Jerry Cotton - 0529 - Im Golfclub spielt ein Satan mit
weiter, wobei sie mit dem Kopf wackelte. »Wer sind Sie, junger Mann?«
»Mein Name tut nichts zur Sache. George kennt mich.«
Sie blickte mich wieder scharf an. Der Vorname, den ich genannt hatte, schien zu stimmen. Meine Chancen wuchsen, daß es tatsächlich der Gauner George Preston Price war, der hier seinen dunklen Geschäften nachging.
Und da kam auch schon eine Fistelstimme, die noch höher und verrosteter klang als die der Frau, aus einem der Zimmer.
»Was ist denn, Emmy? Warum kommst du nicht zurück?«
Ich lächelte besagte Emmy gewinnend an, und prompt öffnete sie mir die Tür. Bevor sie noch Zeit fand, mich einem erneuten Verhör zu unterziehen, war ich an der Tür, hinter der ich Price vermutete. Ich trat ein, ohne anzuklopfen.
Das Zimmer war hoch, roch muffig und war mit alten Möbeln vollgestopft. Hinter einem riesigen flämischen Schreibtisch hockte George Preston Price wie eine Spinne und blickte mir aus kurzsichtigen Augen entgegen. Die billige Nickelbrille war ihm auf die spitze Nase gerutscht. Er sah aus wie ein gerupfter Uhu.
»Sie wünschen?« fragte er ziemlich ungnädig.
Ich trat dicht vor den Schreibtisch. »Kennen Sie mich nicht mehr, Price?«
»Cotton, Jerry Cotton!« Es klang wie ein Stöhnen. Die Brille rutschte noch tiefer. Das unscheinbare Männchen schien auf Zwergenformat zusammenzuschrumpfen. »An… an Sie habe ich… überhaupt nicht mehr gedacht.« Unaufgefordert nahm ich in dem breiten Schaukelstuhl Platz.
Die Tür öffnete sich vorsichtig, und Emmy steckte ihren Geierkopf ins Zimmer. »Ist alles in Ordnung, Georgi?« flötete sie.
»Ja, ja, — laß uns allein. Ich habe mit dem Mister etwas zu besprechen.« Die Tür schloß sich.
»Ihre Frau, Price?«
»Habe keine Frau«, knurrte er. »Es ist meine Haushälterin.« Er schob die Nickelbrille höher und musterte mich. Wahrscheinlich wollte er meinem Gesichtsausdruck entnehmen, was er von mir zu erwarten hatte.
Ich lächelte freundlich und gewinnend.
»Was kann ich für Sie tun, Mr. Cotton.«
»Oh, nicht viel«, entgegnete ich. »Es handelt sich um den Mister, der Ihnen vor fünf Minuten einen Besuch abgestattet hat.« Es war ein Versuchsballon, den ich abschoß. Natürlich hätte der Kokser auch einen der anderen Mieter des Hauses besucht haben können. Aber ich war mir eigentlich ziemlich sicher, daß er bei Price gewesen war.
Doch Price war ein Fuchs, der sich nicht so schnell abschießen ließ. »Wen meinen Sie, Cotton?«
»Den Geschäftsführer vom Black-Yellow-Golf-Club.«
»Mr. Parry Gibson?«
Ich nickte, obwohl ich nicht wußte, daß der Kokser so hieß. Wir hatten zwar ein Protokoll im Büro liegen, doch alle Namen kann man nicht im Kopf behalten.
»Mr. Gibson sucht eine Apartment-Wohnung in der Nähe des Clubs und hat mich um meine Vermittlung gebeten. Das ist alles, Mr. Cotton.« Price begann in einem Karteikasten herumzukramen. »Wollen Sie die Eintragung sehen?«
Ich ließ mir die Karte zeigen. Nicht, weil ich mir davon etwas versprach, ich wollte nur sehen, ob ich vielleicht herausfinden konnte, seit wann dieser Gibson bei Price verkehrte.
Leider wies die Karte keinerlei Daten auf.
Ich gab sie zurück. »Das ist also alles, Price?«
»Ja, das ist alles, Mr. Cotton.« Mir kam es so vor, als ob sich sein schmallippiger Mund zu einem Lächeln verzog. Ich war sicher, daß er mir nicht die Wahrheit gesagt hatte, aber wie sollte ich ihm das Gegenteil beweisen?
Mehr einer augenblicklichen Eingebung als einer bestimmten Absicht folgend, sagte ich zu Price: »Mit dem Mord haben Sie ja wohl nichts zu tun!«
Die Augen des alten Maklers weiteten sich vor Entsetzen.
»Mord?« stieß er hervor. »Mord? Was denn für ein Mord?«
»Im Black-Yellow-Club ist ein Mann ermordet worden. Mr. Gibson war dabei!« klärte ich Price auf.
Der Blick des Alten flatterte. Nervös fingerte er mit einem Bleistift herum.
»Mit Mord habe ich nichts zu tun, bestimmt nicht, Mr. Cotton.«
George Preston Price verhaspelte sich: »Ich… ich… also… nein…«
Ich sah ihn ruhig an. Sehr ruhig und sehr fest. Spielte mir die augenscheinliche Nervosität und Unruhe des Alten die Wahrheit zu, die ich bisher vergeblich gesucht hatte? Ich war überzeugt, mit dem Mord im Golfclub hatte Price wirklich nichts zu tun. Aber warum war er so aufgeregt. Schien es ihm schon gefährlich geworden zu sein, mit Gibson in einem Atemzug genannt zu werden? Ich wartete. Denn ich hatte keinen Grund, Price irgend etwas vorzuhalten. Ich hatte nur
Weitere Kostenlose Bücher