Jerry Cotton - 0506 - Der Toeter und die grosse Angst
Niedergeschlagenheit. Er war davon überzeugt gewesen, alle Fäden in der Hand zu halten, und nun kam dieser idiotische Gayer-Gorilla Pinky Berger, um ihm Schwierigkeiten zu machen.
Hinter sich sah Lanny im Spiegel plötzlich zwei Gesichter auftauchen. Eines davon kannte er. Es gehörte dem Mann, an den er gerade gedacht hatte. Lanny merkte, wie sich seine Muskeln strafften. Mit einem Schlag fühlte er sich stocknüchtern. Er schwang sich auf dem Hocker herum. »Hallo, Pinky«, sagte er und blickte dann Bergers Begleiter an. »Wer ist denn das?«
»Das ist Benny«, sagte Pinky. Er sprach sehr leise, als lege er Wert darauf, von keinem der Gäste verstanden zu werden. »Wir suchen dich schon seit einer halben Stunde, mein Junge.«
»Wie habt ihr mich gefunden?« wollte Lanny wissen.
»Dinah sagte uns, welche Lokale du am häufigsten besuchst. Drei haben wir schon durchgekämmt.«
»Dinah? Ihr seid bei Dinah gewesen?«
»Sie macht sich Sorgen um dich«, sagte Pinky. »Komm mit. Sie sitzt draußen im Wagen.«
Lanny nickte. Ihm wurde schon wieder der Kopf schwer. Er hatte Mühe, seine Gedanken in Fluß zu halten. Er legte einen Zwanzigdollarschein auf den Tresen und sagte großspurig: »Der Rest ist für dich, Baby. Kauf dir ’n Cadillac dafür.« Dann glitt er vom Hocker und verließ, von den beiden Männern flankiert, das Lokal.
»Wo ist Dinah?« fragte er, als sie auf der Straße standen. Es hatte zu regnen begonnen. Lanny hatte keinen Mantel bei sich und bangte um seinen neuen Anzug. In diesem Moment spürte er den scharfen Druck eines harten Gegenstandes im Rücken. Lanny holte tief Luft. Er wußte genau, was das zu bedeuten hatte.
Im Moment stand nur noch Pinky Berger neben Lanny.
»Du wirst schön brav sein, Lanny-Boy«, sagte Berger spöttisch. »Benny ist ein bißchen trigger-happy, weißt du. Er zieht für sein Leben gern am Abzugshahn!«
»Was soll das bedeuten?« stieß Lanny hervor. Noch immer überwogen bei ihm Erstaunen und Ärger die aufkeimende Angst.
Pinky blickte die Straße hinauf und hinab. In etwa dreißig Yard Entfernung betrachtete ein junges Pärchen die Auslage eines Geschäftes. Drei, vier Wagen fuhren dicht hintereinander und ziemlich schnell die Straße entlang. »Nimm die Hände in den Nacken!« befahl Benny, der sehr dicht hinter Lanny stand.
Lanny gehorchte. Pinky sicherte sich mit geübtem Griff Lannys Pistole. Er zog sie mit nur zwei Fingern aus der Schulterhalfter. Lanny bemerkte erst jetzt, daß Pinky Handschuhe trug.
»Ich möchte die Fingerabdrücke nicht verwischen«, sagte Pinky grinsend. Er legte die Pistole sehr vorsichtig zwischen ein blütenweißes Taschentuch und schob sie dann in die Rocktasche. »Deine Fingerabdrücke, Lanny-Boy!«
Benny bohrte die Waffenmündung noch nachdringlicher in Lannys Rücken. »Beweg dich, mein Junge! Du kannst die Hände wieder herabnehmen. Komme aber nicht auf den Gedanken, die Kurve kratzen zu wollen!«
Lannv begann zu schwitzen. »Was ist los, Pinky?« fragte er. »Ich kann einfach nicht glauben, daß Rod diesen Unsinn billigt. Du weißt genau, was ich für euch getan habe.«
»Was denn?«
»Ich habe zwei Spitzel aus dem Wege geräumt, für lumpige fünftausend Bucks!«
»Das war doch deine Idee, oder?«
»Rod hat sie gutgeheißen.«
»Gehen wir!« sagte Pinky. Er faßte Lanny am Unterarm und führte ihn über die Straße. Benny, der Mann mit der Pistole, blieb dicht hinter ihnen.
Lanny verfluchte seinen Leichtsinn. Rod hatte ihn gewarnt! Warum hatte er sich unter diesen Umständen in die verdammte Kneipe gesetzt? Jetzt fühlte er sich schwach in den Knien, seine Gedanken purzelten durcheinander, und hinter seiner Stirn saß ein schwacher, lastender Druck. In dieser Verfassung war er der Situation einfach nicht gewachsen.
Sie erreichten, ohne ein weiteres Wort gewechselt zu haben, einen kleinen, notdürftig von zwei Lampen erhellten Parkplatz. Pinkys Wagen stand in der hintersten Reihe. »Einsteigen!« befahl Benny. »In den Fond!«
Lanny gehorchte. Der Pistolenheld nahm neben ihm Platz. Pinky setzte sich ans Steuer. Pinky steckte sich eine Zigarette an und inhalierte tief. Dann drehte er den Zündschlüssel herum. Die Maschine sprang sofort an. Sie fuhren los.
»Was habt ihr mit Dinah gemacht?« fragte Lanny.
»Um die brauchst du dich nicht mehr zu sorgen«, sagte Pinky spöttisch.
»Ich verlange eine Erklärung, was hier eigentlich gespielt wird!« begehrte Lanny auf.
»Dinah hat gesungen, Lanny-Boy.« Lanny
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