Jerry Cotton - 0525 - Der Teufel mit der weissen Weste
York zurückbringen wollen?«
»Ja, Sheriff! Es ist Brian Mallroy. Er wird von der New Yorker Staatsanwaltschaft wegen Mordes gesucht.«
»Ekelhaft! Aber das ist Ihre Sache.« Sheriff Harbin wandte sich angewidert ab. »Ich kann diese verabscheuungswürdigen Subjekte nicht mehr sehen. Es ist zum Kotzen, daß man diese Burschen auch noch mit Samthandschuhen anfassen muß.«
Larry Harbin warf einen Blick auf seine Uhr.
»Ich würde vorschlagen, Cotton, daß einer von Ihnen mit mir nach Somerton fährt, damit wir schnellstens die notwendigen Schritte in die Wege leiten können. Es genügt doch, wenn zwei Mann von Ihnen zur Betreuung Zurückbleiben.«
»In Ordnung Sheriff! Ich bin bereit, selber mit Ihnen nach Somerton zu kommen, doch vorher möchte ich Sie noch mit einigen unerfreulichen Tatsachen bekannt machen.«
Ich wollte gerade von dem Mordanschlag berichten, als vor dem Fenster des Drugstores eine rote, feurige Lohe emporschoß. Dann folgte eine dumpfe Detonation. Ein glühender Feuerregen ging vor dem Fenster nieder. Carolyn drängte sich — einen ängstlichen Ruf ausstoßend — hilfesuchend an ihren Retter Brian Mallroy.
Don Lesser starrte mit offenem Mund auf das grandiose Schauspiel.
Ich stürzte, von meinen Kollegen und Larry Harbin gefolgt, auf die Veranda hinaus.
»Ich habe es doch gesagt! Da haben wir die Bescherung!« fluchte Steve Dillaggio.
»Ich werde verrückt!« stöhnte mein Freund Phil.
Der Jeep Sheriff Harbins stand in hellen Flammen. Vor der Kühlerhaube lag ein leerer umgestülpter Benzinkanister.
»Wenn ich den Kerl erwische, der mir diesen Streich gespielt hat…« knirschte Harbin erstickt. Seine Hände öffneten und schlossen sich vor ohnmächtiger Wut.
»Damit wäre unser Ausflug nach Somerton aufgehoben, Sheriff!« erklärte ich. Aber in mir begann es zu kochen. Ich hatte jetzt keinen dringenderen Wunsch, als den Mann kennenzulernen, der seit unserer Ankunft den Beelzebub spielte und uns davon abhalten wollte, mit der Außenwelt Verbindung aufzunehmen.
»Wer mag das nur getan haben?« fragte Jack Marchand beklommen, der mit uns auf die Veranda hinausgekommen war.
»Diese Frage sollten wir am besten Robby Baker stellen«, antwortete ich und ging in den Drugstore zurück.
Baker lehnte mit bleichem Gesicht an der Theke. Seine athletische Brust hob sich unter heftigen Atemzügen, als hätte er einen schnellen Lauf hinter sich gebracht. Kleine glitzernde Schweißperlen standen auf seiner Stirn. Mit einer heftigen Bewegung stieß er sich von der Theke ab und trat uns entgegen.
Bevor ich auch nur eine Frage stellen konnte, rief er erregt aus: »Was wollen Sie, Cotton?«
Ich musterte ihn schweigend.
Baker schlug die geballten Fäuste gegeneinander. »Machen Sie endlich das Maul auf, Sie arroganter Pinsel! Was wollen Sie? Wollen Sie mich etwa für den Brand da verantwortlich machen? Larry ist mein Freund! Warum sollte ich also seinen Jeep angezündet haben?«
Baker war in diesem Moment die Verkörperung des schlechten Gewissens. Seine ganze Haltung deutete darauf hin, daß er an dem Vorfall nicht ganz unbeteiligt war.
Warum verteidigte sich der Mann, bevor ihn überhaupt jemand zur Rede stellte? »Wo ist der Schwachsinnige, Baker?« fragte ich hart.
Bakers Gesicht verzerrte sich. In seinen Augen tobte ein unbändiger Zorn.
»Schaffen Sie mir sofort den Schwachsinnigen herbei, Baker! Ich gebe Ihnen fünf Minuten dazu!«
***
Es war so, als hätte der Bucklige nur auf ein Kommando gewartet. Wieder ertönte das nervenzerreißende, hohle Gelächter des Irren. Es kam aus dem oberen Stock des Wohnhauses. Boshaft hallte das schauderhafte Lachen durch das Haus, wurde zu einem teuflischen Gekicher und steigerte sich bis zum schrillen Diskant, der wie der Laut einer kreischenden Säge an unseren Nerven zerrte.
Der Schweiß strömte Baker jetzt förmlich in breiten Bächen über das verzerrte Gesicht.
»Holen Sie sich den verdammten Idioten selber, Cotton!« zischte er böse.
»Los!« rief ich Phil und Steve zu. Wir jagten quer durch den Drugstore, erreichten die Treppe und stürzten — vom Hohngelächter des Schwachsinnigen begleitet — hinauf in den oberen Stock. Wir erreichten ein Podest, von dem nach links und rechts ein schmaler Gang verlief. Wir blieben lauschend stehen. Das Gelächter des Schwachsinnigen war verklungen. Still und unheimlich lag der schwachbeleuchtete Gang vor uns.
»Phil, du nimmst die linke Seite«, flüsterte ich. »Und du, Steve, versuchst auf den
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