Jerry Cotton - 0525 - Der Teufel mit der weissen Weste
fauchte Steve Dillaggio.
Ich sah zurück, während mich der Irre weiterzog, und sagte zu meinem Freund: »Laßt ihn in Ruhe und bleibt im Abstand hinter uns. Wir werden sehen, was er vorhat.«
»Der Verrückte wird ihm den Hals umdrehen«, sagte Steve und faßte seinen Revolver fester.
Johnny hielt meinen Arm mit eisernem Griff und ging jetzt schnell bis zum Ende des Ganges auf ein Fenster zu. Seine klobige Faust ergriff die Verriegelung und riß das Schiebefenster in die Höhe.
»Mambra«, lallte er wieder und wies mit einer heftigen Gebärde auf die Nottreppe, die sich hinter dem Fenster befand.
Ich zuckte die Achseln. »Also gut! Ihr kommt nach«, sagte ich zu Phil. Ich war gespannt, wohin der Irre mich führen wollte.
Johnny schwang sich mit unglaublicher Behendigkeit durch das geöffnete Fenster, ohne jedoch meinen Arm loszulassen. Sofort waren Phil und Steve hinter uns.
Johnny deutete mit der Hand zur Scheune hinüber, deren Umrisse verschwommen in der Dunkelheit zu erkennen waren. Dann drängte er mich ungestüm die Treppe hinab in den Hof.
»Mambra!« Johnnys Stimme wurde weinerlich, als er mich über den Hof zog. Zielsicher strebte er auf das Scheunentor zu. Phil und Steve huschten nach links und rechts weg und kamen von zwei Seiten an der Schuppenwand entlang.
Der Bucklige stieß das Tor auf. Sein weinerliches »Mambra« wurde zu einem Wimmern. Er schob mich vor sich her. Der harte Griff an meinem Arm wurde zu einer Fessel.
Die Laterne am Rande der Bodenluke warf ein mageres, gespenstisches Licht in den mit Gerümpel vollgestopften Schuppen.
»Mambra Baker!« Johnny stieß mich gegen die Werkbank, auf der ich ihn hatte sitzen sehen, bevor der Mordschütze auf mich gezielt hatte. Dann hob Johnny mich wie einen Spielball auf die Werkbank. Er schwang sich neben mich, legte mir seinen Arm um die Schulter und zog mich, so als wollte er mir seine Zuneigung beweisen, an sich. Der muskulöse Arm lag wie eine stählerne Klammer um meine Schultern.
»Mambra Baker!« Johnny neigte den Kopf zur Seite. Ein gräßliches Winseln brach aus seiner Kehle.
»Hab keine Angst, Johnny! Baker wird dir nichts tun. Ich bin dein'Freund. Ich werde darauf achten, daß dir nichts geschieht. Warum hast du Angst vor Baker?« fragte ich ihn.
»Mambra«, stieß Johnny plötzlich mit schmerzverzerrtem Gesicht aus. Ein nervenzerreißender Jauler folgte. Dann rutschte der Irre von der Werkbank, warf sich auf die Knie und trommelte wie von Sinnen mit den Fäusten gegen die Erde. Er warf den Kopf in den Nacken und ließ ein schauderhaftes, wölfisches Geheul hören. Und immer war das Wort »Mambra« wie eine Beschwörungsformel aus dem Geheul zu vernehmen.
Und dann geschah das, was mir noch lange danach unerklärlich bleiben sollte. An der Rückseite der Scheune blitzte plötzlich ein Schuß auf.
Johnny faßte sich mit einer tastenden, erstaunten Gebärde an den Kopf. Blut quoll durch seine Finger. Mit einem Wutschrei warf er sich herum, stemmte sich hoch und starrte mich aus irren Augen an.
Bevor ich begriff, daß Johnny mich für den Angreifer hielt, hatte er mich gepackt. Wie eine Feder hob er mich hoch über den Kopf und wirbelte mich herum. Dann warf er mich mit aller Gewalt meinen anstürmenden Kollegen entgegen, während er sein schreckliches Höllengelächter ausstieß. Wir sahen nur noch, daß Johnny sich anschließend blitzartig aus dem Staube machte.
***
»Jetzt haben sie uns glücklicherweise zum zweitenmal an der Nase herumgeführt«, fauchte Steve aufgebracht, als wir über den Hof gingen.
»Nur mit dem Unterschied, daß es Johnny dabei ganz schön erwischt haben muß«, erwiderte ich. »Die Kugel hat ihn seitlich an der Stirn getroffen. Ich konnte es deutlich erkennen, bevor er mich als Wurfgeschoß benutzte. Selbst für den Fall, daß es sich um einen harmlosen Streifschuß handeln sollte, wird sich der Bucklige wohl kaum so schnell wieder in unsere Nähe trauen.« Mein Freund Phil schlug sich die geballte Faust gegen den Oberschenkel und knurrte ungeduldig: »Wir müssen ihn einfach finden! Der Kerl kann doch nicht so völlig spurlos verschwunden sein.«
»Und wenn er in die Savanna hinausgelaufen ist? Willst du ihn dort auch suchen?«
»Er kann niemals die ganze Nacht ohne die geringste Ausrüstung in der Wüste verbringen«, schaltete sich Sheriff Harbin ein. »Schon gar nicht, wenn er tatsächlich ernstlich verletzt ist.«
»Vielleicht sollten wir Baker einmal fragen, ob es zu Johnnys Gewohnheiten
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