Jerry Cotton - 0505 - Flirt mit dem Verderben
Unkosten kommen wieder herein. Also interessiert mich nur die Idee. Vielleicht interessieren mich auch deine Mädchen. Das werden wir sehen. Du siehst, daß du mir nicht viel zu bieten hast. Mit zehn Prozent bist du gut bezahlt.«
»Nein!« jammerte der abgehalfterte Sharkey.
»Gut«, sagte Alvarez. »Dann sind unsere Fusionsverhandlungen gescheitert. Sieh zu, wie du alleine aus deinen Schwierigkeiten…«
Noch bevor Alvarez seinen Satz vollenden konnte, war es Sharkey klar, daß der Syndikatschef recht hatte. Er mußte sich auf Gedeih und Verderb mit ihm verbinden. Anders gab es für ihn keine Chance mehr. Er stand allein. Henry Gunn und die Mädchen waren in Chicago. Lesley, Carter und Fatinger waren ausgestiegen und deshalb eine Gefahr für ihn. Und Clinch befand sich in den Händen des FBI. Wenn er redete, war alles aus.
»Zehn Prozent!« seufzte Sharkey ergeben in das Telefon.
»Okay«, sagte Alvarez. »Bleibe in deiner Burg. Ich lasse dich abholen!«
»Hallo!« sagte unser Chef leicht verwundert. »Ihr seid im Haus? Ich denke, ihr stellt halb New York auf den Kopf, um Spuren im Fall Keever zu finden.«
»Schon erledigt!« verkündete Phil stolz.
»Was ist erledigt?«
»Wir haben den Mann, der gestern abend mit einer Maschinenpistole zuerst auf uns und dann auf die Polizeibeamten…« begann ich.
Mr. High schaute mich verwundert an. Auf seiner Stirn bildete sich eine tiefe Falte. Ich wußte, was das zu bedeuten hatte. Er mußte ja in diesem Moment den Eindruck haben, daß wir seinem -ausdrücklichen Befehl zuwidergehandelt hatten.
Schnell schob ich eine Erklärung dazwischen: »Es klingt fast unglaublich, aber beide Fälle gehören unmittelbar zusammen!«
Die Falte glättete sich wieder. Der fragende Ausdruck in Mr. Highs Gesicht blieb.
»Bitte!« forderte er zum weiteren Bericht auf.
Phil schilderte die Ereignisse dieses Vormittags. Ich löste ihn ab und berichtete über Clinchs Geständnis. Zuletzt las ich aus dem Protokoll vor:
»…seit etwa drei Wochen sind die drei Mädchen allabendlich im Einsatz. Sie werden von jeweils zwei Mitgliedern der Gang an einen von Sharkey festgelegten Punkt gefahren. Dort stellen sie sich in auffälliger Kleidung am Straßenrand auf und warten auf alleinfahrende Männer, von denen sie sich mitnehmen lassen. Auf Befragen: Die auffallende Kleidung besteht aus sehr engen Pullovern und Miniröcken, die Sharkey zu diesem Zweck bei einer englischen Spezialfirma namens ‘Teenagers Shop and Market’ gekauft hat. Die Mädchen haben die Aufgabe, sich von den Männern einladen zu lassen. Entweder in Motels, Hotels oder auch in die Wohnung des betreffenden Mannes. Die Mädchen haben LSD-Oblaten dabei. Es ist ihre Aufgabe, die Männer zum LSD-Gebrauch zu verführen. Später werden dann die betreffenden Männer erpreßt. Einmal mit der Behauptung, im LSD-Rausch das betreffende Mädchen überwältigt zu haben; zum anderen mit der Drohung, den LSD-Mißbrauch interessierten Stellen mitzuteilen…«
»Ein teuflisches System«, warf Mr. High ein. Er stand auf und ging mit großen Schritten in seinem Office auf und ab. »Immer, wenn man denkt, daß man alle Methoden der Gangster kennt, kommt etwas Neues hinzu.«
Er blieb, da ich eine Pause machte, wieder stehen. »Wie war es mit Mr. Keever?«
Ich blätterte im Protokoll weiter: »Auf Befragen: Ja, der Name Keever ist mir bekannt. Er muß am Montag oder Dienstag auf Long Island, ich glaube, daß es in der Nähe von Freeport war, von Babsie angehalten worden sein. Ich weiß genau, daß Tim Sharkey am Mittwoch gegen Abend zusammen mit Babsie hinging. Was dort passierte, weiß ich nicht. Keever muß aber etwas gezahlt haben. Trotzdem ging Babsie gestern, also am Donnerstag, wieder zu ihm. Ich glaube, er wollte LSD kaufen. Sie trafen sich, wenn ich mich nicht irre, in einem Lokal am Riverside Drive…«
»Unglaublich«, schüttelte Mr. High den Kopf. »Ich kann das eigentlich nicht verstehen, daß ein Geschäftsmann auf diese Tour hereinfallen kann. Er muß doch gemerkt haben, was gespielt wird. Gut, ich kann verstehen, daß er den Erpressern Geld gibt. Daß er sich aber dann noch in weitere Geschäfte mit ihnen einläßt, das ist unverständlich!«
»Rauschgift!« sagte ich nur.
Er nickte. »Das ist ja das Verhängnisvolle an diesem Zeug. Vernünftige Menschen werden dadurch so weit gebracht, daß sie sich selbst ins Unglück stürzen — wie Insekten, die in das für sie tödliche Licht fliegen. Ja, das ist es — ein
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