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Jerry Cotton - 0506 - Der Toeter und die grosse Angst

Jerry Cotton - 0506 - Der Toeter und die grosse Angst

Titel: Jerry Cotton - 0506 - Der Toeter und die grosse Angst Kostenlos Bücher Online Lesen
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Armbanduhr, die sie trug, fing sich das Licht der Deckenlampe. Ich griff nach ihrem Handgelenk, um den Puls zu prüfen.
    »Tot?« fragte Phil.
    Ich nickte und spürte die lastende Stille, die wie ein Bleigewicht auf unsere Stimmung drückte. Äußerlich waren an dem Mädchen keine Verletzungen zu erkennen. Das Girl war noch warm. Möglicherweise war sie stranguliert worden. Die Würgespuren würden sich erst später zeigen. Wir gingen durch die anderen Zimmer und stellten fest, daß außer uns und der toten Dinah Raggers niemand in der Wohnung war. »Rufe bitte das Morddezernat an«, sagte ich, als wir wieder im Wohnzimmer standen.
    Phil rührte sich nicht vom Fleck. »Mir gibt die offene Tür zu denken«, sagte er.
    Ich blickte ihn an und begriff, was er meinte. »Du glaubst doch nicht etwa, der Mörder kommt zurück?«
    »Warum nicht?« fragte Phil. »Es muß doch einen Grund haben, daß die Tür nur angelehnt war.«
    »Er wollte möglichst leise und ungehört verschwinden«, vermutete ich.
    »In einem Mietshaus erregt das Zuschnappen eines Türschlosses keinen Verdacht«, sagte Phil. »Natürlich ist es möglich, daß er ganz einfach zu erregt war, um die Tür richtig zu schließen, aber mir kommt das Ganze trotzdem reichlich merkwürdig vor.«
    »Mir auch«, gab ich nach kurzem Nachdenken zu. »Löschen wir das Licht.«
    Phil befolgte die Aufforderung. Er knipste das Licht in der Diele und im Wohnzimmer aus.
    »Aber weshalb sollte er zurückkommen?« fragte ich, als wir im Dunkeln saßen.
    »Ich weiß es nicht«, sagte Phil. »Es wäre immerhin möglich, daß er ein paar Dinge besorgen will, die den Zweck verfolgen, die Tat zu vertuschen. Vielleicht ist er auch nur weggegangen, um seinen Wagen zu holen.«
    Ich überlegte. »Vielleicht will er die Leiche abtransportieren«, räumte ich ein.
    »Lanny Stratwyck?« fragte Phil.
    »Das wird sich zeigen. Ist die Tür noch angelehnt?«
    »Ja, unverändert.«
    Wir saßen schweigend im Dunkeln und warteten auf den Mörder.
    ***
    Lanny Stratwyck merkte, wie ihm der Kopf schwer wurde. Er saß an der langgestreckten Bar und kippte seinen sechsten Whisky. Oder war es schon der siebente oder achte?
    »Noch einen«, murmelte er und sah das Gesicht des rothaarigen Barmädchens wie durch einen wallenden Nebel. »Nein, einen Kaffee«, korrigierte er sich. »Schön stark, am besten einen Mokka!«
    Er beobachtete, wie das Girl an die chromglänzende Kaffeemaschine trat und daran herumhantierte. Er dachte an Dinah und schaute auf die Uhr. Verdammt, sie würde sich wundern, daß er nicht nach Hause kam. Er hatte einfach noch nicht den Mut gefunden, vor sie hinzutreten und zuzugeben, daß alles aus war.
    Nicht einmal sechs oder sieben Whiskys hatten seine Niedergeschlagenheit zu verscheuchen vermocht.
    Ja, es war aus. Er war bei Rod Gay er in Ungnade gefallen. Wenn man in New York lebte und sein Geld auf illegale Weise verdiente, kam das einem Todesurteil gleich.
    Aus? — Nein, so konnte man die Dinge nicht betrachten. Er war mit seiner Rattenfänger-Aktion auf die Nase gefallen. Na und? Das passierte jedem einmal. Pannen gehörten zum Geschäft. Man mußte nur die Gabe haben, sich schnell davon zu erholen.
    Zum Teufel, war er nicht Lanny Stratwyck, das Stehaufmännchen der Stadt? Er trug einen neuen Anzug und besaß genügend Geld für einen neuen Start.
    »Ihr Mokka«, sagte das Mädchen und stellte die Tasse auf einem Tablett vor ihn hin. »Nehmen Sie sich in acht, bitte. Er ist heiß.«
    Lanny nickte verdrossen. Er nippte vorsichtig an der Tasse und merkte, daß ihm etwas klarer im Kopf wurde. Das Gesicht des Barmädchens wurde deutlicher und bekam wieder feste Umrisse. Lanny nahm sich vor, nach dem Kaffee die Zeche zu begleichen und nach Hause zu gehen.
    Mir fällt sicherlich wieder etwas ein, tröstete er sich. An guten Ideen hat bei mir noch niemals Mangel geherrscht.
    Prüfend betrachtete er sich in dem breiten Spiegel, der ihm unterhalb der Flaschenregale genau gegenüber hing. Er versuchte, sein Gesicht zu zerlegen und zu zergliedern, als gehöre es einem Fremden.
    So also sah ein Mörder aus!
    Lanny Stratwyck grinste. Er streckte sich sogar die Zunge heraus. Nein, es war ein Gesicht in der Menge, niemand konnte auf den Gedanken kommen, daß er ein Mörder war. Er wirkte wie ein guter Nachbar, wie der Mann von nebenan. Sie werden mich niemals schnappen, dachte er.
    Dann erinnerte er sich an das, was Rod Gayer gesagt hatte. Sofort verfiel Lanny Stratwyck wieder seiner

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