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Jerry Cotton - 0508 - Die Bombe tickt

Jerry Cotton - 0508 - Die Bombe tickt

Titel: Jerry Cotton - 0508 - Die Bombe tickt Kostenlos Bücher Online Lesen
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einmal begegnet war. Irgendwo, auf einer unserer Karten, in einem Verbrecheralbum oder auf einem Steckbrief.
    Der Mann entsprach ziemlich genau dem Alter, auf das ich ihn geschätzt hatte. Sein Gesicht war rund, voll und glattrasiert. Er hatte kleine, dunkle, weit auseinanderstehende Augen und schmale, fast farblose Lippen mit schorfiger Haut. Sein Haar war dunkel, kurzgeschnitten und borstig. Das alles registrierte ich blitzschnell. Ich sah auch die Holzlatte in seiner Hand. Im nächsten Moment schlug der Gangster zu. Ich konnte noch die Hand zurückziehen, so daß er nur die Leiter traf. Ich kletterte rasch ein paar Sprossen tiefer. Keinen Augenblick zu früh. Der Gangster versuchte jetzt meinen Kopf zu treffen. Er stand am Rande des Daches. .
    »Komm doch ’rauf!« höhnte er. »Hast du Angst, G-man?«
    Weiter kam er nicht. Ihm verschlug es einfach die Sprache. Dicht neben mir klatschte eine Kugel in die Wand.
    Über mir warf sich der Gangster flach auf das Dach. Offenbar glaubte er, daß der Schuß ihm gegolten hatte. Ich wandte den Kopf, um festzustellen wer der Schütze war und wo er stand.
    Er lehnte aus dem offenen Fenster von Rita Fellonis Mansardenwohnung und zielte genau auf mich. Die Entfernung zwischen uns betrug etwa dreißig Yard.
    Ein einziger Blitz zuckte aus dem Gewehrlauf. Ich ließ mich an der Leiter abwärts gleiten. Es krachte abermals. Der Schuß fegte dicht an mir vorbei. Ich war jetzt ganz sicher, daß es der Kerl auf mich abgesehen hatte.
    Ich erreichte wieder das Dach und sprang aus der Gefahrenzone. Hinter einer der Schornsteingruppen ging ich in Deckung. Um mich her ein Meer von Dächern und Häusern. Nirgendwo ein Mensch zu sehen. Aber die Schüsse mußten doch gehört werden!
    Plötzlich vernahm ich das leise Aufklatschen von Gummisohlen. Der Schütze hatte die Mansardenwohnung durch das Fenster verlassen. Er pirschte sich heran.
    Ich peilte die Lage. Wenn ich jetzt startete, hatte ich eine gute Chance. Lautlos huschte ich los. Ohne von dem Schützen gesehen zu werden, erreichte ich den Treppenhauszugang. Ich nahm hinter dem Häuschen Deckung. Der Unbekannte stand geduckt, wie zum Sprung bereit. Er war nur knapp drei Schritte von der Schornsteingruppe entfernt, hinter der er mich vermutete. Ich konnte das Gesicht des Mannes deutlich erkennen. Es war scharf, hager und verkniffen. Das überlange, sehr volle Haar kräuselte sich in seinem Nacken zu einer Rolle. Der Kerl war höchstens achtundzwanzig Jahre alt. Er trug sehr eng anliegende Hosen, Segeltuchschuhe mit Gummisohlen und ein knallgelbes Sporthemd. Das Gewehr hielt er im Anschlag.
    Er zögerte. Die Stille war ihm unheimlich. Er schien zu wittern, daß etwas nicht stimmte. Ich blickte hinüber zu dem geöffneten Mansardenfenster. Was war aus Rita Felloni geworden?
    Der Mann mit dem Gewehr tappte einen Schritt nach vorn, dann blieb er wieder stehen. Er schien zu fürchten, daß ich plötzlich auftauchen und ihn überrumpeln könnte. Das Gewehr war, wie er wußte, keine zuverlässige Waffe für einen Nahkampf.
    »Was, zum Teufel, treibst du eigentlich da unten, du Idiot!« brüllte es in diesem Moment vom Dach des Nebenhauses her. »Er ist rechts von dir, hinter dem Häuschen.«
    Der Mann, den ich verfolgt hatte, stand hart am Rande des höher gelegenen Daches. Er gestikulierte wild mit seinen Armen. Ich sauste blitzschnell um das Häuschen herum. Ein Gewehrschuß krachte. Neben mir flogen Gesteinsbrocken durch die Luft. Im nächsten Augenblick hatte ich schon die offenstehende Tür passiert. Ich jagte die Holztreppe hinab und gelangte in einen schmalen Korridor, der zum eigentlichen Treppenhaus führte.
    Aus Rita Fellonis zersplitterter Wohnungstür fiel Licht auf den Flur. Ich raste darauf zu und war in der Wohnung, noch ehe mein Verfolger die Holztreppe herabgepoltert kam. Ich hatte das Gefühl, daß er sein Tempo verlangsamte. Die vielen dunklen Ecken und Winkel machten ihn mißtrauisch.
    Im Wohnzimmer sah es wüst aus. Umgeworfene Stühle, eine zersplitterte Vase und der verrutschte Teppich erinnerten an die Auseinandersetzung, die hier stattgefunden hatte.
    »Miß Felloni!« rief ich gedämpft. Keine Antwort!
    Ich blickte rasch in die Küche. Leer! Ich huschte zurück und preßte mich dicht neben der Wohnungstür mit dem Rücken flach an die Wand. Ich rechnete damit, daß der Mann mit dem Gewehr auftauchen würde.
    Aber draußen blieb alles still. Sekunden dehnten sich zu Minuten. Nichts geschah. Von meinem Standort aus konnte

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