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Jerry Cotton - 0515 - Ein Moerder macht Musik

Jerry Cotton - 0515 - Ein Moerder macht Musik

Titel: Jerry Cotton - 0515 - Ein Moerder macht Musik Kostenlos Bücher Online Lesen
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verwendeten Gläser waren längst geleert und ausgespült worden. Möglicherweise hatte Heflin sogar dafür gesorgt, daß das fragliche Glas überhaupt aus dem Verkehr gezogen worden war.
    Heflin konnte nur im Auftrag eines Dritten gehandelt haben. Ganzetti? Ich hielt das für wahrscheinlich. Aber welche Verbindungen bestanden zwischen Ganzetti und Legrelle? Was konnte den Gangster veranlaßt haben, den Franco-Algerier aus dem Wege zu räumen?
    Rauschgift?
    Ich kam immer wieder darauf zurück. Es war das einzig denkbare Bindeglied. Nur war Mark Lennon niemals süchtig gewesen. Das gleiche traf auf Virginia Vermont und Legrelle zu. Ging es also um den Handel mit Rauschgift?
    Meine Gedanken irrten ab, zu Phil.
    Wo war er in diesem Moment? Sein Schicksal lag mir mehr am Herzen als alles andere. Die Bearbeitung der Mordfälle Lennon und Vermont ging automatisch weiter. Für mich kam es in erster Linie darauf an, Phil zu finden. Aber um das zu erreichen, mußte ich die Hintermänner der Morde finden. Es war ein Teuefelskarussell, von dem ich nicht mehr abspringen konnte.
    Ich beschloß, zu Heflin zu fahren. Er war clever, raffiniert und skrupellos, aber sein Schweißausbruch in der Bar hatte auch gezeigt, daß er Angst und Nervosität kannte. Ich nahm mir vor, diesen Umstand für meine Zwecke auszunutzen.
    Heflin wohnte in Brooklyn, in einer alten heruntergekommenen Mietskaserne, deren Fassade seit Jahrzehnten vergeblich von Pinseln und Farbe träumte. Es war neun Uhr zwanzig, als ich den Jaggy vor dem Haus in eine Parklücke fädelte und mich aus seiner ledernen Umarmung befreite. Ich steckte mir eine Zigarette an. Heflins Lebensgewohnheiten ließen darauf schließen, daß er um diese Zeit noch in seinen Federn lag. Beim bloßen Gedanken daran verspürte ich ein sehnsuchtsvolles Ziehen an meinen Augenlidern, aber als ich an Phil dachte, war das Schlafbedürfnis sofort wie weggeblasen.
    Ich stellte am Klingelbrett fest, daß Heflin ein Apartment in der vierten Etage bewohnte. Das Hausinnere war dunkel und von undefinierbaren Gerüchen erfüllt. Es gab zwar einen Lift, aber der war außer Betrieb. Ich hatte Mühe, das Schild zu entziffern, das diesen Übelstand anzeigte. Ich ging auf die Treppe zu und hatte plötzlich das Gefühl, nicht allein zu sein.
    Irgendwo bewegte sich etwas. Ich grinste, als mir eine Katze über die Füße huschte und miauend in irgendeiner dunklen Ecke verschwand. Ich ging auf die Treppe zu und spürte hinter mir einen kaum wahrnehmbaren Luftzug. Da er sich mit einem fremden, eine Gefahr signalisierenden Geräusch verband, wirbelte ich herum.
    Meine Reaktion hatte zwar sehr rasch begonnen, aber sie endete in der lahmen trägen Bewegung eines Menschen, der piötzlich die Kontrolle über sich verliert.
    Die Stahlrute mit der lederumspannten Bleikugel traf mich dort, wo mein Kopf am empfindlichsten war. Mir schien es so, als würde mein Körper mit ein paar tausend Volt aufgeladen. Sie pflanzten sich bis in die äußersten Nervenenden fort. Ich trudelte zu Boden und vergaß das Aufstehen. Als ich wieder zu mir kam, strich ein Kätzchen klagend um meinen Kopf. Ich hielt die Augen geschlossen und genoß das beruhigende Empfinden, die tröstende Wärme eines Lebewesens zu verspüren. Ich merkte, daß ich auf dem schmutzigen Beton des Hausflurs lag. Ich scheute mich davor, die Augen zu öffnen und mich zu bewegen. Ich wußte genau, daß das der Startschuß für eine Menge blödsinniger Schmerzen sein würde. Aber ich konnte hier nicht liegen bleiben und dem Kätzchen als Spielgefährte dienen. Ich streckte die Finger aus und fuhr dem Kätzchen sanft über das Fell. Dann richtete ich mich auf. Prompt machte sich hinter meiner Stirn eine höchst unzweckmäßige Mechanik bemerkbar, die mit Nadeln und Hämmerchen gegen meine Stirnwand anrannte. Ich hob die Lider und stellte fest, daß ich genau unter dem Treppenaufgang lag. Niemand hatte mich bemerkt. Möglicherweise war ich nur kurze Zeit ohnmächtig gewesen, und niemand hatte in der Zwischenzeit den Hausflur betreten oder verlassen. Ich stand auf und hielt mich an der Treppe fest. Die teuflische Mechanik ging noch einmal auf Touren, dann ging ihr allmählich der Dampf aus.
    Ich stieg zum vierten Stockwerk hinauf und hatte dabei das Gefühl, daß es leichter sein müßte, die Nordwand des Himalaja im Alleingang zu nehmen. Endlich stand ich vor Heflins Tür. Ich gönnte mir eine kleine Verschnaufpause und drückte dann den Klingelknopf.
    Es war beinahe so,

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