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Jerry Cotton - 0526 - Zwei Schluessel fuer die Hoelle

Jerry Cotton - 0526 - Zwei Schluessel fuer die Hoelle

Titel: Jerry Cotton - 0526 - Zwei Schluessel fuer die Hoelle Kostenlos Bücher Online Lesen
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jetzt einen dunkelblauen Mohairanzug mit passender Seidenkrawatte — weiße Punkte auf rotem Grund. »Heben Sie die Hände!« befahl er.
    Ich gehorchte und musterte seine Schuhe. Ich konnte mich täuschen, aber sie sahen so aus, als seien sie handgefertigt. Alles an diesem Burschen war gut und teuer.
    »Drehen Sie sich mit dem Gesicht zur Wand«, fuhr er fort.
    Ich staunte. Seine Stimme klang jetzt normal, sie hatte ihren Brooklynakzent völlig verloren. Sie klang sogar so, als habe der Mann eine englische Schule besucht — Harrow oder eine ähnliche hochgestochene Anstalt.
    »Los, tun Sie, was ich Ihnen sage!« befahl er scharf. Ich befolgte seine Aufforderung.
    »Sind Sie bewaffnet?« wollte er wissen.
    Ich gab keine Antwort.
    »Ich sehe schon, daß sich unter Ihrer linken Achsel ein Revolver abzeichnet«, fuhr er in seinem untadeligen Englisch fort. »Ziehen Sie ihn heraus und lassen Sie ihn fallen. Benutzen Sie beim Herausziehen der Waffe bitte die linke Hand — es ist zwar etwas umständlich, aber gerade das wird Sie vor der Versuchung bewahren, mich mit irgendeinem Zirkuskunststück zu überraschen.«
    Ich schaffte es mit einigen Verrenkungen, den 38er Smith and Wesson Special aus der Halfter zu ziehen. Es tat mir whe, als ich ihn hart auf die Fliesen schlagen hörte. »Kicken Sie das Ding in meine Richtung«, befahl der Mann. Ich tat, was er verlangte. Er bückte sich und nahm die Waffe an sich.
    »Gehen wir ins Wohnzimmer«, sagte er dann und trat in die Diele. »Dort können wir uns besser unterhalten.«
    Eine Minute später stand ich an der Bar. Der Mann hatte es mir erlaubt, die Hände herabzunehmen und für uns beide einen Drink zu mixen. Er beobachtete mich dabei, seine Pistole schußbereit in der Rechten. Er vermied es, in meine Nähe zu kommen. Ich hatte den Eindruck, daß es nicht leicht war, ihn zu übertölpeln.
    »Stellen Sie mein Glas auf den kleinen Tisch da«, befahl er.
    Dann setzten wir uns. Der Mann nahm auf der Couch Platz. Ich ließ mich in einen Sessel fallen. Zwischen uns war ein niedriger runder Klubtisch mit Kristallglasplatte. »Also los«, sagte der Mann, »wo haben Sie den Schlüssel?«
    »Welchen Schlüssel?« fragte ich. »Wenn Sie nicht mitspielen, sehe ich mich leider gezwungen, Sie der Polizei auszuliefern«, sagte er.
    Das war die zweite Überraschung für mich in dieser Wohnung — eigentlich sogar die dritte, denn das plötzliche Auftauchen des Ünbekannten im Badezimmer war zweifellos ein Schock gewesen.
    »Bitte«, sagte ich. »Dort steht das Telefon!«
    Zwischen seinen Augen entstand eine steile Falte. »Wollen Sie auf dem Elektrischen Stuhl enden?« fragte er. »Sie haben das Girl getötet!«
    »Was wollen Sie mit diesem plumpen Manöver erreichen?« fragte ich ihn. »Sich rein waschen?«
    »Ich will das Geld zurück haben, weiter nichts.«
    »Soll das heißen, daß Sie es schon einmal besessen haben?« erkundigte ich mich.
    »Ich stelle hier die Fragen! Wo haben Sie den Schlüssel?«
    »Sie sprechen immerzu von einem Schlüssel…«
    »Ja, von dem Safeschlüssel«, sagte er ungeduldig. »Als ob Sie das nicht genau wüßten!«
    »Wer sagt Ihnen, daß das Geld in einem Safe liegt?«
    »Es ist nicht in der Wohnung. Also muß sie es in einem Safe aufbewahren. Wer sind Sie überhaupt?«
    »Jerry Cotton vom FBI.«
    »Machen Sie Witze? Als ich Sie gegen neun Uhr in die Wohnung einließ, sagten Sie…«
    »Das gehört zu meiner Rolle«, unterbrach ich ihn. Ich faßte in meine Tasche und warf ihm dann meine ID-Card zu. »Bitte, überzeugen Sie sich davon!«
    Er starrte den Ausweis an. Dann geschah etwas Merkwürdiges. Er steckte die Pistole ein und gab mir die ID-Card zurück. Plötzlich lachte er, ganz kurz nur und beinahe herzlich. »Das hat mir gerade noch gefehlt!«
    »Und wer sind Sie?« wollte ich wissen.
    Seine Unterlippe schob sich spöttisch nach vorn. Er stand auf und machte eine knappe Verbeugung. »Mein Name ist Heartfield«, sagte er. »John Heartfield, Sir!«
    Das saß.
    Es entsprach in der Wirkung einem Schlag zwischen die Augen. Ich blinzelte ungläubig. »Sie sind Mr. Heartfield — der Mann, dem die Millionen geraubt wurden?«
    »Das ist — pardon, war — mein Vater. Er ist vor drei Monaten gestorben. Ich bin der Sohn.«
    »Der Alleinerbe?«
    »Nein, ich habe noch eine Schwester.«
    »Wie sind Sie in die Wohnung gekommen?«
    »Über die Feuertreppe und das Küchenfenster. Es war wirklich sehr einfach.«
    »Und verboten«, sagte ich.
    Er lächelte matt.

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