie in einem Safe.«
»Was ist denn das für ein Safe?« fragte die schwarzhaarige Babsie und versuchte vergeblich, ihren aus rotem Samt gefertigten Minirock züchtig über die Oberschenkel zu ziehen.
»Du wirst dich dort sofort heimisch fühlen!« grinste Tim Sharkey schmutzig.
»Nein!« sagte die schwarze Babsie. Die blonde Linda und die rothaarige Daisy stimmten sofort in den Protest ein.
»Wir haben uns nicht auf verdammt heiße Sachen eingelassen, um wieder dort anzufangen, wo wir aufgehört haben!« sagte Linda mit Nachdruck.
»Okay«, nickte Sharkey sehr ruhig. »Ich habe einen noch viel besseren Vorschlag.«
»Welchen?« fragte Babsie neugierig.
»Ich kann die Polizei anrufen und den Bullen erzählen, daß ihr drei uns Märchen erzählt habt. Schließlich konnten wir es nicht wissen, daß von euren Geschichten nichts gestimmt hat. Wir haben in gutem Glauben gehandelt, wenn wir von den verschiedenen Männern Schadenersatz gefordert haben. Als euer Agent bin ich schließlich verpflichtet, eure Interessen…«
»Schuft!« schrie Linda Tooneccer empört.
Sharkey lachte laut. »Noch jemand von den Damen dieser Meinung?«
Die Mädchen gaben keine Antwort.
»Ich will euch etwas sagen«, dozierte Sharkey in professoralem Ton. »Ihr drei seid nichts weiter als kleine Dreckstücke. Ihr seid alle drei wegen einer gewissen Tätigkeit vorbestraft. Was unter diesen Umständen eure Aussagen wert sind, könnt ihr euch denken. In der letzten Zeit habt ihr euch mehrfach Männer geangelt, indem ihr euch in Miniröcken und engen Pullovern an Highways aufgestellt habt. Einige dieser Männer habt ihr zu Partys eingeladen und sie dann mit LSD gefüttert. Das haben wir…« Sharkey blickte sich im Kreise seiner männlichen Kumpane um, ehe er weitersprach. Billy Fatinger, Paul Lesley, Anthony Carter und Henry Gunn nickten beifällig. »… leider erst heute erfahren. Und heute haben wir auch erst erfahren, daß diese Männer euch nichts getan haben. Das habt ihr uns nur erzählt. Wir sind in gutem Glauben zu diesen Männern gegangen und haben Schmerzensgeld und Schadenersatz für euch gefordert. Ist das nicht so?«
»Das stimmt, verdammt!«
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