Jerry Cotton - 0521 - Ich bluffte John den Racheboss
das man vielleicht Jagdinstinkt nennen konnte und das ihn zu einem ausdauernden Verfolger werden ließ, sobald er erst einmal glaubte, eine Fährte gewittert zu haben. .
Mit dem Zettel des Jungen setzte er sich in den Dienstwagen, der schräg gegegenüber dem Hotel geparkt war, und rief die zentrale Funkleitstelle der Stadtpolizei von New York an.
»Ich brauche den Halter eines Kraftfahrzeugs«, sagte er. »Dringend. Hier spricht Sergeant King von der Vierten Mordkommission Manhattan Ost.«
»Okay, King, geben Sie uns das Kennzeichen durch, alles andere erledigen wir für Sie.«
King las die Nummer vor. Wenn man das Kennzeichen weiß, ist es eine Sache von wenigen Minuten, festzustellen, auf wessen Namen der betreffende Wagen zugelassen ist. Die Stadtpolizei von New York ist dank einer elektronischen Datenverarbeitungsanlage außerdem in der glücklichen Lage, ebenfalls innerhalb weniger Minuten zu sagen, ob für das betreffende Kennzeichen polizeiliche Eintragungen vorliegen. Wenn der .Betreffende vor zehn Tagen eine gebührenpflichtige Verwarnung erhalten und immer noch nicht bezahlt hat, wird es bei solchen Gelegenheiten ausgegraben.
Es dauerte nicht lange, da meldete sich die Funkleitstelle wieder.
»Sie haben heute unerhörtes Glück, King.«
»Wieso?«
»Der Buick wurde um siebzehn Uhr zwanzig beim 32. Revier als gestohlen gemeldet. Um zwanzig Uhr sechs fiel er einer Streife auf, weil er ohne Parklicht in einer dunklen Seitenstraße herumstand. Der Besitzer konnte noch nicht verständigt werden, weil er anscheinend nicht zu Hause ist.«
»Wie heißt der Halter des Wagens?«
»Ben Andrews. Er wohnt in der 14. Straße.«
»Und wo steht der Wagen jetzt?«
»Die Kollegen haben ihn erst einmal mitgenommen zum 32. Revier und ihn dort auf dem Hof abgestellt, damit der Schlitten nicht noch einmal gestohlen wird.«
»Ich muß mir den Wagen mal ansehen. Ich fahre zum 32. Revier.«
»Okay. Noch etwas?«
»Nein, das war’s. Gebt mir eine Verbindung mit dem Geschäftszimmer meines Vereins.«
»Vierte Mordkommission? Ost oder West?«
»Ost.«
»Wir verbinden.«
Obgleich Harry Easton mit all seinen Leuten unterwegs war, war die Telefonzentrale der Mordabteilung Ost besetzt. King erzählte von dem Buick und bat, den Lieutenant zu informieren, sobald er in sein Office zurückkehrte. Danach fuhr er zum 32. Revier, wies sich aus und wurde von einem Cop in den Hof geleitet, wo man ihm den dunklen Buick zeigte.
Sergeant King trug der Kälte wegen ohnedies Handschuhe, so daß er keine Angst zu haben brauchte, selbst Fingerspuren an dem Fahrzeug zu hinterlassen, wenn er es einer genaueren Betrachtung unterzog. Von dem Cop ließ er sich eine starke Taschenlampe holen, schloß vorsichtig die Tür des Wagens auf und machte sich an eine gründliche Durchsuchung.
Seine Mühe blieb nicht ohne Lohn. Als er hinter den Vordersitzen auf dem Boden des Wagens herumkroch, spürte er eine Erhebung unter dem Fußteppich. Er zog ihn hoch und fand eine leere Geschoßhülse.
»Sieh mal an«, sagte er und zeigte dem Cop seinen Fund. »Das verdammte Ding, das hier einmal als Geschoß darauf saß, hat heute abend eine Frau getötet. Haben Sie im Revier eine eigene Kriminalabteilung?«
»Wir haben ein paar Detektive, wie fast jedes Revier.«
»Gehen Sie ’rein, und holen Sie einen der zivilen Kollegen. Er möchte alles mitbringen, was man zum Sichern von Fingerspuren braucht.«
»Okay, Chef.«
Der Cop nickte und marschierte auf den hinteren Reviereingang zu. Sergeant King setzte seine Durchsuchung des Fahrzeugs fort. Die Kälte kroch ihm von den Füßen her nun schon in die Waden hinauf, aber im Augenblick hatte er sie völlig vergessen.
Also, die Sachlage ist ziemlich klar, dachte er. Kurz vor der Ermordung der Frau haben die Mörder den Buick gestohlen, haben sich damit gegenüber dem Hotel aufgebaut und gewartet, bis die Frau mit dem Mann aus dem Hotel kam. Danach hat einer mit einer Maschinenpistole geschossen. Wahrscheinlich vom Rücksitz aus. Er hat zwar beim Verlassen des Fahrzeugs die herumliegenden Geschoßhülsen eingesammelt und mitgenommen, aber eine hat er übersehen.
Wie wird sich einer hinsetzen, der aus einem fahrenden Wagen heraus mit einer Tommy Gun einen Mord begehen will? King drehte das Fenster herunter und versuchte ein paar Sitzhaltungen. Nachdem er die Haltung gefunden hatte, die der Mörder wahrscheinlich eingenommen hatte, wenn er kein Linkshänder war und keine sonstigen körperlichen Mängel
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