Jerry Cotton - 0524 - Sie starb in meinem Jaguar
herkam? Ich wette, daß er ihn schickte.«
»Ich habe nichts gesehen, nichts gehört!« versicherte der dicke Geschäftsführer schrill.
Ich wandte mich an Barbara. »Haben Sie das Licht ausgeschaltet?«
»Ja! Plates ganze Aufmerksamkeit war auf Sie gerichtet, Jerry. Ich bewegte mich langsam rückwärts bis zum Schalter. Haben Sie es nicht gemerkt?«
»Ihr Glück, daß es Plate nicht gemerkt hat.«
»Ich fürchtete, er würde uns vom Balkon aus niederschießen, und ich überlegte, was ich dagegen machen könnte. Mir fiel ein, daß wir bessere Chancen hätten, wenn kein Licht im Zimmer brennt. War das ein Fehler?«
»Kein Fehler! Ich kenne nicht viele Frauen, die in solcher Situation zur Kuhlen Überlegung fähig sind. Bitte, warten Sie auf mich. Ich hole meine Jacke. Ich möchte Sie nach Hause bringen.«
Mit dem Lift fuhr ich nach oben. Cossak und Barbara hatten Zimmer 13 nicht abgeschlossen. Der Tisch lag noch auf dem Boden. Jacke und Ausweis fand ich in der Nähe der Balkontür, die noch offenstand. Ich schloß sie, zog die Jacke an und fuhr hinunter.
»Nehmen Sie mich in Ihrem Fiat mit, Barbara?« Wir gingen hinaus. Ich zwängte mich zu ihr in den kleinen Wagen. Erst als der Schlitten rollte, erkundigte ich mich: »Verdanke ich die Warnung Ihnen?«
»Ich sah den Ford mit laufendem Motor in der Parallelstraße. Ich erkannte ihn.«
»Sie haben nie mit mir über Plate gesprochen, bis er in der Hotelbar auftauchte.«
»Der Ford gehört Gravdale«, sagte sie leise. »Gerade die Tatsache, daß der Motor lief, obwohl niemand im Wagen saß, erregte meinen Verdacht. Ich dachte, daß Gravdale den Jungen nur vorgeschickt haben könnte, daß er selbst in der Nähe sein und daß beide…«
Sie wollte nicht weitersprechen. Ich ergänzte: »… daß beide darauf aus waren, mich umzubringen.«
»Werden Sie Gravdale jetzt verhaften?«
»Ich fürchte, ich kann es mir noch nicht leisten. Gravdale wird behaupten, daß Plate auf eigene Faust gehandelt hat. Benutzte Plate den Wagen oft?«
»Sehr oft. Gravdale behandelte ihn als eine Art Chauffeur.«
»Das macht es noch schwieriger. Da Plate keine Schwierigkeiten hatte, den Ford für seine Zwecke zu benutzen, fällt Gravdale das Ableugnen jeder Beteiligung noch leichter. — Halten Sie bitte an!«
Sie stoppte. Ich drehte das Fenster nach unten und lauschte. Ich hatte mich nicht getäuscht. Aus der Ferne wehte Sirenenheulen. Richardson hatte die State Police schon in Gang gebracht.
»Fahren Sie weiter, Barbara! — Kehrten Sie um, als Sie den Wagen sahen?«
»Ich fuhr zurück, lief in die Halle und schrie Cossak an, ich müßte Sie sofort sprechen. Ich wartete seine Einwilligung nicht ab, sondern rannte die Treppe hoch, und er rannte mir nach.«
»Sieht aus, als müßte ich mich bei Ihnen bedanken. Also, vielen Dank!«
Sie lächelte spöttisch. »Wenn ich bedenke, daß ich Ihnen das Leben gerettet habe, erscheint mir Ihr Dank verdammt wenig romantisch. Beantragen Sie wenigstens eine Rettungsmedaille für mich?«
»Ich glaube, Barbara, ohne Sie hätte ich Plate geschafft, aber ich hätte schießen müssen, und vielleicht hätte ich ihn dabei getötet. Ich bin Ihnen dankbar, daß Sie mich davor bewahrten. Ich hasse es, auf Menschen zu schießen. Leider kam Plate doch noch ums Leben.«
»Warum trat er plötzlich den Rückzug an, ohne seinen Auftrag auszuführen?«
»Er sollte mich erledigen; nicht auch Sie oder Cossak, und er sollte mich mit Dynamit töten, nicht mit drei oder vier Pistolenkugeln. Als durch Ihr Auftauchen sich die Voraussetzungen änderten, war er diesem Job nicht mehr gewachsen. Schließlich sind Sie die Freundin seines Chefs.«
»Mag sein, daß Gravdale solche Ansprüche erhebt«, antwortete sie scharf, »aber ich denke, ich habe Ihnen bewiesen, daß ich nichts mehr mit Gravdale zu schaffen haben will.«
»Leider wissen wir nicht, was Gravdale über diesen Punkt denkt. Wenn er herausfindet, daß Sie mich gewarnt haben, laufen Sie Gefahr, Opfer seiner Rachsucht zu werden. Wollen Sie Dukewarn nicht lieber für einige Zeit verlassen?«
»Wir sind angelangt. Hier wohne ich«, sagte sie. Den Fiat bugsierte sie in eine Lücke zwischen zwei Wagen. »Leider kann ich ihm keine Garage bieten. Ich fürchte immer, daß ihn irgendwer unter den Arm klemmt und wegträgt.« Wir stiegen aus, und ich brachte sie bis vor die Haustür. Sie schloß auf und reichte mir die Hand. »Gute Nacht, Jerry!«
»Sie haben meine Frage nicht beantwortet. Warum gehen Sie nicht
Weitere Kostenlose Bücher